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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hafenarbeiter oder Händler, schienen keine Notiz von ihnen zu nehmen. Hippolyt nahm einen Schluck von dem Muskateller, den die Magd eben eingegossen hatte.
    Das Gesicht des Tänzers war schmaler geworden. Trauer und die Strapazen der Reise hatten Spuren hinterlassen. Er seufzte und begann zu erzählen: »Ich wusste seit einiger Zeit, wie es um die Gesundheit von Herrn Jerg stand, und wollte nicht von seiner Seite weichen, doch er schickte mich immer wieder an den Hof nach Dresden. Denn dort spitzten sich die Ereignisse nach eurer Abreise zu. Deutlich wandte sich der Kurfürst von Leibarzt
Peucer und seinen Leuten ab und den strengen Lutheranern zu. Im Übrigen kehrte Ritter von Alnbeck schon bald nach der Bestattung seiner Gattin an den Hof zurück, frisch vermählt. Skandalös!« Er machte eine bedeutsame Pause.
    »Etwa mit Adelia?«, entfuhr es Gerwin.
    »Mit ebenjener Giftschlange. Sie schmeichelte sich beim Kurfürsten und seiner Gattin ein, so dass dem Ritter schon bald eine Grafschaft zugewiesen wurde. Damit stand Alnbeck über meinem geliebten Herrn, und es war ihm ein Leichtes, allerlei Fragen über euch und eure Verbindung zu Herrn Jerg zu stellen. Erschwerend kamen die Briefe aus England hinzu, von denen die höfischen Agenten erfahren haben.« Seraphin bleckte die Zähne. »Glaubt mir, der Judas auf unserem Gut hat seinen Verrat teuer bezahlt.«
    Hippolyt horchte auf. »Briefe aus England?«
    »Ich zeige euch alles im Quartier, nicht hier. Es sind Nachrichten von Bruder Walter. Sie betreffen euch und Hauptmann Hinrik. Dem Schönberg in Dresden traue ich nicht länger, der laviert hin und her, und dass die Köpfe von Peucer und seinen Leuten rollen, ist nur eine Frage der Zeit. Die Veränderung am Hof kann man förmlich riechen. Ihr könnt es euch nicht vorstellen. Es stinkt dort nach Engstirnigkeit, Verrat und Hinterlist! Ich war im Begriff, ein Ballett mit Antonio unter Scandellos Regie einzustudieren, als der hübsche Bursche des neu ernannten Grafen Alnbeck mir steckte, dass sein Herr sich die richterliche Vollmacht zu einer Durchsuchung des Gutes eingeholt hatte.«
    »Doch nicht unseretwegen? Grollt er uns noch immer?«, fragte Hippolyt.
    »Die Rache wegen eures angeblichen medizinischen Fehlers ist die eine Sache. Herrn Jergs Konspiration mit der englischen Königin kam ihm aber auch gelegen, da er scharf auf das Gut und die Ländereien war! Zudem ging es Herrn Jerg immer schlechter. Wir haben an Bewaffneten zusammengerufen, wen wir auftreiben konnten, und uns auf dem Gut verbarrikadiert. Das waren
die längsten vier Tage meines Lebens.« Seraphin schloss einen Moment die Augen, schluckte und fuhr dann fort: »Beten ist mir fremd, aber in diesen Stunden habe ich alle mir geläufigen Gebete und magischen Formeln gesprochen, damit es meinem geliebten Herrn erspart bliebe, dass der Graf sein Gut durchsucht und womöglich plündert. Und er schlief tatsächlich in meinen Armen ein und fand seinen Frieden. Er hatte sein Testament gemacht und mir die wichtigsten Dokumente übergeben. Am Tag, nachdem wir ihn in der Familiengruft des Dorfes bestattet hatten, kam Alnbeck, dieser Spross eines Natterngeschlechts, mit einer ganzen Rotte. Wir waren machtlos, deshalb floh ich, um wenigstens die Dokumente zu retten. Niemals hätte ich gegen Alnbeck meine Ansprüche durchsetzen können.«
    »Später, Seraphin. Irgendwann gehen wir zurück und holen uns das, was dir zusteht.«
    Die dunklen Augen des Tänzers funkelten im Halbdunkel der Wirtsstube. »Wir werden sehen. Es gibt dringendere Dinge, die unserer Tatkraft bedürfen.«
    »Was hast du vor, Seraphin? Wohin zieht es dich jetzt?« Hippolyt lehnte sich zurück und strich über den Rand seines Bechers.
    »Ich bin gerade angekommen, oder nicht? Wollt ihr mich schon wieder loswerden?«
    »Aber nein! Es tut gut, einen Freund, einen Bruder hier zu haben!«, sagte Gerwin, und die Worte kamen von Herzen. »Aber denkt ihr nicht, es ist nun endlich an der Zeit, mich einzuweihen? Was genau tut Bruder Walter in England, und welchem Ziel habt ihr euch verschrieben? Bitte!«
    Hippolyt nickte nachdenklich, sah von Seraphin zu Gerwin und goss ihnen Muskateller nach. »Tempori cedere semper sapientis est habitum. 24 «
    »Verzeiht, Messieurs, Plumeaut mein Name, Fleischer von Be-ruf«,
wurden sie von einem Herrn mittleren Alters unterbrochen, der sich unter einiger Mühe verneigte. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, der fettleibige Körper hob und senkte sich. »Ihr seid

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