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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wirklich nicht vor mir fürchten. Noch hat sich keine Frau über meine Liebeskünste beschwert.« Er blies ihr einen Handkuss zu und lief in Richtung der rufenden Frau.
    »Meine Prinzessin, warum hat es so lange gedauert, bis Ihr mich gefunden habt? Ich warte schon eine kleine Ewigkeit auf Euch!«, hörte sie Henri Prinzessin Margot umschmeicheln.
    Jeanne riss ihre Laute an sich und rannte, so schnell es ihr Kleid erlaubte, über die kiesbedeckten Wege zurück zum Louvre. Kurz vor dem Treppenaufgang zum Flügel mit dem großen Saal entdeckte sie Seraphin. »Warum habt Ihr nichts unternommen? Er hätte mich beinahe … Ach, zum Teufel!«
    »Ist denn die liebliche Margot nicht aufgetaucht?«, erkundigte
sich Seraphin und half der aufgelösten Jeanne die Treppen hinauf.
    Jeanne stutzte. »Ihr habt sie uns hinterhergeschickt?«
    Seufzend tätschelte Seraphin ihre Hand. »Habt Ihr denn mein Zwinkern nicht bemerkt? Ich kann mir schon vorstellen, was Henri vorhatte. Er hatte Euch sofort ins Visier gefasst und seine dralle Margot darüber ganz vergessen. Ts, ts, der Schelm, dabei hat er vor, bei Katharina um ihre Hand anzuhalten.«
    »Ist das wahr? Aber wenn er Margot heiratet, vereinen sich die beiden mächtigsten Häuser Frankreichs! Dann wäre es für ihn ein Leichtes, den Thron für sich zu beanspruchen!«
    »So ist es, und ich glaube kaum, dass unser lieber Karl von dem Antrag entzückt sein wird. Nein, nein, Katharina hat Heinrich von Navarra für ihre Tochter auserkoren. Der König hasst und fürchtet Henri. Zu Recht, denn Henri de Guise wird vom Volk vergöttert, während man für den kränklichen, abartigen Karl nur Spott übrig hat.« Langsam stiegen sie die Treppe hinauf, während Seraphin im Plauderton fortfuhr: »Immerhin hat Karl eine Geliebte, die ihm im Bett geben kann, was er begehrt. Das Gerede über die Grausamkeiten, die er seinen Gespielinnen zugefügt hat, wurde immer lauter.«
    »Was für Gerede?« Es klapperte in Jeannes Laute, und sie fürchtete, dass das Instrument den Sturz nicht unbeschadet überstanden hatte.
    »Nun, Karl hat diese blutrünstige Ader schon als Kind entwickelt. Es macht ihm Freude zu quälen. Er lässt sich Tiere in den Hof treiben, nennt es Jagd, sticht mit dem Messer auf die armen Kreaturen ein und weidet sich an deren Angstgeschrei, wühlt in den Gedärmen und im Blut, bis er selbst über und über damit verschmiert ist. Ich habe das einmal mit eigenen Augen gesehen, und es schaudert mich noch immer! Mit den Frauen hatte er am Anfang seine Schwierigkeiten, konnte sie nicht beglücken. Das gelang ihm erst, nachdem er sie gedemütigt, mit scharfen Klingen verletzt und schlimmstenfalls beim Akt selbst getötet hatte.«

    »Große Güte!«, entfuhr es der entsetzten Jeanne.
    »Wenn es sich um arme Dirnen handelte, wurden sie einfach entsorgt, wie sie es mit allen Leichen tun, die nahezu allmorgendlich im Louvre herumliegen. Nur bei Bürgerstöchtern kam es zu hohen Entschädigungssummen, sehr zum Ärger von Katharina.« Seraphin sprach so leise, dass nur Jeanne ihn verstehen konnte. »Und dann erst seine nächtlichen Streifzüge! Sein Bruder Alençon und, wenn sie hier sind, auch die Prinzen von Geblüt müssen sich maskieren und Karl begleiten. Es geschieht alles auf Drängen des Königs. Sie gebärden sich wie eine Horde Banditen, bestehlen Passanten, prellen die Zeche in Wirtshäusern, plündern Läden und pissen gegen Türen!«
    »Aber er ist der König!«, flüsterte Jeanne ungläubig.
    Sie gingen langsam durch einen langen Korridor. Hinter einer Säule tuschelte ein Paar. Seraphin stieß hörbar die Luft aus. »Das ist längst nicht alles. Letztens sind sie in das Haus einer Kurzwarenhändlerin eingebrochen, die ein Verhältnis mit einem Edelmann aus der Picardie unterhielt, Moissan war sein Name, wenn ich mich recht entsinne. Nun, der König und seine Bande haben das heimliche Paar überrascht, die Frau mehrfach vergewaltigt und den armen Moissan verprügelt und nackt in der Gosse liegen gelassen. Und als wäre das nicht genug, haben sie auf dem Rückweg eine Laterne auf einen mit Heu beladenen Kahn in der Seine geworfen und sich an den armen Leuten ergötzt, die sich mühten, das Feuer von den anderen Heukähnen fernzuhalten.«
    Sie erreichten den Festsaal, und Seraphin setzte ein Lächeln auf.
    Fassungslos murmelte Jeanne: »Woher wisst Ihr das alles?«
    Doch Seraphin musste die Antwort schuldig bleiben, denn ein Lakai wandte sich an Jeanne. »Bitte folgt mir. Ihre Hoheit,

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