Die Lautenspielerin - Roman
aufgesprungen und tat so, als wäre er der Henker und hielte das Organ des Verurteilten in der Hand.
Angewidert starrte Jeanne auf den jungen Mann, dem das grausame Schauspiel offenkundig Vergnügen bereitet hatte.
»Danach haben sie ihn gevierteilt. Geknirscht und gerissen hat’s, als die Glieder sich vom Leibe trennten«, berichtete Franz, der es genoss, endlich die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu haben.
Der Magd entfuhr ein spitzer Schreckensschrei.
Franz beugte sich vor. »Das Blut spritzte über das Pflaster! Die Gäule waren schon erschöpft, aber zwei Schuldige mussten noch zerrissen werden, und der Henker trieb sie mit der Peitsche an. Wie haben die Männer geschrien und gefleht, doch keine Gnade gab es für die Verbrecher!« Er ahmte das Geräusch eines Peitschenhiebs nach. »Und da lagen die Arme abgerissen, die Sehnen hingen weiß heraus, die Innereien dazu, dass es einen erbarmte.«
»Es reicht. Franz, setz dich hin!«, befahl Thomas. »Der andere Mann wurde vor der Vierteilung mit dem Schwert gerichtet und der Engelseher Hans Tausendschön gehängt. Alle übrigen wurden mit dem Schwert getötet«, beschloss der alte Froehner die grausige Geschichte.
»Du hast vergessen, dass sie die abgetrennten Körperglieder auf zwölf Stangen vor den Toren der Stadt aufgehängt haben«, fügte Franz mit vor der Brust verschränkten Armen hinzu.
»Und was wurde aus Herzog Johann?«, erkundigte sich Endres.
»Eingesperrt wurde er. So ergeht es Spitzbuben, Franz. Schreib es dir hinter die Ohren!«, mahnte Thomas und stand auf.
Beim Hinausgehen zischte Franz leise: »Sieh dich vor, alter Mann …«
Jeanne zuckte zusammen, doch Thomas sprach bereits mit ihrem Vater.
»Bring die Abfälle nach draußen! Mach dich nützlich!«, fuhr Agathe sie an. »Du bist kein Prinzesschen!«
»Das ist mir wohl bewusst, und falls ich es nicht wüsste, würdest du mich immer daran erinnern.« Stolz ging Jeanne an der älteren Frau vorbei in die Küche, ergriff die Eimer mit den Essensresten und stieß mit dem Fuß die Hintertür auf.
Nur das Licht aus den Fenstern erhellte den Hof, und sie konnte ihren Atem in der kalten Nachtluft aufsteigen sehen. Die stinkenden Essensreste, die zum Großteil aus Kohl und Zwiebelschalen bestanden, wurden den Schweinen gegeben, die sie quiekend im Stall erwarteten. Jeanne stellte die Eimer auf die Erde, um sich in der Dunkelheit zu orientieren, als sie die Stalltür zuschlagen hörte. Instinktiv drehte sie sich um und streckte furchtsam die Hände in die Dunkelheit.
Die Schweine grunzten und quiekten noch lauter, und die Hühner stoben durcheinander. »Wer ist da? Da ist doch jemand?«, rief sie ängstlich und schrie auf, als sie rauen Stoff berührte.
»Franz?« Doch bevor sie schreien konnte, hatte er sie gepackt und drückte ihr die Hand auf den Mund. Sie fühlte den faulig riechenden Verband auf den Lippen und drehte den Kopf hin und her, um den Ekel erregenden Gestank loszuwerden.
»Ja, wehr dich nur, das gefällt mir. Ich mag Wildkatzen.« Franz riss sie an sich und stellte seinen Fuß zwischen ihre Beine, dass sie zu Boden ging. Dabei fiel sie rücklings auf einen Eimer, der umkippte. Mit einer Hand tastete sie um sich und konnte die Schweineschnauzen fühlen, die hungrig nach dem Essen suchten. Franz drückte ihr weiter brutal den Mund zu und stieß ihren Kopf dabei hart gegen einen Pfosten. Sie verdrängte den scharfen Schmerz, der sich in ihrem Hinterkopf ausbreitete, und betete, dass sie nicht die Besinnung verlöre, um der Bestie nicht wehrlos ausgeliefert zu sein.
Mit aller Kraft suchte sie sich unter seinem schweren Körper herauszuwinden und stieß das Knie nach oben. Franz schrie wütend auf, lockerte seinen Griff jedoch nicht, sondern riss ihr Mieder auf und biss ihr in die rechte Brust. »Gefällt dir das?«, keuchte er und stieß ihr seinen säuerlichen Atem ins Gesicht.
Unter seiner Hand konnte sie nur Unverständliches stammeln. Tränen liefen ihr über die Wangen. Wie hatte sie nur so dumm sein und allein in den Stall gehen können? Unaussprechliche Furcht drehte ihr wie ein Schraubstock den Magen zusammen. Nicht so!, schrie es in ihr. Nicht von diesem Vieh! Doch gegen die Kraft des jungen Mannes war sie machtlos. Mit geübten Griffen hatte er seinen Hosenlatz geöffnet und ihre Röcke aus dem Weg geschoben, um sein gewaltsames Vorhaben zu vollenden. Er atmete schneller und presste sie mit seinem Gewicht auf den Boden. Die Essensreste durchnässten ihre Unterröcke
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