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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bald.«
    Langsam ließ die Fee den Kelch sinken und neigte sich noch einmal zu mir. Ihre Finger strichen wie ein sanfter Frühlingswind über meine roten Ohren. Dann schien sie durchsichtig zu werden und wie ein blasser Nebel über dem Wasser zu schweben. Ein feines Lüftchen regte sich, die Oberfläche kräuselte sich wieder, und zurück blieb nur der Duft von regennassen Heckenrosen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Kristin mit kaum hörbarer Stimme. »Da war etwas, aber ich konnte esnicht genau erkennen. Wie ein Rauch, ein flüchtiger Schleier.«
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nichts Ungewöhnliches bemerkt, doch irgendwie schien das Wasser zu leuchten.
    »Die Herrin der Quelle – Ihr habt sie nicht gesehen?«, wollte Jehan wissen, auf dessen Gesicht noch immer der Abglanz tiefer Bewunderung stand. »Sie hat Mirza gestreichelt und mit dem Pater gesprochen.«
    »Hat sie das? Dann hast du sie wahrgenommen?« Kristin wandte sich an den Jungen, der sich jetzt von den Knien erhob.
    »Ja. Und auch Ihr, Pater Melvinius, nicht wahr?« »Auch ich, Jehan. Ja, auch ich! Und Mirza natürlich.«
    »Ja, Mirza ganz bestimmt.«
    »Mau!«, bestätigte ich das. Jehan und Melvinius hatten sie gesehen, Clemens nicht und Kristin vielleicht. Keiner von ihnen aber hatte die Verwandlung des alten Mannes in den schönen Feenprinzen bemerkt.
    Ich drückte mich an sein Bein, und er lächelte mir mit einem wissenden Zwinkern zu. Nun ja, dieses Rätsel war zumindest für mich nun gelöst.
    »Kostet das Wasser, Jungfer Kristin, ich glaube, Ihr werdet es süß und bekömmlich finden«, wandte er sich an die junge Frau. Kristin schöpfte eine Hand voll aus der Quelle und nippte daran.
    »Es ist köstlich und erfrischend. Wollt Ihr nicht auch davon probieren, Pater Melvinius?«
    »Nein, Kind. Noch nicht. Füllt Eure Krüge und lasstuns zurück zu unserem Freund eilen, der der Heilung bedarf.«
    Sie folgten seinen Worten, und mir bot man den Platz im Deckelkorb an, um den Heimweg darin anzutreten.
     
    Die Mitternacht war schon vorüber, als wir an der Kate der Druitgin eintrafen. Dort flackerte noch Licht hinter den Läden, und sie öffnete sogleich auf unser Klopfen. Mit dem Kopf stieß ich den Deckel hoch und beeilte mich, in Meikos Kammer zu schlüpfen. Er lag noch immer regungslos dort, mit flachem Atem und fliegendem Puls.
    »Ihr habt das Wasser?«
    »Ja, Druitgin. Gebt mir einen Becher, damit wir ihm etwas davon einflößen können.«
    Kristin und die Heilerin bemühten sich, Meiko aufzurichten, aber es war Melvinius, der ihnen den Becher aus der Hand nahm und dem es gelang, dem Fiebernden einige Tropfen davon auf die ausgedörrten Lippen zu geben. In seinem halb bewusstlosen Schlummer leckte er sie ab und seufzte. Der Pater tropfte weiter Nass auf seinen Mund, und wieder und wieder nahm der Fiebernde davon zu sich. Lange Zeit saß der alte Mann bei dem jungen, und mit sanfter Geduld hatte er ihn schließlich dazu gebracht, den ganzen Inhalt des Bechers zu schlucken. Ich war zwischendurch immer mal wieder eingedöst, merkte nur, dass die anderen den Raum verlassen hatten. Später, im Morgengrauen, war auch Melvinius auf seinem Stuhl zusammengesunken und schlief. Meiko hatte sich ein paarmal bewegt, war aber nicht wachgeworden. Am Vormittag war es Kristin, die sorgsam Tropfen für Tropfen auf seine Lippen träufelte, und als die Mittagszeit nahte, übernahm Jehan diese Aufgabe.
    Mir wollte scheinen, als ob die Hitze allmählich aus Meikos Körper schwand und sein Herz ruhiger zu schlagen begann. Ich erlaubte mir einen kurzen Spaziergang um die Hütte, fand im Garten Jezabel und berichtete ihr von dem nächtlichen Ausflug. Sie hörte zwar scheinbar kaum interessiert zu, aber hinter ihren goldenen Augen flackerte ein kleines bisschen Anerkennung auf. Sie gestattete mir, zwei gut gepolsterte Mäuse aus ihrem Revier zu naschen. Von ihr erfuhr ich auch, dass Melvinius am Morgen wieder zum Kloster gegangen war, aber in den Abendstunden zurückerwartet wurde.
    In der Krankenstube war alles weitgehend unverändert, die Druitgin saß nun an Meikos Lager und hielt ihm einen Löffel mit Wasser an den Mund. Als ich zu ihm auf die Decke sprang, flatterten seine Lider, und er sog tief den Atem ein.
    »Herr Meinhard!«
    Seine Augen sahen sich suchend um, und unendlich langsam drehte er den Kopf.
    »Herr Meinhard, seid Ihr wach?«
    »Druitgin?«
    Es war kaum hörbar, aber die Heilerin atmete erleichtert auf.
    »Ihr hattet ein böses Fieber,

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