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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Familienverpflichtungen ernst nimmt.
    Jehan: ein hübscher Jüngling, der noch an Wunder glaubt und Märchen liebt.
    Die Druitgin: ein kundiges Kräuterweib, das um viele Märchen weiß.
    Die Herrin der Quelle: die in den Märchen vorkommt.
    Hermann Kerpen: Advocatus, auf Reisen.
    Abt Ignaz: der auf Würde bedacht ist.
    Bruder Alwin: der im Krankenzimmer wirkt. Bruder Everard: der über die Gärten wacht.
    Elspet und Ines: zwei Klatschbasen in Rommerskirchen.
    Katryn: das Wäschermädchen, das gerne tuschelt. Ihre Freundinnen: die auf das Getuschel hören.
    Mattes: der Fassbendergeselle, der das Getuschel glaubt.
     
 
Weitere tierische Helden
     
    Raguna: die weise alte Luchsin.
    Engelbert: der faule Küchenkater.
    Laus und Wanze: zwei Schlägertypen aus den Ställen. Diabolo: der Streuner mit dem rauen Wesen und dem weichen Kern, sehr schwarz.
    Jako: der Hofhund, ein unangenehmer Charakter.

Das erste Kapitel
    Die Morgensonne hatte sich über dem Wald erhoben und versprach eine brennende Hitze für den ganzen Tag. Genauso, wie auch die Tage des August zuvor heiß und trocken waren. Zwischen den Stoppeln der abgeernteten Felder formte der Wind kleine Staubwirbel, und das verdorrte Gras am Rain raschelte, wenn das Lüftchen darüber streifte. Ein paar zornige Wespen summten über einem faulenden Apfel, und ein aufgeschreckter Hase hoppelte im Zickzackkurs Richtung Hecke. Mühsam zog ein schweres Pferd einen Wagen über den Karrenweg, der aus dem Dorf hinaus wer weiß wohin führte.
    Ich duckte mich, bis das Gefährt vorüber war. Unauffällig zu sein gehörte zu meiner zweiten Natur. Seit Anbruch der Morgendämmerung war ich bereits unterwegs, um meine Aufgaben zu erledigen. Nun hatte ich alles getan und war auf dem Weg zurück in die dämmerige Kühle meines Heims, um den Tag zu verdösen. Es war zu warm, um etwas anderes in Angriff zu nehmen.
    Die strohgedeckte Kate wartete auf mich zwischen einigen weiteren Häusern, die eine breite, ausgefahrene Straße säumten. Ich selbst bevorzugte jedoch den Weg durch die Gärten. Erbsen und Bohnen, an Stangen hochgebunden, reiften dort, Zwiebeln und Lauch verbreitetenihren unangenehmen Geruch, Lavendel und Thymian einen etwas besseren, und ein knorriger Birnbaum spendete wohltuenden Schatten. Zwischen den breiten Blättern der Kapuzinerkresse lugten leuchtende Blüten hervor, und an der Hauswand rankte sich das Geißblatt empor. Ein aus groben Zweigen geflochtener Zaun hinderte die kleine Hühnerschar daran, das ihnen bestimmte Areal zu verlassen. Er hinderte jedoch mich nicht daran, mit einem eleganten Sprung darüber zu setzen. Gackernd stoben die braunen Hennen davon, als ich zwischen ihnen landete. Es verwunderte mich, dass für sie noch keine Körner ausgestreut waren. Gewöhnlich erhob sich die alte Moen mit der Sonne und kümmerte sich um Haus und Hof. Auch der hölzerne Wassereimer stand noch unbenutzt neben dem Brunnen, und der Reisigbesen lehnte müßig an der Wand neben der Tür.
    Hier stimmte irgendetwas nicht.
    Der Fensterladen stand jedoch offen, und ich begab mich in das Innere der geräumigen Hütte. Ich hatte sie immer als eine recht komfortable Unterkunft empfunden. Der Dielenboden war sauber gefegt, der Tisch geschrubbt, eine irdene Schale mit Sommerblumen stand auf einer schweren Holztruhe. Neben dem Kamin war das Feuerholz aufgeschichtet, der geschwärzte Kessel mit dem Morgenbrei hing an seinem Haken. Es brannte aber kein Feuerchen darunter.
    Es stimmte also wirklich etwas nicht.
    Aus dem zweiten Raum der Hütte drang kein einziges Geräusch. Auch das beunruhigte mich. Denn wenn die Moen schlief, dann lauthals. Man könnte auch sagen, sie schnarchte wie ein Pechsieder. Undwie die schnarchen konnten, hatte ich oft genug im Wald mitbekommen.
    Ich sah also nach ihr und fand sie, in ihrem braunen Kleid und der weißen Schürze, die sie immer so sorgsam wusch und glättete, untätig in ihrem Sessel neben dem Bett sitzen. Das war sehr ungewöhnlich.
    Vorsichtig näherte ich mich ihr und äußerte kleine Begrüßungsworte.
    Sie reagierte nicht darauf.
    Sie sah noch nicht einmal auf. Ihr Kopf war ihr auf die Brust gesunken, der Haarzopf hing ihr, unordentlich vom Schlummer, über die Schulter, und ihre Hände hielt sie gefaltet im Schoß.
    Ich umrundete sie noch einmal, dann stupste ich sie an.
    Sie reagierte nicht.
    Mich beschlich eine gewisse traurige Ahnung. Sie wurde bestätigt, als ich mich auf ihre Knie begab und achtsam lauschte.
    Das regelmäßige

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