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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erschien er mir.
    Ich wollte wirklich die Arbeit ernsthaft vorantreiben, und welch besseren Ort gäbe es dazu als ein luxuriöses Haus (das heraufbeschworene Bild einer hölzernen Bruchbude von Chalet tat ich sofort als pseudo-bescheidene Untertreibung ab, mit der die Reichen ihren Wohlstand hervorheben), umgeben von schöner Landschaft, dazu eine nette, mütterliche Haushälterin, die sich um mein Wohlergehen sorgt?
    Die Uni-Bibliothek brauchte ich eigentlich nicht, es sei denn wegen eines Sitz- und Arbeitsplatzes, nachdem Linda mir gesagt hatte, ich solle mir alle Bücher aus Sams Privatbibliothek holen, die mir für meine Forschungen relevant erschienen. Und ich wäre mit einem Schlag die bedrückende Gegenwart des armen alten Charley los.
    Ich ging zurück, um meine Sachen einzupacken und ihm von meiner Planänderung zu berichten.
    »Die Schweiz?«, sagte er gleichgültig. »Halten Sie sich von Kuckucksuhren fern.«
    Schließlich kritzelte ich eine Notiz an Jack Dunstan, den Obergärtner, erbot ihm meinen Dank und empfahl mich.
    Und wo bin ich nun? Wieder in einem Zug, da bin ich! Diesmal in Richtung Manchester. Eine mir innewohnende Sparsamkeit verbot mir, auf Lindas Vorschlag einzugehen und ein Taxi zu nehmen. Es würde ein Vermögen kosten, außerdem bringt mich der Zug so früh an meinen Bestimmungsort, dass mir noch genügend Zeit bleibt.
    Hier sind wir also. Ich hoffe, Sie und die liebe Mrs. Pascoe und Ihre liebenswürdige kleine Tochter verbringen ein frohes Weihnachtsfest, und da ich nun weiß, warum ich Ihnen schreibe, hoffe ich, es erscheint Ihnen nicht allzu aufdringlich, wenn ich Ihnen an Neujahr, das tatsächlich ein Gutes Neues Jahr zu werden verspricht, einige weitere Zeilen zukommen lasse.
     
    Freundlichst,
    Ihr Franny
     
     
     as darf doch nicht wahr sein!«, sagte Pascoe. »Hier ist schon wieder einer.«
    »Schon wieder was?«
    »Ein Brief von Roote.«
    »Ach, schön. Immer noch besser als diese rundlichen Rotkehlchen, die so viele ihren Karten beilegen. Eine wahre Epidemie. Die Medien sind voll damit, alle Welt ist vom Trivialen besessen.«
    »Woher kommt es dann, dass du Rootes triviales Geschreibe so interessant findest?«
    »Woher kommt es, dass du es so bedeutend findest? Komm, lass mal sehen.«
    »Einen Moment. Das ist ja wieder eine ganze Menge.«
    Er ging den Brief durch, Ellie griff sich die weggelegten Seiten und las sie mehr oder weniger zeitgleich.
    Nachdem sie kurz nach ihm mit der Lektüre fertig war, fixierte sie über den Frühstückstisch hinweg sein langes, nachdenkliches Gesicht. »Na, du Freund, Guru, Vaterfigur, was nervt dich dieses Mal?«
    »Ich fühle mich … wie von einem Stalker verfolgt.«
    »Einem Stalker? Verfolgt? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Sind doch nur ein paar Briefe …«
    »Vier. Vier Briefe stellen meiner Meinung nach eine Belästigung, wenn nicht gar Stalking dar, vor allem, wenn jeder für sich so lang ist wie mehrere normale Briefe zusammen!«
    »Das trifft vielleicht auf diese von E-Mails versauten Zeiten zu. Aber es hat doch was Rührendes, wenn sich jemand noch die Zeit nimmt und einen guten altmodischen, langen Brief verfasst. Und ich kann in diesem Brief beim besten Willen nichts finden, was du trotz deiner Polizisten-Neurose auch nur annähernd als bedrohlich auffassen könntest. Er macht sich sogar die Mühe, dich vor Charley Penn zu warnen, der sich, muss ich zugeben, seit Dees Tod ziemlich seltsam benimmt. Nicht dass er mir gegenüber jemals was in dieser Richtung erwähnt hat – schließlich kompromittiere ich mich damit, dass ich mit einem der Hauptverschwörer vögle –, aber ich kann dir sagen, irgendetwas gärt in ihm.«
    Ellie kannte Penn sehr viel besser als Pascoe. Sie gehörte der von ihm geleiteten literarischen Gesellschaft an, und nachdem ihr erster Roman im Frühjahr veröffentlicht werden sollte, hatte er sie in das Adyton der wahren Schriftstellergilde aufgenommen, worauf ihre Bekanntschaft einen Schritt in Richtung Freundschaft getan hatte, bevor Dees Tod dem ein Ende setzte.
    »Du glaubst doch nicht, dass Charley mit einem vergifteten Kugelschreiber auf mich losgehen wird, oder?«, sagte Pascoe.
    »Siehst du, ständig paranoid. Wenn er auf dich losgeht, dann eher mit gezielten Schüssen in gedruckter Form. Das wäre seine Angriffsmethode. Schließlich ist er ein Mann des Wortes.«
    Noch im selben Moment wurde ihr bewusst, was sie hier sagte. Der letzte Mann des Wortes, der Wordman, der in ihr aller Leben

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