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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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scharf zur Rechenschaft gezogen. Es wird gesagt, Arnoldus habe laut geschluchzt.«
    »Ach ja!«
    »Er hat sich auf eine lange Wallfahrt begeben. Nach Jerusalem, wurde gemunkelt. Im härenen Büßerhemd und barfuß.«
    »Ich nehme an, damit hat er nun Grund zu schluchzen!«
    »Oh ja!«
    Menschen ohne Winterfell vertragen die Kälte nicht gut, und ohne ihre Stiefel und Schuhe sind ihre Hinterpfoten recht empfindlich. Doch ich kann nicht behaupten, dass großes Bedauern über das Schicksal desDiakons mich beutelte. Ebenso wenig wie Engelbert, der still eine Weile in Gedanken bei dem schluchzenden Arnoldus weilte.
    Er fuhr aber schließlich fort: »Die Dame Caroline war auch hier, sagt man. Sie hat Meinhard besucht. Es heißt, Meinhard sei derjenige gewesen, der ihr die letzte Nachricht von ihrem Sohn gebracht hat. Er ist ihm auf seinen Reisen begegnet, dann aber verschollen und für tot gehalten worden. Doch nun hat sie eine neue Botschaft erhalten, und es scheint Hoffnung zu geben, dass er doch noch lebt. Meinhard hat versprochen, der Meldung nachzugehen, sowie er seine Angelegenheiten geregelt hat.«
    »Das wird das hohlköpfige Huhn und die gefiederte Frau Johanna nicht besonders erfreuen.«
    »Sie haben, den Gerüchten zufolge, die Gegend bereits verlassen. Ziemlich fluchtartig, hört man.« »Ebenfalls in härenem Hemd und barfuß?« »Nein, aber zornig schluchzend.«
    »Ach ja!«
    Ich streckte mich befriedigt einmal vorne, einmal hinten lang.
    Dieses Kapitel konnte man also getrost zuschlagen.

Ein zärtliches Kapitel
    Am nächsten Tag fand ich das Kirchenportal geöffnet. Ich schlüpfte ins Innere.
    Welch eine Veränderung! Die Vorhänge zwischen den Säulen waren entfernt, das Gerüst abgebaut, Tiegel und Töpfe, Pinsel und Spatel, Eimer und Näpfe verschwunden. In seiner ganzen Schönheit lag das Wandgemälde vor mir. Da war die schwangere junge Frau mit den Lilien, dann mit dem Kind auf dem Arm, die Szene im Tempel, in der Melvinius und ich abgebildet waren, es folgte die finstere Pieta und als Letzte die Frau, die in Wolken gehüllt von flatternden Kleinkindern gekrönt wurde.
    Wieder war ich versucht, in die grünenden Landschaften zu steigen, aber ich wusste es ja inzwischen besser, auf welche Weise Meister Clemens und Kristin diesen Effekt erzeugt hatten.
    Dann aber stutzte ich. Nicht nur, dass die Bilder fertig waren, sie hatten auch eine kleine Änderung erfahren. Eine wunderbare Änderung, wie mir schien. Denn Maria, deren Gesicht mir immer sehr alltäglich vorgekommen war, trug nun ganz andere Züge. Kristin musste sie doch gesehen haben, die Herrin der Quelle. Es war ihr Antlitz, überirdisch schön und gütig, das mich aus fünf Bildern anlächelte. Und noch eine Veränderung fand ich. Im zweiten Säulenbogen, da, wojene Maria an einem Brunnen saß und ihr Kind stillte, da lagen zu ihren Füßen nicht nur Lamm und Hase, Igel und Füchslein zwischen Farnen und Vergissmeinnicht, sondern da lag auch eine dreifarbige Katze.
    Mit schwarzem Schwanz – wie der meine.
    Und schwarzer Nase – wie die meine.
    Und roten Ohren – wie die meinen.
    Und einer – hier musste ich doch wirklich stutzen – hauchfeinen, goldenen Aureole. Nicht die meine.
    »Man könnte es für blasphemisch halten, nicht wahr, Mirza? Aber ich muss der Künstlerin in diesem Fall ein aufmerksames Augen zugestehen. Du bist ein Wunder von einer Katze.«
    Meiko!
    Meinhard.
    Der Herr von Rommerskirchen.
    Er sah so verändert aus.
    Kein bisschen mehr der Gärtnerbursch, nicht der raue Seefahrer, nicht der schlichte Landedelmann mehr. Ein Herr, wahrhaftig. In seidenen Gewändern, einer schwarzen Samtschaube und blanken Stiefeln.
    Ich machte einige vorsichtige Schritte rückwärts. Er war mir so fremd.
    »Mirza, erkennst du mich nicht mehr?«
    Doch, aber würde er noch eine magere Hofkatze mögen?
    Er kniete sich nieder und hielt mir höflich die Hand hin.
    Ich blieb noch immer in sicherer Entfernung hocken.
    »Ach, Kätzchen, ich wäre wohl besser der struppige Gärtner geblieben. Alle Frauen, die ich liebe, weichen jetzt vor mir zurück. Kristin genau wie du!«
    Kristin? Aber sie hatte doch um ihn geweint? Sie hatte sich um ihn gesorgt. Sie hatte ihn gepflegt.
    Meinhard sah so unglücklich aus, dass ich einfach näher kommen musste. Ich schnupperte an seinen Fingerspitzen und war beruhigt. Unter all dem Putz und der vornehmen Gewandung roch er noch immer wie Meiko. Ich gurrte ihn an, wie ich auch meine Kinder zur Begrüßung angurrte.
    Er

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