Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
dahintersteckte. Ob Jeanne sich tatsächlich für die Machenschaften der Medici einspannen ließ? Er wollte es nicht glauben, doch die Ereignisse sprachen für sich.
    Mit diesen beunruhigenden Gedanken glitt Gerwin in Morpheus’ Arme.

31
    Nach Tagen der Dunkelheit in einer fensterlosen Kammer, ohne zu wissen, wo sie sich befand, war dieses schäbige kleine Zimmer eine Erholung. Durch das schmale Fenster drang zwar nur der Schein des silbernen Mondes herein, doch Jeanne war dankbar für die Lichtquelle. Ihre zitternden Hände umschlossen den Becher, der vor ihr auf dem Tisch stand. Gierig trank sie den stark gewürzten Wein und benetzte die rissigen Lippen. Selbst die Nächte brachten keine Kühlung. Es war drückend heiß, ihr Kleid war durchgeschwitzt. Es war dasselbe Kleid, das sie getragen hatte, als man sie vor … ja, vor wie vielen Tagen hatte man sie aus dem Haus gelockt? Spielte das eine Rolle? Niemand schien sie zu vermissen und nach ihr zu suchen. Sie barg das Gesicht in den Händen. Vielleicht wusste ihr Vater gar nicht mehr, dass sie existierte, weil er in der Vergangenheit versunken war. Bitte nicht, nur das nicht, flehte sie. Lass ihn da sein, wenn ich jemals hier herauskomme!
    Der Wein hatte ihren schwachen Puls beschleunigt und ihren Appetit angeregt. Sie griff nach dem kalten Hühnerfleisch auf dem Teller und stopfte sich auch von den gedünsteten Karotten in den Mund. Nach endlosen Tagen und Nächten, in denen
Wasser und dünne Suppe ihre einzige Nahrung gewesen waren, kam ihr dieses Mahl fürstlich vor, und es scherte sie nicht, ob es womöglich vergiftet war. Ohnehin hätte man sich dann nicht die Mühe machen müssen, sie gefangen zu halten. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie wie ihren Onkel zu entsorgen. Eine Leiche mehr in der Seine oder in einer dunklen Ecke der Pariser Gassen wäre kaum aufgefallen.
    Sie spülte das trockene Hühnerfleisch mit Wein hinunter und horchte auf. Schritte näherten sich, machten vor ihrer Tür Halt, und eine maskierte Frau kam mit einer Öllampe in der Hand herein. Die Frau bemühte sich, den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches mit zwei Schritten zu erreichen, doch Jeanne war das leichte Hinken nicht entgangen. Sie wischte sich den Mund ab und brachte ein spöttisches Lächeln zustande. »Madame de Montpensier, Ihr braucht Euer Gesicht nicht zu verbergen.«
    Die junge Frau schnaubte, stellte die Lampe auf den Tisch und riss sich die schwarze Maske herunter. »Nun gut, Ihr werdet dieses Gebäude ohnehin nicht lebend verlassen. Lautenspielerin! Ha! Eine Spionin seid Ihr!«
    Jeanne faltete ihre bebenden Hände, bemüht, Haltung zu bewahren. »Ich eine Spionin! Ihr macht Euch lächerlich, Madame.«
    »Keinesfalls. Legen wir die Karten auf den Tisch. Ihr habt Euren Onkel, Monsieur de Bergier alias Bernard, als Weinhändler dem Haushalt meiner Mutter, der Herzogin de Nemours, empfohlen. Bergier!« Sie spie den Namen aus. »Er gehörte zu den Mördern meines Vaters!« Jetzt schrie sie. »Ihr verfluchten Hugenotten habt nichts als Unglück über unser Land gebracht! Kriecht zurück unter die Steine, unter denen ihr hervorgekommen seid! Es gibt nur eine von Gott gewollte Ordnung, und der Papst ist Gottes Stellvertreter auf Erden. Wer das nicht anerkennt, ist ein Ketzer, und Ketzer gehören auf den Scheiterhaufen!«
    »Was kann ich für meinen Onkel? Meine Mutter hat nie etwas Unrechtes getan!«, sagte Jeanne mit fester Stimme, obwohl
sie vor Angst zitterte. »Christine de Bergier war die gütigste und reinste Seele, die je auf Erden wandelte! Eure Leute haben sie abgeschlachtet wie ein Stück Vieh! Ist das noch immer nicht genug? Was wollt Ihr denn noch? Meinem Vater hat es das Herz gebrochen, und er ist nur ein einfacher Instrumentenbauer. Meine Mutter liebte die Musik, genau wie mein Vater und ich. Ist das Ketzerei?«
    »Haltet den Mund! Das Leben eines Herzogs de Guise ist nicht mit tausend Hugenottenleben aufzuwiegen. Euer Gesäusel betört vielleicht einen Mann, aber nicht mich! Also sagt mir, warum habt Ihr Euren Onkel bei meiner Mutter empfohlen? Plante er einen Anschlag?«
    »Wenn Ihr schon alles wisst, warum fragt Ihr dann?« Wütend fegte Jeanne Becher und Teller vom Tisch, dass das Geschirr scheppernd auf dem Boden zu Bruch ging.
    Sofort sprang die junge Herzogin auf, griff an ihren Gürtel und stürzte sich auf Jeanne. »Ihr kennt mich nicht, sonst würdet Ihr es nicht wagen, mir zu widersprechen!«
    Jeanne fühlte die Spitze eines Dolches unterhalb ihres

Weitere Kostenlose Bücher