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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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plant ein neues Ballett, in dem Jeanne ein Lautensolo spielen soll. Aber den schönen Dingen widmen wir uns erst wieder, wenn sich dieser kollektive Wahn gelegt hat.«
    »Auf bald, mein Freund!« Hoffnungsfroher gestimmt betrat Gerwin die Straße, deren schmierige Dreckschicht nicht vermuten ließ, dass sie vor einer Woche gereinigt worden war.
    Abgesehen von dem Versuch eines Straßenräubers, ihm seine Tasche zu stehlen, den der Dieb mit einem Degenhieb auf seinen Unterschenkel bezahlte, gelangte Gerwin unbeschadet über die
Pont Neuf. Eine Horde Söldner kam grölend aus einer Hafenwirtschaft getaumelt. Zwei der mit Spießen und Pistolen bewaffneten Kerle trugen das königliche Wappen auf ihrem Überrock, einer das Rot Anjous, und Gerwin kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, doch die Männer wankten davon, ohne dass er ihre Gesichter erkennen konnte. Während er auf die Rue de Rivoli zusteuerte, sah er, wie eine Gruppe Pariser Weiber eine schwarz gekleidete Hugenottin an den Haaren über die Straße zerrte.
    »Verstreu dein Gift woanders, Dirne. Dir werden wir zeigen, wer wahrhaftig glaubt!«
    »Kindermörderin! Menschenfresserin!«, brüllte eine andere.
    »Heda, ihr Weibsbilder! Lasst die arme Frau!«, schrie Gerwin und vergaß die Soldaten. Er zog seinen Degen und ging entschlossen zwischen die aufgebrachten Frauen, die sich jedoch nicht so einfach vertreiben ließen.
    »Was wollt Ihr? Das ist eine Ketzerin, die ihr Kind getötet und gegessen hat!«, schrie eine korpulente Wäscherin mit hochrotem Gesicht. Sie hielt die Haare der armen Hugenottin gepackt, deren blutige Kopfhaut darauf hinwies, dass man ihr bereits Büschel ausgerissen hatte. Das Gesicht war zerkratzt. Ihr Blick war ein einziger Hilferuf.
    »Red keinen Unsinn, Weib! Niemand isst sein eigenes Kind. Jetzt lass sie gehen, oder muss ich nachhelfen?« Drohend schwang er den Degen.
    »Seid Ihr auch ein Hugenotte?«, keifte eine andere, doch dann fiel ihr Blick auf Gerwins offenes Hemd und das Medaillon des Christophorus. »Ihr seid einer von uns! Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt?«
    Die Wäscherin stieß ihr Opfer von sich. »Hast Glück gehabt. Da, nehmt die Ketzerin mit. Aber seht selbst nach, in ihrem Suppentopf schwimmt das Kind!« Kreischend zogen die furchtbaren Weibsbilder davon.
    »Danke, Monsieur! Euch hat der Himmel geschickt!«, schluchzte
die Hugenottin und spuckte Blut und einen Zahn auf das Pflaster. »Diese Papistenbrut wird sich noch wundern! Verzeiht, Euch meine ich nicht …«, sagte sie, doch Gerwin winkte ab.
    »Schon gut. Geh nach Hause und halt dich mit Beschimpfungen der anderen Konfession zurück.«
    Obwohl sie gerade erst einem Verderben entgangen war, ballte sie wütend die Fäuste. »Ich habe keine Furcht vor dem Tod! Wir sind die Kinder Israels, wir …«
    Kopfschüttelnd ging Gerwin weiter und steckte im Gehen seinen Degen ein.
    Ein unfreundlicher Diener ließ ihn eintreten, nachdem er sich als Medicus für Endres Fry angemeldet hatte. Jeanne saß bei ihrem Vater, der teilnahmslos aus dem Fenster starrte, einen halbfertigen Lautenkorpus in den Händen.
    »Gerwin!« Jeanne drückte ihm die Hand und strahlte ihn an. Leise sagte sie: »Mein Mann ist im Haus.«
    Gerwin nahm die Kräuter aus seiner Tasche. »Daraus kochst du einen starken Tee für deinen Vater. Außerdem muss er viel Knoblauch und Früchte essen.«
    Er ging vor Endres in die Knie und zeigte auf den Lautenkorpus. »Was baut Ihr, eine Laute oder eine Theorbe?«
    Endres hob langsam den Kopf. Es dauerte einige Augenblicke, bis sein Blick Gerwin erfasste. Die weißen Haare umstanden struppig sein Haupt. »Eine Laute für meine Christine.« Seine Pupillen waren weit und dunkel, als er Gerwin anlächelte. »Wir haben eine kleine Tochter, und sie spielt ihr immer vor.«
    Jeanne legte ihm einen Arm um die Schultern. »Vater.«
    Im nächsten Moment stieß Cosmè die Tür auf und starrte erbost seine Frau an. »Was fällt Euch an, unangemeldeten Besuch zu empfangen?«
    Jeanne stellte sich neben ihren Vater, der nervös über den halbfertigen Lautenkorpus strich. »Er hat Angst vor Euch. Reicht es nicht, wenn Ihr mich demütigt?«

    »Schweigt!« In seiner schwarzen Tracht hatte der hochgewachsene Cosmè eine bedrohliche Präsenz.
    Doch Gerwin ließ sich nicht beeindrucken. »Verzeiht, Monsieur. Als Arzt bin ich es gewohnt, ohne viele Förmlichkeiten Beistand zu leisten. Und da Ihr Meister Hippolyt und mich bereits kennt, mögt Ihr mir verzeihen.

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