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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich Hippolyt zu erklären.
    Interessiert wanderte Elis Blick zwischen Gerwin und Hippolyt
hin und her. »Welch ein Jammer, dass Ihr schon morgen früh wieder fortmüsst.«
    »Wir machen auf dem Rückweg bei Euch Station«, meinte Hippolyt.
    Eli lächelte traurig. »Wirklich? Nun, ich werde nicht darauf hoffen, sondern freue mich, Euch heute zu sehen. Mein lieber Hippolyt. Wie lange ist es her?«
    »Sechs Jahre oder sieben?«, sinnierte der Wundarzt.
    »Ihr hattet Madame in Montargis und Michel de l’Hôpital auf Bélesbat aufgesucht und wart auf dem Weg zu Jerg.«
    »Dann sind es sechs Jahre. Danach ließ ich mich in Helwigsdorff nieder, wo ich meinen Schüler fand.« Der Arzt kratzte sich den kahlen Schädel.
    »Und dort habt Ihr Euch vor der Welt vergraben und uns Eurer erquicklichen Gesellschaft beraubt«, schalt Eli scherzhaft.
    »Mein Freund, wie Ihr seht, war mein Eremitendasein nicht von Dauer, und ich war keineswegs untätig.«
    »O nein, das könntet Ihr gar nicht. Und nun seid Ihr auf dem Weg nach La Rochelle?«
    Hippolyt erklärte seinem alten Freund ausführlich die Situation. »Und Hinrik bedarf meiner Hilfe, das spüre ich aus jeder Zeile. Wir müssen einfach zu ihm. Es gibt Zeiten der Ruhe und Zeiten der Tat. Ita vita est hominum, quasi quom ludas tesseris . 17 «
    Eli schmunzelte. »Ich habe Eure klugen Spitzfindigkeiten vermisst und werde mich in einsamen Stunden daran erinnern, alter Freund. Gerwin, Ihr habt zwei Lehrer in einer Person gefunden - einen Weisen und einen Medicus. Wenn ich nur ein wenig jünger und besser zu Fuß wäre, würde ich Euch begleiten! Dass Wiedersehen und Abschied auch so dicht beieinanderliegen müssen …«
    Bald darauf legten sich Gerwin und Hippolyt in der ihnen zugewiesenen Kammer schlafen und genossen die sauberen Betten
nach den kargen Nächten in verdreckten Herbergsräumen. Bevor Gerwin die Kerze auf dem Tisch neben sich löschte, fragte er Hippolyt: »Wer ist die Dame von Montargis und wer Michel de l’Hôpital?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Für jetzt lass dir so viel gesagt sein, dass diese Dame von Montargis Renée de France ist, die Mutter der Anna d’Este, verwitweten Herzogin de Guise. Während diese Katholikin ist, unterstützt ihre Mutter seit vielen Jahren die Reformierten. Renée ist eine großartige, tapfere Frau, die sich weder durch die Repressionen ihres Gemahls in Ferrara hat brechen lassen noch durch den Druck seitens Katharinas und König Karls. Doch jetzt lösch endlich das Licht, Gerwin. Wir haben morgen einen langen Ritt vor uns.«
    »Und Michel?« Gerwin blieb hartnäckig, nachdem er die Kerze mit den Fingern ausgedrückt hatte.
    »Ein alter Freund«, murmelte Hippolyt, rollte auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf.
     
    Ihr nächstes Tagesziel war Walldorf an der Werra. Gero ritt voran, gefolgt von Hippolyt und Gerwin mit den Packpferden, das Schlusslicht bildete Hans, dessen Fertigkeit im Armbrustschießen unübertroffen war. Die anderen beiden Knechte hatten an diesem Morgen von Erfurt aus den Heimweg angetreten. Es war Mitte Mai, und gegen Mittag wurde es so warm, dass sie ihre Wämser ausziehen und nur mit Hemd und Lederwesten bekleidet die wärmenden Sonnenstrahlen genießen konnten. Da die fleißigen Gesellen des Goldschmieds über Nacht die Edelsteine in das Futter zweier Wämser genäht hatten, hüteten Gerwin und Hippolyt diese nun wie ihre Augäpfel. Zu viert und mit sechs Pferden konnten sie die doppelte Strecke schaffen, die ein Wagen an einem Tag bewältigte, und sie hofften, in einem Monat in La Rochelle zu sein.
    Vor einer halben Stunde hatten sie einen Bauern mit seinem
Ochsenkarren überholt und seitdem nur zwei Reisigsammler getroffen. Bei Ilmenau wollten sie die erste Rast einlegen und den Pferden eine Verschnaufpause gönnen.
    »Hippolyt, du wolltest mir von der Dame von Montargis erzählen. Mit jedem Tag meine ich dich weniger zu kennen. Was hast du für ein Leben geführt, bevor du nach Helwigsdorff kamst? Und warum bist du überhaupt dort geblieben? Ich meine, da war nichts!«
    Hippolyt rieb sich den Oberschenkel seines lahmen Beines. »Ich hätte schon früher mit dem Reiten wieder anfangen sollen. Das festigt die Muskeln und stärkt mein Bein. Um mit deiner letzten Frage zu beginnen, deren Ton mir doch allzu forsch klang.« Er warf Gerwin einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu. »Nichts? Ich habe in Helwigsdorff Menschen getroffen, die eines Arztes bedurften, und dann war da ein wissbegieriger

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