Die Lavendelschlacht
Computerviren gedacht.«
Die Idee gefiel mir. Dass ich da nicht von alleine drauf gekommen war! »Bye-bye, Lara!« Diese digitale Überfrau war mir schon immer ein Dorn im Auge gewesen. »Wenn Thomas alle seine geliebten Computerspiele und den ganzen saublöden Schnickschnack neu installieren muss, ist er Stunden – ach, was sag ich –, Tage beschäftigt.« Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten. »Aber das Problem bleibt: Wo in aller Welt fängt man sich so einen Virus ein?«
Mona machte ein bedröppeltes Gesicht. Ratlos zuckte sie die Achseln. »Wahrscheinlich am ehesten im Internet. Man liest das doch ständig. Aber von einer Seite virus.de oder virus.com habe ich offen gestanden bis jetzt noch nichts gehört.«
Zu schade, ich nämlich auch nicht. Da hatten sich ja die beiden richtigen Computerexperten gefunden.
Eine Weile brüteten und schwitzten wir stumm vor uns hin. Der Schweiß schoss mittlerweile in gigantischen Wasserfällen an meinem Körper herab, rund um meinen Busen bildeten sich kleine Stromschnellen.
»Du könntest zur Not auch die Festplatte formatieren«, brach Mona das besinnliche Schweigen.
Ich nickte zustimmend. Der Vorschlag mit dem Virus hatte mir zwar besser gefallen, aber das Formatieren war eine Alternative, über die es sich lohnte nachzudenken.
Frisch geduscht fühlte ich mich wie ein neuer Mensch, wenigstens äußerlich. Die roten Bäckchen waren wieder einer vornehmen Blässe gewichen. Und dank des sündhaft teuren Shampoos mit zwanzig Vitaminen und mindestens ebenso vielen Formeln und Komplexen hatten meine schulterlangen Schnittlauchhaare ein bisschen Volumen bekommen. Mit etwas Glück würde das die nächsten fünfzehn bis zwanzig Minuten halten.
Jetzt kam der angenehme Teil des Abends. Mona und ich hatten es uns angewöhnt, nach der Aerobicstunde einen Einkehrschwung an die Theke zu machen. Die Belohnung hatte ich mir nach dieser schweißtreibenden Schinderei auch redlich verdient. Kaum hatten wir uns auf die Barhocker geschwungen, da wurde es auf der anderen Seite der Theke, die von einer Horde junger Männer okkupiert wurde, lebhaft. Sie tuschelten miteinander und schauten immer wieder interessiert zu uns herüber.
Ich war realistisch genug, um zu wissen, dass die Aufmerksamkeit in erster Linie Mona galt. Besonders ein blonder, attraktiver Hüne schien sich vor Begeisterung nur noch mit Mühe im Zaum halten zu können. Ungeduldig scharrte er mit den Hufen, und man konnte förmlich spüren, dass er nur auf eine Gelegenheit wartete, um sich an meine Freundin heranzupirschen.
Endlich gab er sich einen Ruck und kam zu uns herüber. »Hallo, ihr zwei. Ich bin Mark. Wollt ihr ’n Bier?« Er schenkte uns ein smartes Lächeln. Unter seinem engen schwarzen T-Shirt zeichneten sich deutlich die Konturen eines Bilderbuch-Waschbrettbauchs ab – kein Gramm zu viel. Sehr selten zu finden in dieser Altersklasse, fast schon eine Rarität. Und spendierfreudig schien er auch noch zu sein.
Sogar Mona wusste diese Qualitäten zu schätzen. Ganz gegen ihre Gewohnheit erteilte sie ihm nicht sofort eine Abfuhr, sondern musterte aufmerksam seinen gut gebauten Body. »Du scheinst öfter hierher zu kommen.«
Ein paar Streicheleinheiten für sein Ego, und schon zappelte er an der Angel. In dieser Beziehung sind neunundneunzig Prozent der männlichen Bevölkerung ziemlich einfach gestrickt. Mark Adonis machte da keine Ausnahme.
Er lächelte geschmeichelt. »Ja, dat kann man wohl sagen. Zwei Stunden pro Tag – absolutes Minimum. Richtig pumpen, ne.« Wie gesagt: einfach gestrickt. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, aber bei diesem Exemplar konnte man die Maschen zählen. Ich fragte mich, ob er das Wort »Minimum« in stundenlanger Kleinarbeit aus dem Fremdwörterbuch rausgesucht hatte.
»Und ihr seid bestimmt zwei von den Hupfdohlen, ho ho.« Toller Scherz, und so tiefsinnig! Er warf sich in die Brust und fuhr sich mit der Hand selbstverliebt über seine stählernen Bauchmuskeln. Auf einmal fand ich Waschbretter gar nicht mehr so attraktiv. Ein klitzekleiner, wohldosierter Bierbauch konnte auch seinen Reiz haben.
Langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen, dass seine Hand noch weiter runter wandern könnte. Doch Gott sei Dank beendete Mona die Sache kurz und schmerzlos: »Korrekt. Und die Hupfdohlen haben leider keinen Bedarf an Muckimännern wie dir. Sorry.«
An seiner verdatterten Miene war deutlich abzulesen, dass er die Welt nicht mehr verstand. Dabei hatte alles so viel
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