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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Großschirma kaufen wir frische Pferde, und sind wir erst in Meißen, haben wir den sicheren Hafen fast erreicht.«
    »Deine Logik ist unbestechlich, Hippolyt. Du bringst mich noch vom Glauben ab.«
    »Nein, Gerwin, ich verführe dich zum Denken.«
    Die Hufe herantrabender Pferde waren entfernt auf dem Waldboden zu hören, und die winterlichen Wegverhältnisse forderten von nun an ihre konzentrierte Aufmerksamkeit.
    »Gott helfe mir …« Doch die Worte, die Gerwin sonst wie selbstverständlich über die Lippen gekommen waren, hatten an Qualität verloren.

7
    Der säuerliche Geruch des eingelegten Krauts ließ Jeanne gegen aufsteigende Übelkeit ankämpfen. Sie schwor sich, dass sie nie wieder in ihrem Leben Sauerkraut essen werde, wenn sie dieses Land verlassen hatten. Und heute hatte Agathe zu allem Überfluss Suppe aus dem Kraut gekocht. Jeanne bewegte ihren Löffel lustlos in der gelblichen Brühe und fischte einen Zwiebelring heraus, den sie mit einem Stück Brot in den Mund schob.
    »Ist dir unser Essen nicht gut genug, Madamchen?«, ätzte Agathe, die Jeanne beobachtet hatte.
    Kühl ignorierte Jeanne die Bemerkung und wandte sich an
Thomas, der seine Mahlzeit bereits beendet hatte. »Sag, Großvater.« Sie ertappte sich dabei, dass sie den unwilligen Ausdruck auf Agathes und Franz’ Gesicht genoss, als sie Thomas so nannte. »Ich habe von einem Aufsehen erregenden Prozess in Gotha gehört, bei dem Kurfürst August eine entscheidende Rolle spielte. Von einem Engelseher war die Rede und einem betrügerischen Ritter. Kannst du uns davon erzählen?«
    Franz rülpste lautstark und winkte Zilla nachzuschenken. Seit der Abmahnung in der Kirche war sein Benehmen noch unerträglicher geworden.
    Jeanne wusste, dass Thomas gerne erzählte, und tatsächlich ließ der alte Instrumentenbauer sich nicht zweimal bitten. »Der Engelseher Hans Tausendschön, ja, ich erinnere mich gut. Ein Bauernsohn aus Sundhausen bei Gotha, der sein Ende am Strick fand.«
    »Da haben seine Engel ihn wohl ganz teuflisch fallen lassen!« Franz lachte laut über seinen Witz und wollte sich gar nicht mehr beruhigen, bis Thomas mit der Hand auf den Tisch schlug und der angetrunkene Enkel sich besann. Bevor der Hausvater die Tafel aufhob, war es niemandem gestattet, den Tisch zu verlassen, und so harrte auch Franz mit finsterer Miene aus.
    »Wilhelm von Grumbach, um den es in jenem Prozess ursächlich ging, war ein Ritter ohne Ehre, ein Betrüger und Mörder, der das erste Mal von sich reden machte, als er seinen Schwager im Gramschatzer Wald erdolchen ließ. Es gehen viele Geschichten um, seit er auf dem Marktplatz zu Gotha sein grausames Ende fand. Soweit ich weiß, war er mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach befreundet und begleitete ihn bei dessen Raubzügen in Franken. Verdient machte sich der Grumbach im Schmalkaldischen Krieg, wofür er mit dem Kloster Maidbronn und einigen Dörfern hätte belohnt werden sollen. Doch dazu ist es wegen Streitigkeiten zwischen dem zuständigen Fürstbischof Zobel und dem Kaiser nicht gekommen.«

    Zilla war aufgestanden, um die Schüsseln vom Tisch zu räumen, und Jeanne reichte ihr dankbar ihre noch halb volle.
    »Heb das auf, Zilla. Das bekommt sie morgen Abend noch einmal vorgesetzt!«, zischte Agathe, ohne dass Thomas sie hören konnte.
    »Grumbach ersuchte um Hilfe zur Erlangung der versprochenen Güter bei seinem Freund Albrecht, doch der hatte eine Schlacht verloren, lass mich nachdenken, bei Sievershausen war’s, wurde mit der Reichsacht belegt und floh nach Frankreich. Da war es aus mit der Unterstützung für Grumbach. Er besann sich seines Talents als Mörder und verübte mit seinen Spießgesellen mehrere heimtückische Anschläge auf den Bischof, von denen der letzte schließlich erfolgreich war.«
    Endres, der seiner Tochter sein Brotstück zugeschoben hatte, schaltete sich ein: »Ich glaube, Grumbach ging dann auch für einige Zeit nach Frankreich. An der Grenze wurde erzählt, dass sich ein deutscher Mördergeselle auf der Flucht erhängt habe.«
    »Aber das war nicht der Grumbach. Wirklich ein abgefeimter Bursche ohne Gewissen. Und jetzt kommen wir zum Engelseher, Jeanne.«
    Die Magd stellte den Krug wieder ab, den sie eben hinaustragen wollte, und lauschte mit offenem Mund.
    »Scher dich, Zilla!«, fauchte Agathe, doch Thomas winkte ab.
    »Lass sie doch das Ende der Geschichte hören. Es lehrt uns, nicht den Scharlatanen zu glauben, die von Engeln, Magie und Hexerei

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