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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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benötigt …«
    »Unser heutiger Ausflug hat mir sehr gefallen.«
    »Mir auch«, gab Franziska zu und lächelte ins Telefon. Sie freute sich über Joes Anruf – fast zu sehr, wie sie sich selbst eingestand. Eigentlich fand sie seinen unerwarteten Anruf zu forsch, zu offensichtlich, zu durchschaubar, aber sie fühlte sich geschmeichelt und – ja, sie wollte von ihm angerufen werden.
    »Es tut mir leid, dass ich so plötzlich wegmusste, aber die Pflicht rief«, sagte Joe. »Ich möchte mich dafür entschuldigen …«
    »Wohin mussten Sie eigentlich so schnell?«
    »Tut mir leid. Ich darf über Einzelheiten meiner Tätigkeit nicht sprechen. Ich hoffe, Sie verstehen …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Franziska unwillig.
    »Lassen Sie uns doch nicht streiten!«, bettelte Hutter.
    »Schon gut.« Auch Franziska wollte keinen Streit, ganz und gar nicht. Das war ihr spätestens klar geworden, als Hutter sie am Brubbel aufgefangen hatte. Normalerweise reagierte sie auf so etwas sehr unwirsch, aber bei ihm – er hätte gar nicht mehr loslassen müssen.
    »Lassen Sie mich das wieder gutmachen, bitte. Wollen wir nicht zusammen essen gehen? Wir können über den Laacher Vulkan sprechen, aber natürlich müssen wir das nicht. Wie wäre es heute Abend? Also jetzt gleich?«
    Franziska zögerte.
    »Sagen Sie einfach ja.«
    »Ja.«
    »Gut, ich hole Sie ab … in einer Stunde?«
    »Gerne«, entgegnete Franziska ein Spur zu schnell, wie sie selbst fand.
    Jetzt musste sie blitzschnell einen Babysitter für Clara finden. Doch wen? Mehr als die neugierige Nachbarin, bei der sie Clara ließ, wenn sie abends ihre fünf Kilometer joggte, fiel ihr in der Eile nicht ein. Die anderen Kindermädchen, die sie ab und zu beschäftigte, hatten einen weiteren Anfahrtsweg – und dort konnte Clara auch nicht übernachten.
    Also fragte sie ihre Nachbarin. Die quittierte die Anfrage mit einem zweideutigen Lächeln. »Machen Sie sich einen schönen Abend«, sagte sie, dann zwinkerte sie ihr verschwörerisch zu. »Sie haben sich das ja wirklich verdient. Klar, ich kümmere mich um die Kleine.«
    Franziska probierte fast ihren gesamten Kleiderschrank durch. Das rote Kleid war wohl einen Tick zu aggressiv, bei dem mit dem Blumenmuster zeichnete sich ihr Bauch viel zu deutlich ab. Außerdem war es zu weit ausgeschnitten – sie wollte ja nicht wie eine verzweifelte Jungfrau auf Brautschau aussehen. Dann das Graue, wie wirkte das überhaupt – ganz in Grau? Das Schwarze war ihr entschieden zu kurz, und beim Blauen fiel es ihr schwer zu entscheiden, welche Schuhe sie dazu tragen sollte.
    Schließlich wählte sie schwarze Jeans und ein rotes T-Shirt. Er sollte mich so mögen, wie ich bin!, tröstete sie sich. Dann ging sie zum Schrank zurück und angelte den Push-up aus dem Stapel. Ein bisschen angeben muss man aber auch, rechtfertigte sie ihre Entscheidung. Er soll ja auch etwas neugierig werden.
    Sie streifte gerade das T-Shirt wieder über, als Clara durch die angelehnte Tür zu ihr hineinsah: »Du guckst ja so wie lange nicht mehr. Warum bist du denn so aufgeregt, Mama?«
    »Bin ich aufgeregt?«
    »Mami, du hast doch ganz rote Bäckchen!«
    Sie zog dann doch das Schwarze an.
    Franziska trug ihre langen Haare hochgesteckt. Als Joe sie abholte, hatte sie gesehen, wie ihn das erstaunte und wie er sie unwillkürlich angestarrt und dann insgeheim gelächelt hatte. Sie bemerkte, dass sie ihm gefiel. Das war gut so! Sie hatte diesen Mann ja sofort gemocht, der gleichzeitig so seltsam ruhig, dann wieder aufgeregt wie ein kleines Kind war. Er wirkte stets ein wenig geheimnisvoll, konnte plötzlich schroff sein und ging dennoch so offen auf sie zu.
    Joe stellte fest, dass Franziska Jansen Parfüm benutzt hatte, einen dezenten Duft. Das verwirrte ihn, Vertrautheit und Fremdheit so nahe beieinander, aber es forderte ihn heraus.
    »Lassen Sie uns heute Abend nicht von der Arbeit reden«, schlug Hutter gleich zu Anfang vor, als sie im Restaurant Platz nahmen. »Ich will jetzt weder etwas von Vulkanausbrüchen hören noch von Erdbeben.«
    »Das Lamm soll hier sehr gut sein«, meinte Franziska und reichte Hutter die Speisekarte.
    »Ich esse lieber Salat«, entgegnete er. »Ich bin Vegetarier.«
    Franziska blickte ihn erstaunt an, wohl zu erstaunt, denn er fügte gleich hinzu, als habe er die Pflicht, sich zu erklären: »Die armen Tiere tun mir leid.«
    »Ich esse auch nur ganz selten Fleisch. Und dann wenig!«
    Hutter lachte. »Das ist die übliche Reaktion. Das –

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