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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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letzter Stunde«, unterrichtete Hippolyt den Colonel und erwähnte kurz den Überfall auf das Gut unter Beteiligung von Ritter Alnbeck.
    »Der Alnbeck? Ja, ich habe davon gehört. Ein unangenehmer Mensch, dauernd in irgendwelche Händel verwickelt. Nun, ich reise in vier Tagen mit einer königlichen Gesandtschaft nach Sachsen und werde mir vor Ort ein Bild machen.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch«, sagte Seraphin mit einer Verneigung, dann wandte er sich wieder Gerwin zu: »Ich habe einen Zeugen aufgetrieben, der behauptet, dass er einen Kutscher
von de Guises Schwester, der Montpensier, auf dem Wagen erkannt hat, mit dem Jeanne abgeholt worden ist.«
    »Hoffentlich ist sie am Leben«, murmelte Gerwin.
    Schomberg sah ihn aufmerksam an. »Auch in dieser Angelegenheit werde ich meine Fühler ausstrecken. Geduldet Euch bis morgen früh und unternehmt bis dahin nichts. Ich werde Euch in Eurem neuen Quartier aufsuchen.« Er verabschiedete sich.
     
    Es war nach Mitternacht, als Hippolyt von seinem Besuch bei Katharina de Medici zurückkam. Nur zwei Türen weiter hatte man ihnen einen größeren Raum zugewiesen, in dem sich neben einem breiten Bett Stühle und ein Waschtisch befanden, auch das Nachtgeschirr war akzeptabel. Müde legte Hippolyt Gürtel, Tasche und Wams ab, zog sich die Stiefel aus und sank rückwärts neben Gerwin auf das leidlich frische Leinenzeug. »Sie ist alt geworden, alt und verzweifelt.«
    Durch das offene Fenster drang das modrige Duftgemisch, das typisch für die Seine war. Wenn man sich konzentrierte, konnte man allein am Geruch unterscheiden, welche Güter auf den Kähnen transportiert wurden.
    »Was wollte sie von dir? Sie hat doch die berühmtesten Ärzte des Landes um sich.«
    »Sie wollte von mir wissen, was ich von Navarra halte, wie der Friede einzuschätzen ist. Sie mag aussehen wie eine fette Kröte, aber manchmal sehe ich die junge, stolze Medici-Prinzessin vor mir, deren Gemahl sie öffentlich mit seiner Geliebten gedemütigt hat. Doch Katharina hat gekämpft. Sie ist klug, Gerwin, aber die verschiedenen Parteien machen es ihr unmöglich, sich offensiv für Toleranz einzusetzen.«
    »Darüber habt ihr gesprochen?«
    »Ich hatte vor vielen Jahren einmal die Gelegenheit, sie wegen einer Geschwulst am Ohr erfolgreich zu behandeln. Ich habe in ihr eine kluge und umsichtige Frau kennengelernt, die viel Gutes
für Frankreich wollte und noch immer will. Hätte sie nach dem Tod ihres Mannes den Thron besteigen dürfen, wäre ihr mehr Respekt entgegengebracht worden, und ihre Vision von einem Frankreich, in dem die Konfessionen friedlich nebeneinander existieren, wäre vielleicht schon Wirklichkeit geworden. Sie bat mich und die Brüder um Hilfe, und wir haben sie nicht verweigert. Bis heute nicht. Katharina hat in jedem Lager Verbündete, jeder intelligente Herrscher hat das.«
    Gerwin starrte an die Decke, von der sich eine große Spinne in Richtung eines Bettpfostens herunterließ. »Das hättest du mir sagen können. Hast du sie nach Jeanne gefragt?«
    »Ich habe es angedeutet, Gerwin. Aber sie hat sehr abweisend reagiert. Jeannes Gatte ist Mitglied des consistoire , welches sich zurzeit keiner großen Beliebtheit erfreut. Wenn Katharina verärgert ist, sollte man ein Thema nicht weiter verfolgen.« Hippolyt tätschelte ihm die Schulter. »Denk nicht, dass ich dir nicht vertraue. Ich würde mein Leben in deine Hände legen, das weißt du, aber es ist sicherer für dich, nicht alle Geheimnisse zu kennen. Du bist kein Ränkeschmied und kein Diplomat, und das liebe ich an dir. Du bist ein grundehrlicher Mensch, mitfühlend und mit der Gabe des Heilens gesegnet.« Hippolyt lachte leise. »Leider wären deine Kräfte bei Katharina verschwendet, sie liebt die Völlerei, und solange sie sich nicht einschränkt, wird auch ihre Gicht nicht besser.«
    »Du hättest mir das alles viel früher erzählen können. Hast du nicht einmal gesagt, ich wäre fast ein Sohn für dich? Würde ein Vater vor seinem Sohn Geheimnisse haben?« Gerwin drehte sich auf die Seite.
    »Wenn er damit das Leben seines Sohnes schützt, sicher. Schlaf jetzt. Morgen haben wir einiges vor. Träum von deiner Jeanne. Bella gerant alii, Gerwin amet! 33 «

    »Was philosophierst du da schon wieder, Hippolyt?« Gerwin war zu müde, um weiter über den Sinn oder Unsinn von Hippolyts Latein nachzugrübeln. Wenn Jeanne von einem Wagen der Montpensier abgeholt worden war, bestand die Möglichkeit, dass ihr Bruder, Henri de Guise,

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