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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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sagen?!
    »Man kann Kinder nicht bestellen wie ’ne Pizza«, blaffte ich ihn an. »Manchmal dauert es Jahre, bis es endlich klappt. Eure tollen Spermien sind nämlich auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Lies es nach, falls du mir nicht glaubst. Von wegen jeder Schuss ein Treffer. Stress, Alkohol, Umweltgifte – träge sind die kleinen Biester geworden«. Ich konnte mir eine gehässige Spitze nicht verkneifen. »Verdammt nochmal, Thomas, wach endlich auf. Ich bin zweiunddreißig! Die biologische Uhr tickt!«
    »Das Einzige, was hier tickt, bist du. Und zwar nicht ganz richtig!«
    Mittlerweile schrien wir fast. Ängstlich kroch Linus unter das Sofa, bis nur noch sein Schwänzchen zu sehen war. Er verstand die Welt nicht mehr, aber da waren wir schon zu zweit.
    »Gib’s zu, du liebst mich nicht!« Heiße Tränen schossen mir in die Augen. Gewaltsam versuchte ich, sie herunterzuwürgen.
    »Natürlich liebe ich dich!« Es klang mehr nach einer Drohung als nach einer Liebeserklärung. »Scheiße! Sei doch nicht so verdammt egoistisch. Lass mir ... lass uns einfach noch etwas Zeit!«
    Ich sprang auf. »Mein Gott, wie lange willst du mich denn hinhalten? Vielleicht nochmal sechs Jahre? Oder darf’s noch ein bisschen mehr sein?« Ich schnaubte wütend. »Entweder wir heiraten jetzt oder gar nicht!«
    »So weit kommt das noch! Ich lass mich doch nicht von dir erpressen!«
    »Und ich lass mich nicht für blöd verkaufen!«
    Wie zwei Kampfhähne standen wir uns mit hochroten Köpfen gegenüber.
    Die Situation war völlig verfahren. Gewöhnlich lösten wir Streitigkeiten durch einen Kompromiss. Aber ein bisschen heiraten ging ja wohl schlecht. Entweder man war ein Ehepaar oder eben nicht. Wir waren es nicht, und Thomas hatte auch nicht vor, an diesem Zustand etwas zu ändern.
    Nun konnte ich die Tränen beim besten Willen nicht länger zurückhalten. In salzigen Sturzbächen rannen sie über mein Gesicht. Brüsk wandte ich mich ab und flüchtete aus dem Wohnzimmer. Den Triumph, mich flennen zu sehen, wollte ich Thomas nicht gönnen. Außerdem war ja ohnehin alles bereits gesagt.
    Durch lautes Türknallen verlieh ich meinem Abgang die angemessene Dramatik. Hoffentlich bekam Linus in seinem Versteck keine Herzattacke. Um Thomas machte ich mir keine Sorgen, der konnte von mir aus auf der Stelle tot umfallen!
    Schniefend und schluchzend zog ich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus und quartierte mich mit meinem Bettzeug und einer Vorratspackung Kleenex bei Henriksberg ein. Henriksberg stand im Arbeitszimmer und war ein altes, verschlissenes Sofa. Ohne Hemmungen breitete ich mein Gefühlsleben vor ihm aus und sparte dabei nicht mit unflätigen Schimpfwörtern, die mir unter normalen Umständen nie in den Sinn, geschweige denn über die Lippen gekommen wären. Ich verfluchte Thomas und den Tag, an dem wir uns kennen gelernt hatten.
    Henriksberg gab mir in allen Punkten Recht, zumindest widersprach er nicht. Aber wahrscheinlich verstand er eh nur Schwedisch.
    In den folgenden Stunden durchlitt ich das schlimmste Wechselbad der Gefühle, das man sich vorstellen kann. War die Wut gerade mal ein wenig abgeebbt, übermannte mich tiefe Traurigkeit. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so verletzt und zurückgestoßen gefühlt.
    »Er will dich nicht, er liebt dich nicht«, hallte es ununterbrochen in mir. Ich legte ihm mein Herz zu Füßen, und er kickte es weg wie eine verbeulte Coladose!
    Die Geigen hatten an diesem Abend irgendwie ihren Einsatz verpasst, dafür schluchzte ich nun umso mehr.

Drei
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich erbärmlich. Wie mit Karacho durch den Fleischwolf gedreht. Neben Verzweiflung, Minderwertigkeitsgefühlen und Wut quälten mich zu allem Überfluss mörderische Rückenschmerzen. Auch wenn es mir verdammt schwer fiel, das zuzugeben: Thomas traf in diesem Punkt keine Schuld, das ging auf Henriksbergs Konto.
    In der ganzen Wohnung war es mucksmäuschenstill. Ich atmete auf. Gott sei Dank, der Herr Architekt war schon unterwegs. Ein Zusammentreffen mit ihm war so ziemlich das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Ich schlurfte in die Diele, wo Linus auf seiner Schmusedecke, der er seinen Namen zu verdanken hatte, selig schlummerte. Der Glückliche! Ich hatte kaum ein Auge zubekommen.
    Heiliger Strohsack! Der Blick in den Spiegel übertraf meine schlimmsten Befürchtungen: Das Trauerspiel der vergangenen Nacht hatte deutliche Spuren hinterlassen. Ich sah aus wie ein Tässchen Pipi. Verschwollene

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