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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dieser Verfehlung getragen hätte. Es ist passiert und in der Tat nicht unüblich. Das Zölibat... nun, man sollte darüber nachdenken, welchen Nutzen es wirklich hat. Nein, es ist Schlimmeres geschehen. Ich übernahm wieder die Aufgabe eines Pfarrers, und diesmal traten in jener Gemeinde einige Fälle von Besessenheit auf. Man bat mich um Exorzismen. Ich tat es halbherzig, weil man mich drängte, und wunderte mich über die Erfolge, die ich damit erzielte. Einen Mann heilte ich von der Vorstellung, nächtens von Succubi, lüsternen Dämonen, verfolgt zu werden, ein Kind von krampfartigen Anfällen und Zuckungen, ein altes Weib von unflätigem Gezeter. Doch war es mir eigentlich immer so vorgekommen, als sei vornehmlich die Aufmerksamkeit, die man diesen Kranken durch die mysteriöse Zeremonie schenkte, das, was ihnen die Erlösung von den Leiden gab.«
    »Ihr saht nie den Teufel persönlich aus ihnen herausfahren?«
    Meiko hatte schon wieder ein schwaches Grinsen auf den Lippen und sah den Pater fragend an.
    »Nein, ich sah den Teufel nie. Aber mein Ruf verbreitete sich, und auch im Kloster selbst hatte ich einige Fälle, die sich an mich wandten. Als unser alter Abt zurücktrat, wurde ich für sein Amt bestimmt. Das war vor zweiundzwanzig Jahren. Für diese Aufgabe war ich noch sehr jung, fünfundvierzig Jahre erst. Ich nutzte die Privilegien, die mir der Titel gab, um Elene und ihre Tochter nach Paimpol zu holen. Elene erfreute sich keiner besonders guten Gesundheit, und sie starb vier Jahre später. Ihre Tochter lebte bei einerangesehenen Händlerfamilie, bis sie mit achtzehn heiratete. Im Jahr darauf gebar sie einen Sohn.« »Pater?«
    »Ja, Meinhard. Beatrice Treguir, deine Frau, war meine Tochter. Jehan, euer wohlgeratener Sohn, ist mein Enkel. Und meine Schuld ist es, dass Beatrice zu jener Engelmacherin ging, statt zu mir zu kommen. Denn weder Elene noch ich haben ihr jemals meine Vaterschaft offenbart. Zu unserem Schutz, nicht zu ihrem. Sie wusste nicht, dass sie sich an mich hätte wenden können. Dass ich Verständnis für sie gehabt hätte und ihr, auf welche Weise auch immer, geholfen hätte.«
    Meikos Gesicht spiegelte Verwunderung wider, nicht Zorn.
    »Pater, Beatrice hätte auch zu mir kommen können und Verständnis gefunden. Habe nicht ich sie monatelang allein gelassen? Abgesehen davon – sie hätte mir ja auch nicht untreu werden müssen. Sicher, es wäre wohl ehrlicher gewesen, Ihr hättet Euch zu Mutter und Tochter bekannt, aber das mag Eure einzige Schuld daran sein. Ihr habt anschließend dafür gesorgt, dass Jehan in gute Hände kam, und dafür bin ich Euch sehr dankbar. Vielleicht könnt Ihr nun dem Jungen ein Großvater sein. Ich habe den Eindruck, er liebt und vertraut Euch. Und er ist ein äußerst verständiger Junge, er wird auch die Vergangenheit akzeptieren.«
    »Du bietest mir große Geschenke an, Meinhard. Ja, ich will Jehan als meinen Enkel anerkennen und ihn auch meiner Familie anempfehlen. Aber ich habe noch eine weitere Bürde zu tragen. Höre auch den Rest der Geschichte.«
    »Pater, wäre nicht ein Beichtiger ein besserer Zuhörer als ich?«
    »Nein, gewiss nicht. Denn ich will dich etwas lehren.«
    »Dann will ich Euch weiter zuhören.«
    »Der Tod meiner Tochter machte mir sehr zu schaffen, und ich hegte einen Groll gegen die Engelmacherin, der ich die Schuld daran gab. Kurz danach kam mir der Fall einer weiteren Besessenen zupass, die den Verlust ihres ungeboren Kindes nicht verkraftet hatte und behauptete, Dämonen wollten sie hindern, gesunde Nachkommen zur Welt zu bringen. Auch sie hatte die Hebamme aufgesucht und Kräutertränke von ihr erhalten. So war es mir sehr leicht, bei dem Exorzismus, um den man mich bat, jene Frau zu beschuldigen, eine Hexe zu sein. Sie wurde eingekerkert und gefoltert. Ich wurde an einem späteren Tag zu ihr geholt, um ihr Glaubensfragen zu stellen, und als ich sah, was man ihr angetan hatte, war ich entsetzt. Sie war eine an Leib und Seele gebrochene Frau, kaum mehr als ein blutverkrustetes Häuflein Haut und Knochen. Ich setzte meinen ganzen Einfluss dazu ein, das Verfahren abzukürzen und das Urteil zu mildern. Es gelang mir, sie frei zu bekommen, doch sie wurde des Landes verwiesen. Was mit ihr geschah, konnte ich nicht mehr verfolgen, denn kurz darauf erkrankte ich. Es war eine seltsame Krankheit, die mich befiel. Mein Geist verwirrte sich, und ich konnte zuerst zeitweise, dann in immer längeren Abschnitten nicht mehr recht

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