Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
Vom Netzwerk:
Kilometer, in das man einkehren konnte, musste mit eingeplant werden. Keine einfache Aufgabe, aber je länger Franziska auf die Karten schaute, desto deutlicher arbeiteten sich Trassen und machbare Strecken heraus. Jetzt packte sie der Ehrgeiz. Hier entlang, dort an der Kreuzung nach Westen, hier an der Gabelung den unteren Weg nehmen, der sich so eng am Hang anschmiegte und durch ein Hochmoorgelände und dann über eine Lichtung führte. Hier war ein kleiner Ort, den sie kannte, dort gab es nicht nur zwei ganz passable Gasthäuser, sondern auch eine sehenswerte Kirche und mehrere nette Fachwerkhäuser.
    Das Handy vibrierte! Endlich!
    Franziska zog das Gerät aus ihrer Tasche, war aber so aufgeregt, dass es ihr entglitt und quer über den Zimmerboden rutschte. Verdammt! Sie robbte ihm nach und zerknüllte dabei die topographischen Karten. Auch egal! Schließlich bekam sie das Mobiltelefon zu fassen und stellte fest, dass es wieder eine dieser Werbe-SMS war. Günstig! Toll! Sie haben gewonnen! Verdammt, warum meldete Joe sich nicht? »Hallo – was ist los? Geht es dir gut?«, schrieb sie und schickte die SMS ab. Ob das ein Fehler war? Sie sah hoch zur Uhr, es war fünf Uhr am Nachmittag – noch eine Stunde, und sie hatte Feierabend.
    Um 17:30 Uhr hatte sie noch immer keine Nachricht von Joe.
    Auch um 18 Uhr meldete er sich nicht.
    Um 19 Uhr: Fehlanzeige.
    Nichts.
    Sie schickte eine letzte SMS: »Jetzt bin ich wirklich sauer.« Damit er das nicht als Schlussstrich deutete, fügte sie schnell hinzu: »Und traurig.«
    Joe schickte keine SMS zum Einschlafen, und er meldete sich auch am nächsten Tag nach dem Aufstehen nicht.
    »Ihr habt was?« Gerd Schmidtdresdner mochte es kaum fassen. »Wisst ihr nicht, dass das ein Stich ins Wespennest ist? Illegale Aneignung ist eines, aber Mord …«
    Sie waren ohne Ergebnis nach Koblenz zurückgekehrt und wussten nun nicht, was ihren Teamleiter stärker aufbrachte: ihre Erfolglosigkeit oder der Mord an dem fremden Taucher. Nun saßen sie auf unbequemen Stühlen vor ihm wie Schüler vor dem Lehrer, und er hockte in seinem bequemen Bürosessel hinter dem Schreibtisch. Schmidtdresdner genoss es zu zeigen, dass er das Geschehen kontrollierte.
    Der Schreibtisch sah wie immer aufgeräumt aus: sauber gewischt, die Papierstapel akkurat im gleichen Abstand zueinander parallel ausgerichtet, auf einem Platzdeckchen die Schneekugel mit der Frauenkirche, eine nostalgische Referenz, daneben in einem Lederrahmen das Foto seiner Frau.
    Im Regal hinter ihm lagen gestapelt ein paar Paperbacks von Clive Cussler und Tom Clancy, daneben standen Fachbücher über Archäologie, Gewässermorphologie, Strömungskunde und Bedienungsanleitungen für Metalldetektoren und Taucheraccessoires.
    Die Männer schauten ihren Chef ratlos an.
    »Wenn es hier morgen von Bullen wimmelt, weiß ich, wem ich das zu verdanken habe!«
    »Aber du hast doch selbst gesagt …«
    »Ein Warnschuss, verdammt. Ich habe von einem Warnschuss gesprochen. Ich habe doch nichts von Umbringen gesagt. Wir sind doch keine Mörder!«
    Er ging zum Fenster und riss es auf. »Wenn ich sage: Spring! Springst du dann?«
    Der Taucher schüttelte den Kopf.
    Gerd Schmidtdresdner beruhigte sich wieder. »Natürlichist es gut, wenn ihr Eigeninitiative zeigt. Wir brauchen den Input von jedem, um diesen Goldschatz zu heben. Aber …«, er blickte ernst um sich, »die Polizei auf uns zu hetzen ist sicher der falsche Weg.«
    »Aber er wollte doch an unser Wrack!«, protestierte Bernick, der älteste und erfahrenste der Taucher.
    »Unser Wrack? Habt ihr es wenigstens gefunden?«
    Die drei blickten zu Boden. »Nein«, sagte dann einer von ihnen kaum hörbar.
    Gerd Schmidtdresdner betrachtete die Karte des Sees, die an der Wand hing, nahm sich einen dicken schwarzen Markierstift und kreuzte die Stelle sorgfältig an. »Hier brauchen wir also nicht weiter zu suchen«, meinte er dann.
    Er machte eine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Wenn das Flugzeug nicht dort unten liegt, warum habt ihr dann auf diesen Mann geschossen?« Er sah herausfordernd in die Runde. »Versteht ihr, wir dürfen nur die minimalsten Risiken eingehen. Niemand sollte auf uns aufmerksam werden. Weder unsere Konkurrenten …« – er zuckte mit den Schultern, wie um anzudeuten, dass es dazu nun wohl zu spät sei – »… noch die Polizei.«
    »Aber …«, meinte Bernick.
    Schmidtdresdner bemerkte recht deutlich die Unzufriedenheit und Verärgerung in der Stimme. »Was

Weitere Kostenlose Bücher