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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ist mit dem Kassettenrecorder, den ich mir hier an die Leiste geschnallt habe?«, sagte Dalziel.
    »Dann denke ich mir eben, dass Sie sich nur gefreut haben, mich zu sehen«, sagte sie keck.
    Er lachte. »Sie haben sich auf schlechte Gesellschaft eingelassen, Mädel. Also, erzählen Sie mir über Charley, inoffiziell.«
    »Was gibt’s da schon zu erzählen? Er bekommt es nicht auf die Reihe, dass sein alter Schulfreund und bester Kumpel ein Serienkiller war. Ende der Geschichte.«
    »Ende des ersten Absatzes«, sagte Dalziel. »Was hat er Ihnen sonst noch gesagt?«
    »Direkt? Nicht viel. Sitzt hier nur rum und blickt finster vor sich hin. Ich spür die ganze Zeit seinen Blick.«
    »Das ist alles? Hat er Ihnen nicht mal Gedichte oder so was geschickt?«
    »Ja, irgendwie, früher … ich meine, bevor das alles passiert ist. Hat wohl mal ein Auge auf mich geworfen. Wenigstens glaube ich das, vielleicht war’s auch nur so ein dämliches Spiel von ihm. Jedenfalls, Sie kennen doch diese deutschen Gedichte, an denen er schon die letzten tausend Jahre arbeitet?«
    »Heinkel«, sagte Dalziel.
    »Heine. Er ließ so ein seltsames Liebesgedicht liegen, an einer Stelle, von der er genau wusste, dass ich es finden würde. Dann tat er so, als sei alles nur reiner Zufall gewesen, aber mit seinem lüsternen Grinsen hat er ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass es das nicht war.«
    »Kann dem Kerl keinen Vorwurf machen, dass er’s versucht hat«, sagte Dalziel.
    »Nein? Gut, es war nicht richtig anzüglich, keine Belästigung, aber es irritierte mich zunehmend, und ich hätte was gesagt, wenn er nicht … wenn …«
    »Wenn er nicht so ein dicker Kumpel von Dee gewesen wäre«, vervollständigte Dalziel den Satz. »Aber diese Schmalzballaden schickt er nicht mehr, seitdem Dee das Licht ausgeblasen wurde?«
    »Nein, wenigstens das bleibt mir jetzt erspart. Obwohl, vielleicht wäre es besser, wenn er mich so lüstern anblinzelt, statt mich anzustarren, als würde er am liebsten … ich weiß nicht was.«
    »Sie fühlen sich also bedroht, dann wird in Ihr Apartment eingebrochen, und auf Ihrem Computer ist eine Botschaft, die direkt auf den Heinz verweist …«
    »Heine. Sind Sie da selbst draufgekommen, oder hat das Ihr zahmer Bluthund erschnüffelt?«
    »Hören Sie zu, Liebes«, sagte Dalziel gravitätisch, »manchmal ist das, was ein Bulle zu tun hat, weil er ein abgerichteter Spürhund ist, und das, was er zu tun hat, weil er den liebestollen Welpen gibt, ein und dasselbe. Warum grinsen Sie?«
    »Ich versuche Sie mir als liebestollen Welpen vorzustellen, Superintendent.«
    »Ich liebe es auch, wenn man mir das Bäuchlein krault, wie jeder Mann«, sagte Dalziel. »Dazu braucht’s nur eine kräftigere Frau, das ist alles. Worauf ich hinauswill, es geht bei diesem Fall nicht darum, Persönliches und Berufliches gegeneinander auszuspielen. Sowohl sein Köpfchen als auch seine Eier haben dem jungen Bowler gesagt, dass er das ansprechen sollte. So, nachdem wir das also geklärt haben, können wir uns wieder dem Eigentlichen widmen. Charley Penn jagt Ihnen Angst ein, der Einbruch könnte auf Charley hinweisen, warum laufen Sie dann nicht kreischend zur Polizei und bitten um Schutz?«
    Sie strich sich mit den Fingern durch ihr dichtes, braunes Haar, sodass ihre silberne Strähne sich kräuselte und schimmerte wie ein Fisch in einem moorigen Bach.
    »Wahrscheinlich wollte ich, dass alles vorbei ist«, sagte sie unglücklich. »Sie verstehen, einen Schlussstrich ziehen, sagen, das war’s jetzt, nun fange ich von neuem an. Man hat mir eine Therapie empfohlen, den ganzen Scheiß, aber ich wollte nicht. Zu sehen, dass es Hat wieder besser ging, ihm dabei helfen, das war für mich eine Art Ersatzheilung. Und das letzte Wochenende war, na ja, einfach toll. Ich war glücklich. Dann kamen wir zurück, und ich sah die Wohnung, und ich wollte einfach, dass es nicht wahr war. Ich wollte nur aufräumen und so weitermachen, als wäre nichts geschehen.«
    »Kann ich verstehen. Wie geht es Ihnen jetzt? In der Lage, Anzeige zu erstatten?«
    Sie lachte. »Sie geben nicht auf, was? Gut. Ich werde offiziell zu den Akten geben, dass in meine Wohnung eingebrochen wurde. Aber ich zeige nicht mit dem Finger auf jemanden. Wenn Sie mit Penn reden wollen, dann ist das Ihre Sache. Er war vorhin an seinem Stammplatz, aber ich nehme an, momentan ist er auf einen Kaffee im Hal’s.«
    »Aye, dort hab ich ihn auf meinem Weg hierher gesehen.«
    Sie musterte

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