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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich auf Cosmès Oberschenkeln ab. Sie fuhr zurück, als hätte sie sich verbrannt, doch der Kaufmann lachte. »Ihr seid direkt, Jeanne. Aber sorgt Euch nicht. Sobald wir verheiratet sind, tragt Ihr meinen Namen, und auch Euer Vater kann sich meiner Familie anschließen. Niemand wird Euch dann noch mit den Bergiers in Verbindung bringen. Es wird Juni sein, wenn wir in Paris eintreffen. Dann seid Ihr fast ein Jahr fort gewesen. In der Hauptstadt kennt Euch keine Menschenseele. Nein, Jeanne, kein Grund zur Sorge.«

    Weit nach Anbruch der Dunkelheit erreichten sie das Haus von Matthias Marschede. Es lag am Dorfrand und war von einer mannshohen Mauer umgeben. In der Dunkelheit nahm Jeanne nicht viel mehr wahr, als dass der Wagen durch ein hohes Tor in einen Innenhof fuhr. Der Familie Marschede war die Frömmigkeit an den strengen Gesichtern und den schwarzen Kleidern abzulesen. Vor dem Essen wurde gebetet und während des Essens nicht gesprochen. Jeanne war erschöpft, denn das Reisegefährt hatte jeden Knochen ihres Körpers durchgerüttelt. Mit dem Wissen, dass für den kommenden Morgen ein Prediger aus Ilmenau bestellt war, schlief sie ein und träumte von einem Schwarm Krähen, die über den schwelenden Trümmern ihres Elternhauses kreisten.
    Am nächsten Tag wurde die Hochzeitszeremonie vom Krächzen einiger Rabenvögel gestört, die sich von den Knechten der Marschedes nicht verscheuchen ließen und von den Dienstboten als böses Omen gedeutet wurden. Trotz ihrer ernsthaften Frömmigkeit waren die Marschedes gastfreundlich und freigiebig bei der Ausrichtung des Hochzeitsmahls in den unteren Räumen des Hauses. Drei Musikanten spielten mit Cistern und Flöten auf, und für die Dorfbewohner wurden lange Tische mit einfachen Gerichten im Hof aufgestellt. Jeanne, die am Morgen von zwei Mägden gebadet und angekleidet worden war, nahm den ganzen Tag in einem Zustand seltsamer Distanziertheit wahr, aus der sie erst am späten Abend erwachte.
    Der Hausherr hatte das schönste Gästezimmer für das Brautpaar herrichten lassen, und die Mägde hatten das von einem Baldachin gekrönte Bett mit den ersten gelben Frühlingsblumen geschmückt. Als die Feierlichkeiten sich dem Ende zuneigten, nahm Endres seine Tochter zur Seite und küsste sie auf Wangen und Stirn. »Gott segne dich und deinen Mann, mignonne . Darf ich dich noch so nennen?« Tränen rollten ihm über die Wangen.
    Auch Jeanne konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten und umarmte ihren Vater. »Niemals anders, Vater!« Sie
schluchzte, spürte jedoch die versteckten Blicke der Gäste und fand die Beherrschung wieder. Sie straffte den Rücken und stieg, ohne einen Blick zurückzuwerfen, die Treppen hinauf. Auf einem Tisch brannte eine Kerze. Das Hochzeitsgeschenk ihres Mannes war eine Nürnberger Taschenuhr, die sie samt Gürtelbeutel abnahm und auf den Tisch legte. Sorgsam ordnete sie Schmuck, Haarkämme und Bänder daneben an und streifte ihre Schuhe ab, als die Tür aufging und Cosmè hereinkam.
    Er hatte dem Wein nur mäßig zugesprochen und ging zur Waschschüssel, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, fiel sein Blick auf den Tisch. »Gefällt Euch die Uhr?«
    »Sie ist wundervoll, danke. Ich werde mich morgen während der Fahrt näher damit beschäftigen.« Sie nestelte an den Schnüren ihres Mieders.
    »Lasst mich helfen.« Er trat hinter sie und öffnete geschickt die Verschnürungen, betrachtete sie und nahm eine Strähne ihres langen Haares in die Hand. »Ihr seid sehr schön, Jeanne.«
    Sie schwieg.
    »Bitte, entkleidet Euch.«
    Fröstelnd stand sie schließlich im Hemd vor ihm. »Löscht bitte das Licht«, sagte sie leise, stieg sie ins Bett und wartete.
    Cosmè entledigte sich seines Überrocks und der gepolsterten Überhose, zog Schuhe und Strümpfe aus und blies die Kerze aus, bevor er sich das Hemd über den Kopf streifte. Dann glitt er neben sie unter die Decke und schob die Hände unter ihr Hemd. Sie hielt den Atem an und spannte jeden Muskel ihres Körpers an.
    »Es wird nur beim ersten Mal unangenehm sein. Je mehr Ihr Euch dagegen wehrt, desto größer ist der Schmerz. Wir sündigen nicht, wenn wir uns als Mann und Frau vereinigen. Es ist Gottes Wille, dass wir dem Fleisch nachgeben.« Sein Atem wurde schneller, und sie spürte, wie er sich an ihr rieb.
    Sie fühlte seinen stacheligen Bart an ihrer Wange und drehte
den Kopf zur Seite. Er roch nach Resten des Mahles, sein Atem war leicht

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