Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
auf die Blutergüsse. Dann wickelte er mit Gerwins Hilfe einen strammen Verband um den Oberkörper.
    »Die Bastarde haben das nicht zum ersten Mal getan. Verfluchtes Drecksgesindel!«, brachte Gero mühsam heraus. Sie hatten ihm bereits von Hans’ Tod berichtet. »Diese Söldner kennen keine Ehre. Sie kämpfen für Sold, und wenn sie keinen Kriegsherrn haben, treiben sie es wie die Höllenhunde.«
    »Nicht so viel reden, Gero«, sagte Gerwin und säuberte die Schnittwunden an der Stirn des Knechts.
    »Doch! Hört mich an! Sucht Euch eine bewachte Reisegruppe, einen Spediteur oder eine Pilgergruppe. Je weiter Ihr nach Westen kommt, desto katholischer wird es. Dann seid Ihr langsamer, doch ist es sicherer. Das Risiko ist zu groß!« Er rang nach Luft und stöhnte vor Schmerzen.
    »Vielleicht werden wir das zumindest zeitweise tun, Gero. Hast du gehört, woher die Mörderbande kam?«, erkundigte sich Hippolyt.
    »Ich konnte einen süddeutschen Dialekt heraushören, und einer schien mir aus der Nähe von Freiberg zu stammen. Er war der Jüngste und der Brutalste, wollte mir den Schädel einschlagen, als ich bereits am Boden lag, doch sein Anführer hat ihn davon abgehalten. Ich habe Durst. Gibt es Bier?« Gero grinste.
    Erleichtert richtete Gerwin sich auf. »Das hören wir gern. Wir lassen dir auch zu essen bringen, wenn wir jetzt in die Küche gehen.«
    »Morgen bin ich so gut wie neu!«, versicherte Gero.
    Kurz darauf saßen Gerwin und Hippolyt an einem sauberen Holztisch, auf den eine schüchterne Magd kalten Braten, Speck,
Brot und einen streng riechenden Laib Käse stellte. Hungrig machten sich Hippolyt und Gerwin über das einfache, aber sättigende Mahl her und tranken reichlich von dem dünnen Bier dazu.
    Matthias Marschede gesellte sich mit einem Lämpchen zu ihnen. »Nehmt das nachher mit in Eure Kammer. Kerzen sind teurer als Lampenöl. Verzeiht, dass ich Euch nicht in die Stube bat, aber meine Frau und die Kinder sollen nicht hören, was Euch widerfahren ist. Es würde sie nur unnötig ängstigen.«
    »Habt Dank für Eure Gastfreundschaft. Es mangelt uns an nichts«, sagte Hippolyt. »Können wir morgen ein Pferd von Euch kaufen?«
    Marschede musterte ihn erstaunt. »Ihr wollt Euren verwundeten Freund reiten lassen?«
    »Ah, der ist zäh und hatte Glück. Die Verwundungen sind schmerzhaft, aber nicht gefährlich.«
    »Gut, Ihr müsst es wissen. Ja, Ihr könnt einen Braunen haben, den ich sonst in Ilmenau auf dem Viehmarkt angeboten hätte. In welch unruhigen Zeiten leben wir nur! Gestern Abend haben wir hier eine Hochzeit gefeiert, doch das junge Brautpaar und die Gesellschaft sind gleich heute Morgen weitergereist. Als ob es darauf ankäme, ob sie einen Tag früher oder später nach Paris gelangen. Die Braut war sehr schön, wirkte aber gar nicht glücklich … Nun ja, so ist das mit der Ehe.«
    Gerwin horchte auf. »Waren vielleicht ein Vater und seine erwachsene Tochter bei der Reisegruppe? Sie heißt Jeanne, ist Französin, sehr schön und spielt Laute.«
    »Oh, Ihr kennt sie? Die junge Dame, von der Ihr sprecht, ist die Braut.« Matthias Marschede beobachtete Gerwin, dem fast sein Becher aus der Hand gefallen wäre.
    »Der Junker Rechberg war der Dame am Dresdner Hof vorgestellt worden«, sprang Hippolyt ein. »Wer ist denn der glückliche Bräutigam?«

    »Das war ja der Grund, warum sie hier geheiratet haben - Cosmè Paullet ist ein alter Bekannter von mir aus Paris. Er ist Kaufmann und ein Ehrenmann. Sie hätte es nicht besser treffen können«, meinte Matthias Marschede und neigte verabschiedend den Kopf. »Ich sehe Euch morgen früh.«
    Verbittert stürzte Gerwin einen Becher Bier hinunter. Sie war verheiratet! Warum nur hatte sie das getan? So überstürzt auf der Reise zu heiraten musste einen ernsthaften, einen zwingenden Grund haben. Ob es mit der Denunzierung in Dresden zusammenhing? Er goss sich einen zweiten Becher Bier ein und spürte Hippolyts Hand auf seinem Arm.
    »Nicht, Gerwin, quantum oculis, animo tam procul ibit amor 18 « , sagte der Wundarzt.
    »Wir werden sehen …«, murmelte Gerwin.

17
    Die Tage wurden länger, an den Bäumen zeigte sich zartes Grün, und je näher sie Frankfurt kamen, desto lieblicher wurde die Landschaft, und die Dörfer schienen weniger düster. Möglicherweise waren es auch nur die freundlicheren Temperaturen und die sich öfter zeigende Sonne, welche die bewaldeten Hügel und pittoresken kleinen Häuser, im landestypischen Stil aus mit Mauerstücken

Weitere Kostenlose Bücher