Die Lautenspielerin - Roman
noires ernannt.«
»Und das alles hat er als Protestant erreicht?«, fragte Gerwin nun ungläubig.
Mit schiefem Lächeln meinte Hippolyt: »Oh, er ist zum Katholizismus konvertiert. Das war unvermeidlich, um bei Hofe Karriere zu machen. Necessitas est lex temporis . 32 Aber die Gedanken sind frei, nicht wahr?«
Gerwin runzelte die Stirn. »Er ist ein Freund des Herzogs de Guise!«
»Es ist immer von Vorteil, seine Feinde zu kennen, besonders einen so mächtigen wie die Guisen. Ich hatte gelegentlich mit dem alten Schönberg zu tun, als der noch politisch aktiv war. Ein Mann, auf dessen Wort Verlass ist. Aber der andere Sohn, Hans Wolf, ist ein schwieriger Charakter, ein Jahr älter als Caspar und eifersüchtig auf dessen Erfolge. Damals auf Gut Alnbeck und in Dresden hielt ich es nicht für ratsam, ihn anzusprechen. Wenn Hans Wolf wüsste, dass Caspar heimlich gemeinsame Sache mit uns macht, hätte er uns womöglich verraten, nur um seinem Bruder zu schaden. Intelligente und gewandte Männer wie Caspar sind selten und von großer Wichtigkeit, wenn man etwas erreichen will!«, sagte Hippolyt eindringlich und fuhr auf, als es klopfte.
Ohne eine Antwort abzuwarten, wurde die Tür aufgestoßen,
und ein Höfling betrat die Kammer. Trotz der Hitze trug der schlanke Mann einen kurzen Umhang. Sein Barett wurde von einer Feder geschmückt, das stolze Kinn mit kurzem Bärtchen ruhte auf einem steifen weißen Kragen. Ohne das kantige Gesicht mit den spöttischen hellbraunen Augen hätte man den Mann für einen Laffen gehalten, doch die muskulösen Beine und kräftigen Hände, von denen eine auf dem Degenknauf lag, straften den ersten Eindruck Lügen. Dieser Mann wusste sich mit Schwert und Zunge gleichermaßen zu verteidigen.
»Welch Glanz in dieser Hütte!«, spöttelte er, schloss die Tür und trat mit einem herzlichen Lächeln auf sie zu. Hinrik und Hippolyt standen auf und schüttelten ihm die Hand.
»Caspar von Schomberg! Verzeiht unsere verschmutzte Kleidung …«, wollte Hinrik sich entschuldigen, doch der Colonel hob abwehrend die Hand und erwiderte: »Nicht doch! Ihr kommt direkt von der Front. Ich weiß, wie es da zugeht. Ich werde mich darum kümmern, dass man Euch bessere Quartiere zuweist. Ich habe kurz mit Navarra gesprochen, und mehr denn je glaube ich an die Prophezeiung des Michel de Nostredame. Navarra wird eines Tages König von Frankreich sein! Auf diesem jungen Prinzen aus dem rauen Gebirge liegt die Hoffnung dieses Landes. Und Katharina wird täglich daran erinnert, wenn sie ihren pervertierten Sohn Karl sieht, der nie den Thron hätte besteigen dürfen!«
Schomberg senkte die Stimme: »Wisst Ihr, wo der König von Frankreich ist? In der Schmiede! Wie ein Irrer schlägt er mit dem Hammer auf glühendes Eisen, bis er keine Luft mehr bekommt und Blut schnaubt und spuckt. Dabei begafft er die halbnackten Männer an den Blasebälgen und zieht ein beseligtes Gesicht, wenn er das Feuer riecht und den Amboss dröhnen hört. Das erinnert ihn an die Scheiterhaufen, die sein Vater ihm einst gezeigt hat!«
»Was sagen die Ärzte, wie es um die Gesundheit des Königs bestellt ist?«, erkundigte sich Hippolyt.
»Es braucht keinen Hellseher, um diesem Blut schwitzenden Körper anzusehen, dass seine Zeit auf Erden begrenzt ist. Ich kenne niemanden, der dem König eine Träne nachweinen wird, ausgenommen seine Geliebte und vielleicht noch seine Mutter. Doch glaubt mir, letztlich kann auch sie es nicht erwarten, ihren Liebling Anjou auf dem Thron zu sehen.« Die letzten Worte flüsterte Schomberg.
»Aber zwischen Anjou und dem Thron steht noch Alençon«, warf Hinrik ein.
»Bah, das cholerische Pockengesicht! Ist nicht aus den Augen zu lassen, aber ebenfalls von schwacher Konstitution.« Schomberg schüttelte leicht den Kopf. »Katharina wünscht Euch zu sehen, Hippolyt. Sie möchte Euch wegen ihrer Gicht konsultieren. Noch heute Abend, aber erst solltet Ihr Euch umkleiden.«
»Da wäre noch eine Sache, Caspar.« Hippolyt fasste kurz die Umstände von Jeannes Verschwinden zusammen.
Interessiert hob der Höfling eine Braue und schien etwas sagen zu wollen, da klopfte es, und Seraphin stürmte herein. Gerwin und sein Freund fielen sich in die Arme.
»Ihr braucht dringend ein anderes Quartier, bei dem Andrang, der hier herrscht …«, meinte Schomberg trocken und musterte neugierig den schönen Tänzer.
»Ihr seid Euch noch nicht bekannt gemacht worden? Seraphin war Jerg von Rechbergs Vertrauter bis zu dessen
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