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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Tür er hinter ihnen schloss.
»Ehen werden nicht aus Liebe geschlossen, und Ihr seid nicht in der Position, Bedingungen zu stellen, Madame.«
    »Und Ihr lebt nicht das gottesfürchtige Leben, das von einem Mitglied des consistoire erwartet wird«, erwiderte sie fest.
    Cosmè legte den Kopf schief und überlegte. »Sprecht.«
    »Die Herzogin von Nemours ist wieder in der Stadt und hat nach mir geschickt. In ihrem Hôtel verkehren die Großen des Hofes. Wenn ich meine Ohren aufsperre, erfahre ich Dinge, die für unseren Religionskampf von Bedeutung sein können. Ich berichte Euch, und dafür besteht unsere Ehe nur noch auf dem Papier. Ihr geht Eurer Wege und ich meiner.«
    Seine Augen wurden schmal. »Greift nicht nach Trauben, die weit über Eurem Kopf hängen, Jeanne. Ihr wollt mir Hörner aufsetzen? Ist es das, was Ihr meint?«
    »Natürlich nicht.«
    »Habt Ihr etwa einen heimlichen Liebhaber?« Drohend machte er einen Schritt auf sie zu, so dass sie sich beim Zurückweichen an der Tischkante stieß.
    »Aber nein!«
    »Das möchte ich Euch auch nicht geraten haben. Ihr gehört mir, vergesst das nicht. Nun zu Eurem so genannten Vorschlag. Ihr habt meine Einwilligung, bei Hofe und in den Häusern von Morel, der Herzogin, und wer von der Noblesse Euch sonst noch zu hören wünscht, zu verkehren. Ich glaube zwar nicht, dass man in Eurer Gegenwart irgendetwas von Bedeutung für unsere Sache verlauten lassen wird, doch bitte, teilt mir mit, was Euch wichtig erscheint. Eure Kontakte werden förderlich für mein Geschäft sein. Darüber hinaus seid Ihr von Euren ehelichen Pflichten keinesfalls entbunden und werdet mir eine Nacht in jeder Woche zur Verfügung stehen«, endete er mit einem überheblichen Lächeln.
    »In jeder zweiten Woche. Ich kann riechen, dass Ihr bei Guillemette wart!«, fauchte sie.

    »Heute Nacht, Madame, klopfe ich an Eure Schlafzimmertür und werde sie offen finden. Ihr habt das Wochenbett überwunden. Andere Frauen wohnen ihrem Gatten in weit kürzerer Zeit nach einer Geburt bei.«
    »Zweimal im Monat«, wiederholte Jeanne, ihre Wut mühevoll unterdrückend. »Guten Tag, Monsieur.«
    Hoch erhobenen Hauptes verließ sie das Arbeitszimmer ihres Mannes. Sie hatte keinen Sieg, doch eine Schlacht gewonnen. Das war zumindest ein Anfang. Außerdem gab es etwas, das er nicht wusste und niemals erfahren durfte: Während eines ihrer Besuche bei den Morels hatte sie sich Lady Dousabella anvertraut, die in Liebesdingen erfahren war, und um ein Mittel gebeten, eine weitere Schwangerschaft zu verhüten. Voller Scham hatte sie sich in die Geheimnisse des weiblichen Körpers einführen lassen und feststellen müssen, wie dumm und naiv sie in dieser Hinsicht bisher gewesen war. Jetzt versetzte sie ihr neu erworbenes Wissen zumindest bis zu einem gewissen Grad in die Lage, selbst über eine mögliche Empfängnis zu bestimmen. Wenn Cosmè heute Nacht zu ihr kam, war das sogar günstig, gehörte dieser Tag doch zu jenen, an denen sie nach ihren Berechnungen mit Hilfe des Mondkalenders nicht empfangen konnte.
     
    Das Hôtel de Nemours lag links der Seine, zwischen der Kirche Saint-André des Arts und einem Augustinerkloster nahe der Pont Saint-Michel. Der Eingang des riesigen Gebäudekomplexes ging zur Rue Pavée, die ihr von Besuchen bei den Morels vertraut war. Verglichen mit dem Straßenzug, den die Gebäude des Hôtel de Nemours einnahmen, war das Haus der Morels bescheiden zu nennen. Nun, dachte Jeanne, Herzogin Anna war eine verwitwete Guise und jetzt Gattin des Herzogs von Nemours und Savoyen, was gewiss weder ihren Finanzen noch ihrem gesellschaftlichen Status geschadet hatte. Ganz im Gegenteil. Königinmutter Katharina buhlte geradezu um die Gunst der Herzogin, die neben
hervorragenden Kontakten zu Italien freundschaftliche Beziehungen zu den regierenden Königinnen Elisabeth von Österreich und Luise von Lothringen pflegte.
    Nachdem Jeanne ihre Einladung gezeigt hatte, ließ der bewaffnete Schweizer am Tor sie und ihre unvermeidliche Begleiterin Guillemette hindurch. Im Foyer nahm ein livrierter Diener ihre Karte entgegen. »Einen Moment bitte, Madame.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir sind im Palast des Königs!«, sagte Guillemette ehrfürchtig, als sie das riesige Foyer betraten. Silberne Kerzenleuchter, chinesisches Porzellan und mit kostbarem dunkelblauem Samt bezogene Sitzgelegenheiten zeugten vom Reichtum der herzoglichen Familie. Prächtiger Marmor schmückte Boden und

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