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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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tief in die Stirn gezogene Wollmützen. Wield vermutete, der Wachmann hatte die Ankunft dieser nicht autorisierten Fahrzeuge bemerkt und deshalb mal nachgefragt. Wahrscheinlich wollten sie, falls möglich, jeden Ärger vermeiden, weshalb sie sich bislang relativ freundlich zu unterhalten schienen. Allerdings war damit zu rechnen, dass der Wachmann jeden Augenblick über sein Funkgerät alarmiert werden würde, und dann konnte die Sache aus dem Ruder laufen. Sie brauchten Verstärkung, und das ziemlich schnell. Was trieb eigentlich DI Rose? Hatte er die Nerven verloren? Wo blieb die Kavallerie?
    Und vor allem, wo zum Teufel steckte Andy Dalziel, wenn man ihn brauchte?
     
    Andy Dalziel hatte beide Arme um Hat Bowler geschlungen und wusste nicht, ob er ihm Trost spendete oder ihn in Gewahrsam hielt. Ein sehr seltsames Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, nämlich das äußerster Hilflosigkeit.
    Später, als er jedes Fitzelchen an Information über die Umstände von Rye Pomonas Tod zusammengetragen hatte, war er in der Lage, sie mit den anderen Hinweisen und Indizien und Geistesblitzen zusammenzufügen und zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, die zu monströs war, um sie offen auszusprechen, weshalb er sich sagen würde, so sei es am besten. Damit wäre ein notwendiger Schlussstrich unter alles gezogen.
    Doch hier, in dem unordentlichen Büro, den Jungen in den Armen, dessen Körper sich so leblos anfühlte wie der jener Toten, die nun im Leichenschauhaus lag, hätte er alles darum gegeben, um ihnen beiden wieder Leben einzuhauchen.
    In seiner Tasche begann sein Handy wie eine Fledermaus zu quietschen.
    Er ignorierte es.
    Das Quietschen hielt an.
    »Gehen Sie dran«, befahl Hat.
    Er glaubt, jemand könnte anrufen und sagen, alles sei ein schrecklicher Irrtum, dachte sich Dalziel. In seinem Leben, in dem viel zu viele Tote vorgekommen waren, hatte er zur Genüge erfahren, welch armselige, fadenscheinige Strohhalme Verzweifelte oft zu erhaschen versuchten.
    Er löste einen Arm aus der Umklammerung und zog das Handy heraus. »Dalziel«, sagte er.
    Hat, dicht an den Dicken gepresst, verstand jedes Wort, das aus dem Handy kam.
    »Chef, hier ist Novello. Hab schon die ganze Zeit versucht, Sie zu erreichen. Die Schlange ist baden gegangen. Sie haben vor dem Estotiland-Komplex die Fahrzeuge getauscht. Keiner scheint zu wissen, wo der Schatz ist …«
    »Gottsdonner!«, rief Dalziel aus.
    Er ließ Hat los und eilte in den Kontrollraum zurück.
    Berry sah von seiner Zeitung auf.
    »Fast da«, sagte er fröhlich und wies mit einem Kopfnicken auf den Monitor, wo das Blinklicht gerade die Stadtgrenze überquerte. »Sie wollen zum Empfangskomitee?«
    »Wichser!«, schnaubte Dalziel.
    Er stürmte wieder hinaus, wo ihm Hat über den Weg lief.
    »Wo willst du hin?«, fragte er ihn.
    »Zum Krankenhaus, wohin sonst?«, gab der junge Mann zurück.
    Wenn ein Halm bricht, greift man sich den nächsten.
    »Ich komme mit.«
    »Lassen Sie den Quatsch«, sagte Hat entschieden. »Sie sind hier beschäftigt.«
    Er schob den Dicken zur Seite und rannte die Treppe hinab.
    Dalziel sah ihm nach, das ungewohnte Gefühl kehrte verstärkt zurück.
    Dann legte er das Handy ans Ohr und sagte: »Ivor, bist du noch da?«
    »Ja, Sir.«
    »Bin unterwegs. Hör zu, du verfrachtest dich ins Leichenschauhaus des Krankenhauses. Bowler ist dorthin unterwegs. Ich will, dass du dich an ihn heftest wie die Scheiße ans Laken, verstanden? Lass ihn nicht aus den Augen. Wenn er aufs Klo geht, zählst du bis zehn, dann trittst du die Tür ein. Kapiert? Gut.«
    Er warf das Handy in seine Tasche und eilte so schnell die Treppe hinab wie der junge DC . Es fühlte sich wirklich so an, als würde es ein sehr, sehr schlechter Tag werden.
    Wenigstens konnte er, soweit er sah, nicht noch schlimmer werden.
     
    Pascoe sagte: »Ja, es gibt noch mehr und Ernsteres. Jake Frobisher. Sie erinnern sich an ihn?«
    Rootes Miene wurde ernst.
    »Ja, ich kannte ihn vage. Ein intelligenter junger Mann. Ein tragischer Unfall. Wurde sehr vermisst.«
    »Vor allem von Sam Johnson.«
    »In der Tat. Sam stand Jake sehr nahe, und natürlich war er zutiefst betrübt, als sich herausstellte, dass Jake zu weit gegangen war, dass er sich Pillen einwarf, um sich wach zu halten und sein Arbeitspensum zu schaffen.«
    Er formulierte sorgfältig seine Worte, wie ein Kind, das eine Lektion aufsagte.
    »Ja, ich verstehe, das war die offizielle Version«, sagte Pascoe. »Und ich verstehe auch, dass unter

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