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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einfache Bettstatt, die trotz ihrer Bescheidenheit nach den Monaten im Feld komfortabel schien. »Was jetzt, Hippolyt?« Er rieb sich die Augen und vermied es, an seiner durchgeschwitzten Kleidung zu riechen.
    »Immerhin sind wir in Paris. So nahe, wie du deiner Jeanne sein kannst. Zuerst sprechen wir mit Seraphin. Ich habe bereits nach ihm geschickt.« Der Medicus legte sich rücklings auf sein
Lager und massierte sich das Bein. »Die Bewegung tut mir gut, aber diese Stunden im Sattel sind für einen Mann meines Alters eine Herausforderung.«
    »Die Entbehrungen waren für alle hart, aber im Vergleich mit Sachsen kenne ich dich kaum wieder! Du scheinst um Jahre verjüngt! Was dir gefehlt hat, waren Schlachten und Abenteuer!«, scherzte Gerwin.
    »Poscimur . 31 «
    »Ach Hippolyt.« Gerwin fühlte sich wie erschlagen. Er war nicht nur müde von den Strapazen der Reise, er hatte seine Schwester kaum wiedergesehen und schon wieder verloren, und zu allem Übel sorgte er sich um Jeanne. Nur der Glaube an diese wahrscheinlich unerfüllbare Liebe erfüllte ihn mit Zuversicht. Prediger Martial hätte ihn für diese Blasphemie dem Scheiterhaufen übergeben. »Ich stinke wie ein Schweinestall, obwohl das in dieser Jauchegrube von Kammer nicht auffällt. Müssen wir heute noch unsere Aufwartung bei Hofe machen?«
    »Wer kennt die Launen der Mächtigen? Waschen möchte ich mich auch, und in einem solchen Palast sollte man anständige Baderäume finden.« Der Medicus grinste und kratzte sich den struppigen Bart und den kahlen Schädel. »Zumindest habe ich da oben keine Läuse!«
    Es klopfte, und Hinrik Huntpiss kam herein. Er trug einen Krug und drei Becher in einer Hand und einen Laib Brot und ein Stück Schinken unter dem Arm. Gerwin schob den Schemel in die Mitte, auf den der Hauptmann seine willkommenen Gaben legte. Dann setzte er sich neben Gerwin. »Hugenotten niederen Ranges werden nicht gerade bevorzugt behandelt. Obwohl wir in Kürze den königlichen Kammerherrn erwarten dürfen.«
    »Ach, der Schomberg ist hier?«, fragte Hippolyt und schnüffelte an dem Weinkrug.

    »Nur für wenige Tage, dann begleitet er eine französische Gesandtschaft nach Sachsen«, erklärte Hinrik.
    »Schomberg? Klingt irgendwie vertraut.« Gerwin stopfte sich ein großes Stück Schinken in den Mund.
    »Schomberg ist die französische Form von Schönberg. Guter Tropfen, schenk ein, Hinrik«, bat Hippolyt. »Caspar von Schomberg ist der älteste Sohn des Wolf von Schönberg.«
    »Der gefürchtete Herr des Erzgebirges, alter Gauner«, grunzte Hinrik.
    Hippolyt fuhr fort: »Caspar müsste jetzt um die dreißig sein, denke ich. Er hat es weit gebracht, seit er vor zehn Jahren die Akademie des Johannes Sturm in Straßburg verlassen hat. In Straßburg war er allerdings mehr für seine Duelle bekannt.«
    »Ein rechter Draufgänger, der Caspar, aber ein kluger Kopf, denn selbiger sitzt ihm noch immer auf den Schultern!« In Hinriks Stimme hielten sich Sarkasmus und Anerkennung die Waage.
    »Der junge Caspar hat zweiundsechzig geholfen, Angers zu verteidigen, und musste dann zu Condé nach Orléans fliehen.« Hippolyt nahm einen tiefen Zug und biss von dem Brotstück ab, das Hinrik ihm hingelegt hatte. »Lass mich nachdenken, ja, sechsundsechzig hat Caspar am Türkenzug teilgenommen und dabei die Freundschaft von Henri de Guise gewonnen, die seitdem andauert. In jenem Jahr ist er von Karl IX. zum Kammerherrn ernannt worden.«
    Hinrik wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und sprang plötzlich auf, um die Wände zu untersuchen. Nachdem er hier und dort geklopft und die Paneele auf ihre Festigkeit überprüft hatte, setzte er sich wieder. »Keine Löcher für Spione. Hier muss man mit allem rechnen. Hinter Vorhängen verstecken sich gern Katharinas Zwerge, aber in diesem Verschlag vermutet man wohl nichts Belauschenswertes. Nun, unser Caspar hat sich ganz dem Dienst an der französischen Krone verschrieben und während der Bruderkriege sogar gegen seinen protestantischen Verwandten,
Dietz von Schönberg, gekämpft, irgendwo im Süden, vor zwei Jahren. Dabei verliert er nie das große Ganze aus den Augen.« Hier machte Hinrik eine Pause und sah Hippolyt an.
    Gerwin hörte stumm kauend zu.
    Der Medicus nahm den Faden auf. »Caspar hat diplomatisches Gespür, und es ist zu einem guten Teil ihm zu verdanken, dass Oranien seine Truppen abgezogen hat. Im letzten Jahr war er am Sieg von Montcontour beteiligt und wurde daraufhin zum Colonel des Bandes

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