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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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versprechend begonnen. Aber begreif mal einer die Weiber – genauso schwer zu durchschauen wie die Fahrpläne der Deutschen Bahn! Da dieser Möchtegern-Rambo jedoch nicht gewillt zu sein schien, seine untrainierten Gehirnzellen über Gebühr zu strapazieren, zockelte er brav wieder zu seinen Freunden zurück, die ihn mit liebevollen Hieben in die Rippen und krachenden Schulterklopfern trösteten.
    Wie auf Kommando prusteten wir los. Mona hatte sich als Erste wieder unter Kontrolle. »Warum musste der Kerl auch seinen Mund aufmachen? Sah doch ansonsten ganz nett aus.«
    »Wirklich schade, dass das Verhältnis von Muskel- zu Gehirnmasse nicht proportional wächst«, kicherte ich vergnügt.
    »Tja, du kennst doch den Spruch. Männer sind wie Klos, entweder besetzt oder beschissen. Und was soll ich dir sagen: Es entspricht der Wahrheit. Im schlimmsten Fall sind sie sogar beides – besetzt  und beschissen. Oder sie sind schwul.« Gleichmütig zündete sie sich eine Zigarette an. »Aber das wirst du auch noch früh genug feststellen.«
    Ich?? Feststellen??
    Mit einem Schlag verging mir das Lachen. So angenehm die Vogel-Strauß-Methode auch war, langsam wurde es Zeit, das Köpfchen aus dem Sand zu ziehen, um der grausamen Realität ins Auge zu sehen: Ojemine, ich war nun auch ein Single. Genau wie Mona. Angesichts von dreizehn Millionen anderen armen Wichten in Deutschland, mit denen ich dieses Schicksal von nun an teilen würde, an und für sich nichts Besonderes. Nur eine weitere Zahl in der Statistik. Kein Grund, sich gleich ins Hemd zu machen; das Leben ging weiter, auch ohne Thomas, versuchte ich vergeblich, mich zu beruhigen.
    Sechs Jahre lang hatte ich mir den Luxus gegönnt, im Schutz einer Beziehung ein sicheres und beschauliches Dasein zu fristen. Und nun fand ich mich plötzlich unversehens in der freien Wildnis wieder, wo der Überlebenskampf um einiges härter war. Hier herrschten andere Gesetze.
    Wilde Panik überfiel mich. Ticktack, ticktack. Meine biologische Uhr lief unaufhaltsam weiter. Hilfe! Ich war über dreißig, da wurde die Luft rein männertechnisch dünner. Und wie ich aus Monas Schilderungen wusste, war der Ball der einsamen Herzen mindestens ebenso vergnüglich wie ein Bad im Piranhabecken.
    Verdammt, ich war völlig aus der Übung! Es musste Urzeiten zurückliegen, dass ich das letzte Mal mit einem fremden Mann geflirtet hatte. Ganz zu schweigen von anderen Dingen ...
    Darüber hinaus verspürte ich nicht die geringste Lust, von nun an jedes Wochenende aufgebrezelt auf die Pirsch zu gehen. Was für ein Stress! Wo es doch vor dem heimischen Fernseher so gemütlich war. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein potenzieller und potenter Kindsvater einfach so an der Wohnungstür klingeln würde, war nicht besonders groß. Es sei denn, er war zufällig Staubsaugervertreter, Pizzakurier oder Postbote. Im Gegensatz zu den meisten meiner Geschlechtsgenossinnen stand ich nicht so auf den südländischen Typ, also schied der Pizzakurier schon mal von vornherein aus. Der Postbote, ein netter Kerl, wäre zur Not noch in Frage gekommen, wenn er ein bisschen weniger verheiratet wäre. Also blieb nur der Staubsaugervertreter. Aber auf so einen windigen Burschen wollte ich mich lieber nicht verlassen.
    In meinem Kopf herrschte ein Betrieb wie zur Rushhour in der Innenstadt. Alle möglichen Dinge schossen gleichzeitig kreuz und quer durch meine Gehirnwindungen. Ich musste verrückt sein, komplett durchgeknallt! Die Leiche war noch nicht kalt – und zu allem Überfluss befand sie sich nicht einmal im Keller, sondern in meiner Wohnung –, da dachte ich allen Ernstes schon über einen neuen Kerl nach. Das fehlte noch, dass ich mich aus lauter Verzweiflung dem Erstbesten an den Hals warf. Am Ende würde ich vom Regen unter Umgehung der Traufe direkt in die Scheiße tappen.
    Ganz ruhig, Annette, ermahnte ich mich. Bloß nichts überstürzen! Ein männerloses Leben hatte mit Sicherheit auch Vorteile. Ich versuchte, mir die positiven Seiten des Singledaseins in Erinnerung zu rufen: nie wieder Butter in der Marmelade, nie wieder Formel-1-Rennen im Fernsehen, nie wieder Chipskrümel im Bett. Alles in allem nicht die schlechtesten Aussichten, oder?
    »Sag mal, kannst du dir denn eure Wohnung überhaupt allein leisten?« Mona holte mich erbarmungslos in die Wirklichkeit zurück. »Das Leben als Single ist verdammt teuer. Nehmen wir zum Beispiel tiefgefrorene Erbsen.«
    Was sollte das werden? Erbsenzählerei?
    »Ich mag

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