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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die Königinmutter, wünscht Euch zu sprechen.«
    »Vielleicht möchte sie Euch noch einmal spielen hören«, versuchte Seraphin die ängstlich blickende Jeanne zu beruhigen.
    »Bitte, Madame. Kommt!«, drängte der Lakai.

    »Ihr findet mich beim Orchester. Ich gebe Eurem Mann Bescheid, falls ich ihn sehe«, sagte Seraphin.
    Der Lakai führte sie über eine Hintertreppe in einen intimen Salon. Katharina de Medici lag seitlich auf einem Tagesbett. Neben ihr auf dem Boden hockte eine verunstaltete Zwergin und spielte mit einem Hündchen. Eine Kammerfrau reinigte die bloße Hinterseite der fettleibigen Frau und zog die Röcke schließlich wieder an ihren Platz. Katharina drehte sich aufatmend auf den Rücken.
    »Wie steht es, Medicus?«, fragte sie einen Mann in schwarzem Rock, der die Nase über einen Nachttopf hielt, schnüffelte und den Topf mit einem Tuch bedeckte.
    »Weniger Wein und weniger Naschwerk, Eure Hoheit. Das ist meine Empfehlung«, sagte der Medicus, bei dem es sich um niemand anderen als den berühmten Ambroise Paré handelte.
    »Ja, ja, jetzt lasst uns allein!«, entließ sie den ungeliebten Gesundheitsberater und winkte Jeanne zu sich.
    Da es nur einen Sessel neben dem Bett der Königinmutter gab, ließ sich Jeanne dort nieder. Anscheinend hatte der Arzt Katharina mit einem Einlauf von ihrem Stuhl befreit. Der noch im Raum hängende Gestank und die anhaltenden Blähungen der Liegenden sprachen dafür.
    Die Florentinerin, die ihren königlichen Gatten und fünf ihrer Kinder bereits überlebt hatte und jetzt die eigentliche Regentin Frankreichs war, musterte Jeanne prüfend. Es schien ihr nichts auszumachen, dass diese Zeugin einer intimen ärztlichen Behandlung geworden war, entspannt lag sie in ihren Kissen. »Eine Lautenspielerin seid Ihr. Hugenottin.«
    Jeanne setzte die Laute ab und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ja, Eure Hoheit.«
    »Ihr seid sehr hübsch. Das ist auch dem Herzog de Guise aufgefallen«, bemerkte Katharina und legte eine dickliche, beringte Hand neben sich auf das Leintuch.

    Jeanne starrte auf die Lilien, die mit Goldfäden in das edle Leinen gestickt waren.
    »Ich bin alt, werde fett und leide an der Gicht, aber ich weiß genau, was um mich herum geschieht. Das Leben hat mich durch eine harte Schule gehen lassen.« Katharina schwieg, und Jeanne stellte sich vor, dass sie an Heinrich II. und ihre verhasste Nebenbuhlerin Diane de Poitiers dachte, die sie nach dem Tod des Gatten vom Hof verbannt hatte. »Ich persönlich bin gegen den Krieg, der unser Land ausbluten lässt«, fuhr die Monarchin fort. »Aber es steht nicht in meiner Macht, einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Es geht nicht mehr allein um die Religion. Es geht um Frankreichs Thron.«
    Im Hintergrund hantierte die Kammerfrau mit Waschschüssel und Wasserkrug.
    Die dicken Finger wurden zu einer Faust geballt. »Der Thron steht meiner Familie zu, den Valois! Oh, die Guisen wollen den Krieg um jeden Preis fortsetzen, aber nicht, weil es ihnen um die wahre Religion geht, sondern weil sie den Thron wollen! Ich weiß es, und da kann der hübsche Herzog Henri noch so süß lächeln, er will meine Margot und vor allem den Lilienthron!«
    Die Zwergin gab ein gackerndes Gelächter von sich. »Er will die Lilie pflücken! Und hat es doch schon längst!«
    »Sei still!«, schimpfte Katharina, doch die Zwergin kreischte vor Vergnügen, und der Hund fing an zu kläffen, bis die Kammerfrau die beiden Störenfriede zum Schweigen brachte.
    »Entschuldigt meine Unwissenheit, aber wäre das nicht Hochverrat, und könntet Ihr ihn dann nicht anklagen?«, sagte Jeanne.
    Interessiert hob Katharina die Augenbrauen. »Glaubt mir, ich habe schon ganz andere Möglichkeiten bedacht … Aber das Volk liebt Henri de Guise. Und ich schätze seine Mutter Anna, Herzogin de Nemours, mit der Ihr ja bekannt seid. In Anna d’Estes Adern fließt italienisches Blut, auch wenn ihre Mutter die Tochter eines französischen Königs ist.«

    Henris Großmutter war die Tochter Ludwigs XII. und Anne de Bretagnes, deren Schwester wiederum mit Franz I. verheiratet gewesen war. Der Herzog de Guise würde also durchaus ernst zu nehmende Ansprüche geltend machen können, wenn er sich mit Margot vermählte.
    »Darf ich fragen, warum Ihr mir das erzählt?«
    »Ihr habt die Aufmerksamkeit des Herzogs auf Euch gezogen und werdet diesen Vorteil in meinem Sinne ausspielen. Hört Ihr? Ich will alles über Henri wissen, was es zu wissen gibt. Wenn er im Schlaf

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