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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sein!«, bestätigte ich auch und empfand geradezu eine Gier, über die Wurst herzufallen. Sie war nicht schlecht.
    Während ich sie vertilgte, begab sich Diabolo ebenfalls auf das Lager und unterzog die Kätzchen einer genaueren Musterung. Schließlich leckte er sie sorgfältig ab.
    »Hübsch.«
    »Mh.«
    »Deine Menschen suchen dich.«
    »Möglich. Aber im Augenblick will ich noch nicht gestört werden.«
    »Verständlich. Ich geh dann wieder.«
    »Diabolo?«
    »Mh?«
    »Du könntest auch bleiben.«
    »Mh.«
    »Sie brauchen viel Wärme.«
    »Mh! «
    Er blieb, und wir bildeten einen pelzigen Kokon um die Jungen, die blind und tapsig ihre Nahrung suchten oder einfach nur schliefen. In den Dämmerstunden ging Diabolo jedoch auf die Jagd, und wenn ich auchkeinen besonders großen Hunger hatte, so fand ich es doch sehr nett von ihm, mir von seiner Beute den einen oder anderen Happen abzugeben. In der fünften Nacht wurde ich einmal wach und sah das bärtige Gesicht Ragunas an der Fensterluke. Die Pinsel oben an ihren Ohren zitterten erfreut, als ich ihr meinen Nachwuchs präsentierte. Am Morgen zerrte Diabolo eine etwas zerfledderte Ente herein.
    Und dann, am achten Tag, bemerkte ich, dass die kleine gestiefelte Katze das erste Mal mit ihren runden Kulleraugen neugierig umherblickte. Die drei andern folgten ihrem Beispiel kurz darauf.
     
    »Sie müssen in der Hütte sein, Großvater«, hörte ich am Nachmittag Jehans Stimme. »Der schwarze Kater streicht beständig darum.«
    »Dann wollen wir mal einen Blick hineinwerfen. Aber leise und langsam, mein Junge, damit wir sie nicht erschrecken.«
    Mit einem Knarzen öffnete sich die Tür, und Licht fiel auf mein Lager.
    »Oh, schaut! Da sind die Kätzchen!«
    »Mirza, meine Liebe!«
    Ganz gerührt streichelte mich Melvinius, und ich ließ ihn die Kleinen vorsichtig in die Hand nehmen. Von diesem Tag an fand ich morgens und abends jeweils eine Schale dicker Milch und klein gehacktes Fleisch vor. Und schließlich war ich der Meinung, die Kätzchen könnten auch einmal eine Weile ohne mich auskommen, und nahm meine Runde in den Gärten wieder auf.
    Die Bäume waren kahl geworden, die Tage dunkelund wolkenverhangen. Aber der Frost schien noch auf sich warten zu lassen. Die Gärten waren abgeerntet, die Scheuern und Darren wohlgefüllt. Die Zeit, die ich mit der Geburt und Pflege meiner Kinder verbrachte, hatte mich fast die wunderlichen Wege der Menschen vergessen lassen, und meine Neugier ihnen gegenüber war beinahe eingeschlafen.
    Beinahe.
    Als ich jetzt die Basilika hoch aufragen sah, kitzelte mich erstmals wieder der Wunsch, zu wissen, ob Kristin oder Clemens noch darin arbeiteten. Also lenkte ich meine Schritte zum Portal.
    Es war geschlossen.
    Mäusedreck!
    Aber wo ein Wille, da ist auch ein Weg, und nichts bringt die kätzischen Lebensgeister so in Schwung wie eine geschlossene Tür.
    Die der Küche war es nicht.
    Engelbert, rund und träge, lag am Herd und döste. Ich zwickte ihn in den Schwanz.
    »Du schon wieder!«, murrte er. »Was willst du?«
    »Eigentlich wollte ich in die Basilika, aber da ich dich hier gerade treffe, könnte ich auch die Gelegenheit nutzen, etwas über den neuesten Klatsch und Tratsch zu hören.«
    Wenn Engelbert etwas noch mehr schätzte als seine Ruhe, dann war es der Klostertratsch. So erfuhr ich, dass Meiko sich noch ein paar Tage in der Infirmerie aufgehalten hatte, dann aber nach Rommerskirchen geritten sei. Der Abt habe ein großes Theater um ihn gemacht. Werter Herr hier und Edler Herr da, und die Bücher, die der Sivert ihm verkauft hatte, habe er ihmselbstverständlich wieder zurückgegeben. Ganz zerknirscht sei Vater Ignaz gewesen, weil er so lange blind für das wüste Treiben des vormaligen Herren von Rommerskirchen gewesen sei. Meinhard habe jedoch noch nicht einmal so getan, als ob er ihm Glauben schenkte.
    »Was ist eigentlich mit Arnoldus geschehen? Sonnt er sich noch immer im Wohlwollen des Abtes?«
    Engelbert gab ein für seine Verhältnisse geradezu bösartiges Fauchen von sich.
    »Arnoldus war zutiefst erschüttert, hörte ich sagen, als der Leichnam seines Freundes in das Herrenhaus gebracht worden ist. Er habe laut geschluchzt.«
    »Ach ja?«
    »Er kam zwei Tage darauf hierher zurück und fand das Klima äußerst frostig. Die Loyalität des ehrwürdigen Vaters gilt immer demjenigen, der Macht, Einfluss und Vermögen hat. Da er inzwischen von Meinhards Erbe und den üblen Intrigen und Anschlägen wusste, hat er Arnoldus

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