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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wände, Porträts der Familien Nemours und Guise und ein riesiges Wappenschild hingen über dem Treppenaufgang. Als verwitwete und wieder verheiratete Fürstin nutzte die Herzogin ein gespaltenes Wappen, welches auf einer Seite die Löwen, Pferde und Einhörner der Lothringen-Guise beziehungsweise der Savoyen-Nemours und auf der anderen den schwarzen Doppeladler der Este trug. Drei goldene Lilien im blauen Feld zeigten ihre Herkunft als Tochter der Renée de France und damit ihre königliche Abstammung an.
    Jeanne öffnete ihren seidig gefütterten Umhang und drückte ihn Guillemette in die Arme. Ihr rubinrotes Kleid hatte sie sich eigens für diesen Anlass machen lassen. Der hohe weiße Kragen war unbequem, doch entsprach er der Mode, und als Gast der Herzogin wurde entsprechende Kleidung erwartet. Das kostbare Perlencollier und die Ohrringe, die sie trug, hatte ihr Cosmè zur Geburt ihres Sohnes geschenkt. Gabriel, dachte Jeanne, sie konnte seinen Namen nicht über die Lippen bringen, den Namen ihres Sohnes.
    Der Lakai kehrte zurück. »Wenn Ihr mir folgen wollt.«
    Durch hohe, bleiverglaste Fenster fiel das letzte Licht eines kühlen Märztages in die Galerie, die sie durchschritten. An einen
Innenhof grenzten Wirtschaftsgebäude und ein großer Garten. Der Lakai führte sie durch ein Gewirr aus Gängen und Treppenaufgängen in die Gemächer der Herzogin, die zu Jeannes Überraschung fast ausschließlich in Schwarz gehalten waren. Schwarze Samtvorhänge, die Stühle waren mit schwarzem Damast bezogen, und die Tapeten waren aus schwarzem, mit Silberbesatz versehenem Leder. Auffallend war die große Anzahl kleiner und großer Standuhren verschiedenster Ausführung. Und immer wieder tauchte der Doppeladler als dekoratives Element auf. Jeanne dachte an die schöne Laute, die ihr Vater gefertigt und in deren ausgefallene Rosette er einen Doppeladler eingearbeitet hatte.
    »Bitte.« Der Lakai warf einen abschätzigen Blick auf Jeannes Laute und blieb vor einer mit reichem Schnitzwerk geschmückten Tür stehen. Er schien sie als Musikerin und damit als zum Personal gehörig einzustufen, doch ihre Einladung hob sie in eine übergeordnete Position. »Ihre Durchlaucht lässt bitten.« Er legte eine behandschuhte Hand auf den Türknauf und verzog das Gesicht, als auch Guillemette Anstalten machte hindurchzugehen. »Du wartest hier.«
    Jeanne war froh, die Kammerdienerin los zu sein. Die Tür öffnete sich lautlos und schloss sich sogleich hinter ihr. Nach dem drückenden Schwarz der durchquerten Räume war sie erleichtert, hier Grün und Weiß als die dominierenden Farben vorzufinden. Der Saal war mit Gästen in erlesenen Roben gefüllt. Im Zentrum der Gesellschaft stand eine blonde Frau, deren Schönheit und Eleganz durch kostbares Geschmeide und ein aufwendig gearbeitetes Kleid unterstrichen wurden. Doch allein ihre Haltung hätte Jeanne erkennen lassen, dass es sich um die Herzogin de Nemours handelte.
    Seit jenem ersten Besuch im Hause Morel hatte sie viel über die Herzogin gehört, die sich meist auf den Besitztümern ihres Gatten in Annecy, Nanteuil oder zur Kur in Plombières aufhielt. Die fortschreitende Schwangerschaft hatte Jeanne damals ans Haus gefesselt und weitere Ausflüge verhindert, doch nun
war die Herzogin für einige Tage in Paris, und es war Monsieur Morel zu verdanken, dass sie heute Abend auf der Einladungsliste stand. Während Jeanne unter den Anwesenden nach vertrauten Gesichtern suchte, kam eine hübsche junge Frau in einem Kleid aus flirrenden Seidenstoffen auf sie zu.
    »Wie reizend, dass Ihr gekommen seid, Madame«, wurde sie von der Dame Bianca gegrüßt, welche Jeanne bereits vor Monaten eine Empfehlung der Herzogin überreicht hatte.
    »Es ist eine große Ehre für mich«, erwiderte Jeanne höflich und legte die Hände um den Lautenkorpus.
    Biancas beringte Hände fuhren fahrig durch die Luft, während sie nahezu ununterbrochen redete und Jeanne mit den Namen der Anwesenden überschüttete. Schon bald schwirrte Jeanne der Kopf bei der Fülle neuer Gesichter und Namen, hinter denen bedeutsame Persönlichkeiten standen. In gefahrvollen Zeiten wie diesen durfte man es sich mit niemandem verderben, wusste man doch nicht, wem der Krieg im nächsten Monat die Zügel in die Hand gab. Also setzte Jeanne ein verbindliches Lächeln auf, eingedenk der Ratschläge ihrer neu gewonnenen Freundin Lady Dousabella, und beschränkte sich auf Begrüßungsfloskeln.
    »Ihre Durchlaucht ist eine große Kennerin

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