Die Lavendelschlacht
mit der Frau aus dem Casablanca in Verbindung zu bringen. Passt, wackelt und hat Luft. Anscheinend hatte der Lümmel ihr verschwiegen, dass er nicht allein lebte. Aber das würde sich ja nun bald ändern.
»Mit wem habe ich denn bitte das Vergnügen?«, fragte ich zuckersüß. Wie war noch gleich ihr Name? Natalie? Vanessa?
»Valerie Jansen. Ist Thomas da?« Schon wie sie seinen Namen aussprach!
Ich war so perplex, dass ich diesem Luder, das mir meinen Freund, Pardon Exfreund, ausgespannt hatte, auch noch antwortete: »Nein, Thomas ist nicht da.«
»Na wunderbar«, hauchte sie. Wahrscheinlich würde aus ihrem Mund selbst »Einmal Currywurst mit Pommes« erotisch klingen. »Dann wird er sicher jeden Moment bei mir eintreffen.« Also doch! Mein erster Verdacht war richtig gewesen. Kundentermin? Ja, Pustekuchen! Wie oft hatte Thomas in den vergangenen Wochen seine Arbeit vorgeschoben, um sich heimlich mit ihr zu treffen? Und ich dusselige Kuh hatte ihn wegen des Stresses im Büro auch noch bemitleidet! Mir stieg die Galle hoch. Gott, was war ich dumm und naiv gewesen!
»Schönen Tag noch«, säuselte es auf einmal nah an meinem Ohr. Ich hatte total vergessen, dass ich immer noch den Telefonhörer in der Hand hielt.
Schönen Tag noch – guter Scherz. Da lachen wir dann morgen drüber ...
Gerade setzte ich zu einer bissigen Erwiderung an, da wurde mir bewusst, dass es am anderen Ende der Leitung verdächtig still geworden war. Aufgelegt. So eine bodenlose Frechheit! Wenn es jemandem zustand, das Gespräch zu beenden, dann ja wohl mir! Wahrscheinlich würden Thomas und diese Valerie sich gemeinsam bei einem Gläschen Champagner über dieses Telefonat halb totlachen.
Vor Zorn bebend, pfefferte ich den Hörer auf die Gabel zurück. Der Apparat ächzte Besorgnis erregend. Lange würde er meine Zornattacken sicherlich nicht mehr über sich ergehen lassen. Sei es drum, irgendwie musste ich nun mal Dampf ablassen.
Beim Stichwort Dampf hatte ich eine spontane Eingebung.
Ich lief ins Arbeitszimmer und durchwühlte die Schreibtischschubladen. Schließlich fand ich das, wonach ich gesucht hatte: ein altes, zerknautschtes und schon fast, aber eben nur fast in Vergessenheit geratenes Päckchen Zigaretten. Ich angelte mit zitternden Fingern einen Glimmstängel aus der Packung, zündete ihn an und nahm einen kräftigen Zug.
Aaah, was tat das gut! Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste mich. Mein treuer, sadistisch veranlagter Henriksberg begann vor meinen Augen hin und her zu schwanken wie ein besoffener Leichtmatrose. Na, Kumpel, alles klar?
So, damit wäre das schon mal geklärt: In Zukunft würde ich wieder rauchen, wann immer und wo immer ich wollte. Wenn’s sein musste, auch Kette. Vorzugsweise natürlich im Wohnzimmer, weil Thomas das auf den Tod nicht leiden konnte. Und falls er damit ein Problem hatte, war es genau das: sein Problem. Sollte er doch bei diesem Megaweib Zuflucht suchen! Denn eins war so sicher wie die Steuer: Selbst wenn ich vor lauter Qualm ersticken müsste, ich würde keinen Zentimeter aus der Wohnung weichen. Ende der Ansage.
Ich suchte einen Aschenbecher, fand aber auf die Schnelle keinen, und so benutzte ich der Einfachheit halber eine Untertasse. Darauf kam es nun auch nicht mehr an.
»Das war’s dann wohl.« Diese Worte hallten unaufhörlich in meinen Ohren wider. Verdammt, konnte mal einer das Echo abschalten?!
Aufgewühlt stapfte ich mit der Zigarette in der Hand zwischen Küche, Wohnzimmer und Badezimmer hin und her. Küche, Wohnzimmer, Badezimmer, Küche ... Wenn ich nicht bald damit aufhörte, würde mein Marathonlauf eine tiefe Furche im Teppichboden hinterlassen. Ich drückte die Zigarette aus.
Abreagieren – irgendwie musste ich mich jetzt abreagieren. Und die sonst so verhasste Hausarbeit war in solchen Fällen genau die richtige Therapie.
Die überquellende Wäschetonne sprang mich förmlich an. Ich leerte den Inhalt auf dem Fußboden aus und begann penibel genau, Thomas’ Kleidungsstücke auszusortieren. Wie kam ich denn dazu, dieser miesen Ratte auch noch als Belohnung die Wäsche zu waschen?!
Aber eigentlich hasste ich kleinkariertes Verhalten jeder Art. Hin und wieder muss man einfach mal fünfe gerade sein lassen! Entschlossen griff ich nach einem Berg weißer Feinrippunterhosen, von denen Thomas sich trotz meines heftigen Protests partout nie hatte trennen wollen, und stopfte sie in die Waschmaschine. Dann durchforstete ich meine eigene Wäsche und wurde bei einer
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