Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
Vom Netzwerk:
Franziska heraus. Schon im selben Moment hätte sie sich auf die Zunge beißen können.
    Im nächsten Moment klingelte ihr Telefon. Lauf nickte ihr auffordernd zu.
    Sie nahm also ab, sagte einen Moment lang nichts, weil sie der Stimme am anderen Ende zuhörte: »Guten Tag, Müller, von der Eifel-Zeitung. Sie waren im Fernsehen und …«
    »Sie sind also von der Presse?« Franziska blickte zu Uwe Lauf auf, der jetzt ganz dicht an ihrem Schreibtisch stand.
    Lauf schüttelte heftig den Kopf und hob abwehrend die Hände.
    »Tut mir leid«, beeilte sich Franziska am Telefon, »zurzeit bin ich so beschäftigt, dass ich keine Interviews mehr geben kann.« Sie verabschiedete sich schnell und legte auf.
    Lauf lächelte. »Bitte«, meinte er nun versöhnlicher, »bitte keine Panikmache. Vor allem nicht bei der Presse. Sie wissen doch, dass so etwas Aufsehen erregt und dann auch noch ziemlich aufgebauscht wird. Wir sollen auch den Tourismus fördern. Niemand bis auf ein paar Idioten fährt jedoch zu einem Pulverfass, das jeden Moment hochgehen kann.Also: Konsultieren Sie Kollegen, wägen Sie sehr genau ab, aber machen Sie nicht die Pferde scheu! Und noch etwas: Wenn sich so etwas wiederholt, erhalten Sie eine Abmahnung.«
    »Ich verstehe. Ja, das passiert nicht wieder.« Franziska nickte. »Aber wir müssen auf jeden Fall den See besser überwachen!«
    »Dafür gibt es staatliche Stellen. Die sind dafür zuständig.« Lauf wandte sich zur Tür.
    Franziska hackte wütend auf ihre Tastatur ein, sie suchte die Daten der Erdbebenwarten.
    »Wir brauchen dringend eigene Seismographen im Flachwasser des Laacher Sees und Hydrophone am Seeboden. So tief ist er ja nicht.«
    Lauf hielt kurz inne. »Möchten Sie jetzt mit unseren Geldgebern reden, Frau Jansen? Wo Sie die gerade so schön verärgert haben?«
    Reginald MacGinnis erfragte telefonisch den Obduktionsbericht für den toten Taucher, geduldig ertrug er die ausführliche Meldung des Rechtsmediziners, nickte immer wieder stumm oder streute an passender Stelle ein fast gehauchtes »Hm« ein, um anzudeuten, dass er noch folgte. Hin und wieder kritzelte er Notizen auf seinen Block.
    »Welcher Art war die Gewalteinwirkung?«
    Er lauschte kurz, nickte dann wieder, sagte knapp »Danke« und legte auf. Joe Hutter blickte interessiert zu ihm hin. Auch der Nordengländer und Andrew Neal sahen mit flackernden Augen auf MacGinnis, der ganz unbeteiligt schien.
    »Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, meine Herren«, meinte er kurz und klatschte zweimal in seine Hände. »Wir müssen von nun an noch schneller sein.« Dann neigte er seinen Kopf und studierte die Notizen. Er sah erst auf, als das Faxgerätmit einem deutlichen Pfeifgeräusch verkündete, dass es etwas empfing.
    MacGinnis schaute vom Faxgerät herüber und wedelte mit einem Stapel Papier. Es war die Krankenakte des toten Tauchers.
    »Der Mann erlag gar nicht allein seinen Schnittwunden«, las MacGinnis vor, und sein Finger wanderte angespannt an den Zeilen entlang, während er zuerst für sich selbst und dann für die anderen den Text übersetzte. »Die ganze Haut voller Blasen. Schälte sich großflächig. Subkutane Verbrennungen, selbst Muskeln und Fettgewebe betroffen.«
    Er legte den Papierstoß auf den zentralen Arbeitstisch, damit alle über die Informationen verfügen konnten.
    »Der Mann ist verbrüht wie ein menschlicher Hummer.«
    Joe Hutter fehlte in diesem Fall das Verständnis für diese seltsame Art von missglücktem Humor. Aber vielleicht wollte MacGinnis so seine Menschenfreundlichkeit und Besorgnis ausdrücken. Hutter bezweifelte es. Menschenfreundlichkeit gehörte nicht zu MacGinnis’ Tugenden. Präzision, ja; Effizienz ebenfalls, aber Menschenfreundlichkeit nun wirklich nicht. Hutter glaubte ganz fest, dass MacGinnis im Grunde alle Menschen verachtete.
    »Der Taucher hatte Verbrühungen. Was immer dort unten passiert ist, hat ihn gekocht. Und er muss das Wrack gefunden haben. Im See dort läuft ja sicherlich kein Fisch mit Glasscherben herum, um sie dem nächstbesten Taucher in die Brust zu rammen.«
    »Das Eintreffen des Side-Scans ist vorhin avisiert worden«, meldete sich Neal. »Wenn wir das haben, finden wir auch das Wrack. Ich baue es zusammen, sobald es eingetroffen ist, und wenn es die ganze Nacht dauert.«
    Das Team verstand die Eile: Ein Side-Scan-Sonar blickt wie ein magisches Auge durch die Trübnis eines Gewässers und erkennt Konturen und Strukturen, die sich auf demSeegrund befinden. Manchmal spürt es

Weitere Kostenlose Bücher