Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
doch es scheint nun gebrochen zu sein.«
»Wirre Träume«, murmelte Meiko, »von Wasser.« Er sank wieder zurück und schlief ein. Doch es warnun ein ruhiger Schlaf mit tiefen Atemzügen, der mich ebenfalls einschlummern ließ.
Auch ich war beruhigt und hoffte, diese Kapitel käme nun zu einem guten Abschluss.
Aber dann gab es doch noch eine unerwartete Wendung, die manche dunklen Punkte darin erhellte.
Ein vergangenes Kapitel
Melvinius kam wie versprochen gegen Abend wieder, und als er sich an Meikos Lager setzte, wachte der schließlich auf.
»Pater!«, krächzte er leise.
»Still, mein Sohn.«
Meiko schüttelte den Kopf.
»Was ist geschehen?«, wollte er wissen, richtete sich auf und stöhnte gequält.
»Du hast Schmerzen, nicht wahr?«
»Hier und da. Trotzdem, helft mir hoch!«
Melvinius stopfte ihm ein weiteres Polster hinter den Rücken und reichte ihm den Becher mit dem Kräutertrank, den die Druitgin gegen die Schmerzen gebraut hatte.
»Die Heilerin sagt, es braucht seine Zeit, bis die Wunden verheilen. Aber sie scheint ihr Handwerk zu verstehen.«
»Das tut sie wohl. Aber ich habe lange geschlafen.«
»Drei Tage. Nun gut, jetzt scheinst du wach und bei Sinnen zu sein. Es wird dir vermutlich nicht schaden, wenn ich dir berichte, was in der Zwischenzeit geschehen ist.«
Meiko nickte, und ich spitzte die Ohren.
»Es wird verbreitet, der Herr von Rommerskirchen sei auf der Jagd verunglückt. Auch unser Infirmariusbestätigte, die tödlichen Wunden seien durch einen Luchs verursacht worden. Von dem Hund, der ihn begleitet hat, fehlt jegliche Spur. Ist dir das recht?«
»Ja, Pater.«
»Der Advocatus wurde benachrichtigt. Er war heute Nachmittag bei mir, und im Beisein des Abtes habe ich ihm das Testament und die Besitzurkunden übergeben, die Kristin und Clemens in ihrem Haus gefunden haben.«
Eine ruckartige Bewegung warf mich fast vom Lager.
»Ihr habt das Testament?«
»Wie es scheint, hatte die Moen es unter einer besonderen Diele in ihrem Haus versteckt. Unsere Mirza hier hat den entscheidenden Hinweis gegeben.«
Meiko drehte sich zu mir herum, und über sein blasses Gesicht huschte ein Lächeln. Ich rieb meinen Kopf an seiner gesunden Hand. Er bewegte schwach die Finger, um mich zu kraulen, und ich gab kleine, gurrende Laute von mir, so sehr freute ich mich darüber.
»Ja, Mirza ist eine Katze voller Überraschungen.«
Meiko schloss die Augen und schien wieder einschlafen zu wollen, aber dann sah er plötzlich den Pater mit einem seltsam durchdringenden Blick an.
»So können meine Angelegenheiten jetzt geregelt werden, und sowie meine Kräfte zurückkehren, werde ich mein Erbe antreten. Aber Ihr, Pater Melvinius, tragt etwas auf Eurem Herzen. Ich fühle es.«
»Ja, Meinhard, ich trage seit langer Zeit eine große Last mit mir herum. Und warum auch immer, es ist mir jetzt und hier ein Bedürfnis, dir davon zu berichten.Fühlst du dich stark genug, einer Geschichte zuzuhören?«
»Ich fühle mich erstaunlich kräftig. Sprecht nur.«
»Vor nun bald achtundvierzig Jahren trat ich als junger Mann in das Kloster ein. Ich tat es mit dem aufrichtigen Wunsch, mein Leben der geistlichen Arbeit zu weihen. Man erkannte meine Wissbegier und meinen Lerneifer, und bald schon wurde ich zum Priester geweiht. Du weißt, unser Orden widmet sich der Seelsorge in den Gemeinden, und ich erhielt einen kleinen Sprengel, den ich zu betreuen hatte. Ich gab mir große Mühe, den Menschen die Wunder des Glaubens nahe zu bringen, und meine Predigten waren beliebt. Ein Adliger aus Lannion hörte davon und bat unseren Abt, mich an seinen Hof kommen zu lassen, um ihm und seinen Angehörigen zu dienen. Es war ein sehr bequemes Arrangement, und leider führte es mich in Versuchung. Es gab ein hübsches, junges Kindermädchen dort, Elene.« Melvinius hob die Schultern und seufzte. »Meine Torheit hatte Folgen. Sie wurde schwanger. Weder sie noch ich konnten das der Welt enthüllen, also verließ sie ihre Stellung, und ich bat, wieder ins Kloster zurückkehren zu dürfen. Meine Familie ist nicht unvermögend, Meinhard, und so wurde, über verschiedene Mittelsleute, für Elene gesorgt. An Geld und Unterhalt hat es ihr und dem Kind nie gemangelt.«
»Pater, ich bin recht weit herumgekommen. Glaubt mir, derartige Fälle gibt es zuhauf. Wenige der Geistlichen allerdings kümmern sich anschließend um die Frucht ihrer Sünde.«
Melvinius schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht so einfältig, dass ich über Jahre an
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