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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Kopf
nach vorn. »Meine Schwester hat Euch ihre Zustimmung erteilt, Eure Eminenz«, verkündete der König.
    »Sie weint«, flüsterte Jeanne voller Mitleid. Auch das bleiche Gesicht Navarras rührte sie.
    Die Messe dauerte vier endlose Stunden. Wer sich erleichtern musste, tat dies in eigens dafür geformte Flaschen, die sich durch Schlitze unter die Röcke führen ließen. Der Gestank, der von den durchgeschwitzten Miedern, den aufgeweichten Kragen der Herren, ranziger Schminke und dem Urin ausging, war unerträglich. Anschließend wurde im großen Saal des Bischofspalais zu einem späten Mittagessen geladen. Gerwin verglich die bedrückte Stimmung während des Essens später mit einer Totenmesse.
    Jeanne verbrachte den Tag an der Seite ihres Vaters, den sie am frühen Abend in das Haus ihres Mannes zurückbrachte.
    »Weißt du, Vater, ich glaube jetzt, dass alles gut wird«, sagte sie und half Endres aus seinem durchgeschwitzten Wams.
    Endres sank seufzend in einen Sessel. »Ach, mignonne . Ich wünsche mir sehr, dass es so wäre. Warst du bei deinem Kind? Ein prächtiger kleiner Bursche. Jeanne, ich sehe nur dich, wenn ich ihn anschaue. Kann dir das nicht auch gelingen?«
    Sie umarmte ihren Vater. »Ich versuche es ja, ich versuche es …«
    Beim Hinuntergehen hörte sie Geschrei aus dem Kinderzimmer. Sie ging kurz hinein und versicherte sich, dass es Gabriel gut ging. Ihr Mann stand in der Halle und beobachtete sie. »Was treibt Ihr bei Hof? Betrügt mich nicht! Es würde Euch schlecht bekommen! Ich habe auch meine Quellen!«
    »Wollt Ihr mich wieder schlagen? Wollt Ihr Euer Recht als Ehemann in Anspruch nehmen? Bitte. Ich bin Eure Dienerin. So steht es doch in der Bibel. Ich werde gehorsam sein.«
    Sie standen sich gegenüber, und Jeanne wappnete sich bereits, dass er sie wieder packen und zwingen würde, doch er trat einfach zur Seite. »Geht, wenn Ihr Euch um Euren Vater sorgt, und
macht mir keine Schande bei Hof. Meine Lagerhäuser sind fast leer. Ich habe so viel Profit gemacht wie sonst in zwei Jahren! Das habe ich nicht zuletzt Eurer Beliebtheit bei Hof zu verdanken - und natürlich der Hochzeit! Mit Navarra als Mitglied des Königshauses werden wir dem einzig wahren Glauben zu goldenen Zeiten verhelfen. Vor den Toren der Stadt stehen viertausend unserer Soldaten! Wir sind die Soldaten Christi, das auserwählte Volk! Und wir werden das Volk vom Aberglauben befreien, denn wir sind die wahren Kinder Israels!«
    Vor dem Haus wartete Kreyfuß auf sie, denn ohne Begleitung wäre sie nicht unbeschadet in den Louvre zurückgelangt. Im Schutz des Hünen drängte sie durch die aufgekratzte Menge, die sich ausgelassenen Gelagen hingab. Ihre Gedanken rasten, denn so hatte sie ihren Mann noch nie reden hören. Er klang nicht nur selbstgefällig, sondern siegessicher, und das machte ihr Angst, denn es konnte bedeuten, dass das consistoire und die Anführer der Hugenotten einen Aufstand planten. Und selbst wenn sie sich nicht zu einem solch mörderischen Schritt erkühnen würden, so schürte das fordernde Gehabe der Hugenotten den Hass der Katholiken nur noch mehr.
    Kreyfuß brachte sie sicher durch einen Nebeneingang in den Westflügel des Louvre, wo sich Hippolyt und Gerwin gemeinsam über einen Verletzten beugten. »Ein Dolchstoß von hinten in die Niere«, sagte Gerwin.
    »Wer ist das?« Neugierig starrte Jeanne auf den Verwundeten, der auf dem Bauch lag.
    Hippolyt zuckte die Schultern. »Ein junger Hitzkopf aus dem Süden. Hat sich mit einem von Anjous Gefährten angelegt.«
    »Und der hat ihn feige von hinten erstochen?« Dann fielen ihr Cosmès Worte ein, und sie berichtete ihren beiden Freunden davon.
    Hippolyt war wenig beeindruckt. »Heute spielen alle verrückt! Es ist kein Aufstand geplant, das wäre blanker Irrsinn! Einige
Hitzköpfe geraten immer aneinander. Warten wir das Ende der Feierlichkeiten ab. Danach werden die Fronten neu geklärt.«
     
    Das Fest zog sich über mehrere Tage: ein Bankett im Hôtel Anjou, Bälle im Louvre und eine denkwürdige Darbietung im Hôtel Bourbon. Jeanne saß mit den Musikern neben der Bühne und sah den Rücken Adriaen Hobrechts, der das Clavecin spielte. Halbnackte Nymphen und Satyrn boten Dekadenz und Lustbarkeit in respektloser Weise dar, ein Affront für die hugenottischen Gäste. Darüber hinaus hatten sich der König und seine Brüder noch eine weitere Provokation einfallen lassen: In prächtigen weißen Roben verteidigten Anjou, Karl und Alençon ein Paradies

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