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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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immer der Ansicht, dass es sich bei diesem Spruch um einen besonders raffinierten, volksverdummenden Werbeslogan der Glas- und Porzellanindustrie handelt; daher konnte ich dem Dahinscheiden des teuren Parfumflakons leider so gar nichts Positives abgewinnen. Es stank bestialisch!
    Und diese blöden Kontaktlinsen waren wie vom Erdboden verschluckt. Verdammt, wo hatte ich sie gestern bloß hingelegt?
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Einmal, zweimal, dreimal ...
    »Autsch!« Vor Schmerz heulte ich auf. Ich war mit dem Fuß vor die Kommode gedonnert. Leicht hinkend arbeitete ich mich immer näher an den Klingelton heran. Ich kam mir vor wie beim Blindekuhspielen.
    Endlich hatte ich den Apparat gefunden.
    »Annette, wo bleibst du denn? Bist du krank?« Bernd klang besorgt.
    »Nicht direkt.«
    »Nicht direkt? Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Was fehlt dir denn?«
    Diese Frage war leicht zu beantworten. »Meine Brille«, sagte ich.
    »Deine Brille?«
    »Du weißt schon: Augenfahrrad, Sehhilfe, Brille«, half ich ihm etwas auf die Sprünge.
    »Dann nimm halt die Kontaktlinsen. Die trägst du doch sonst auch immer.«
    »Tolle Idee«, antwortete ich trocken. »Aber kannst du mir vielleicht sagen, wie ich die Kontaktlinsen ohne meine Brille finden soll?«
    Nein, das konnte er natürlich nicht.
    »Hör mal, Annette, falls es wegen der Sache mit Thomas ist ... Mona hat mir eben von deinem Hochzeitsdebakel erzählt. Also wenn ich das gewusst hätte ... Menschenskind, warum hast du mir denn nichts davon gesagt?«
    »Bin ich die Auskunft?«, blaffte ich. Manche Themen eignen sich nun mal nicht für einen kleinen Small Talk unter Kollegen. Wer läuft schon rum und erzählt Gott und der Welt, dass der Gerichtsvollzieher mit seinem entzückenden Piepmatz zu Besuch gekommen ist oder dass der Bräutigam den Heiratsantrag abgelehnt hat?
    Der süßeste und liebste Chef, den man sich wünschen kann, nahm mir meine Ruppigkeit nicht übel. »Also, was ich eigentlich hatte sagen wollen: Wenn dir das mit der Kirche und dem Standesamt zu viel ist, telefoniere ich mal eben rum und schicke einen von den freien Mitarbeitern. Ich könnte das wirklich verstehen.« Das Angebot war verlockend, offen gestanden sogar mehr als das. Aber Berufliches und Privates miteinander zu vermischen, fand ich total unprofessionell. Unprofessionell und peinlich. Meine Güte, so ein lächerliches Interview würde ich selbst im Koma irgendwie über die Bühne kriegen. Ich riss mich zusammen. Wenn ich sie schon nicht haben durfte, dann sollte wenigstens Bernd seine Hochzeit in Weiß bekommen.
    »Bernd, es ist lieb, dass du dir um mich Sorgen machst, aber ich werde den Artikel selbstverständlich schreiben. Ich kann nur meine Brille nicht finden, nichts weiter. Könntest du bitte Mona bei mir vorbeischicken?«
    Zwanzig Minuten später klingelte es Sturm, und Mona, mein rettender Engel, stand vor der Tür.
    »Warum trägst du denn nicht deine hübsche gelbe Binde mit dem aparten Pünktchenmuster?«, foppte mich mein Engel mit einem teuflischen Grinsen.
    »Ja, ja, wer den Schaden hat ...«, antwortete ich und zog einen Schmollmund. »So, Lumpi, jetzt such mal schön.«
    Mona nahm die Fährte auf. Aber auch sie konnte die Kontaktlinsen nirgendwo im Badezimmer finden. Langsam dämmerte es mir: Thomas!!! »Na warte, du Sauknochen«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
    Nachdem Mona unter meiner Anleitung erfolglos jeden Winkel im Badezimmer und im Arbeitszimmer abgegrast hatte, delegierte ich sie ins Schlafzimmer. Leider war meine Freundin viel zu gut erzogen. »Annette, das können wir doch nicht machen. Ich komme mir schäbig vor, einfach in Thomas’ Sachen herumzuwühlen. Es gibt doch schließlich so etwas wie eine Privatsphäre.« Grimmig schüttelte ich den Kopf. »Nicht in Zeiten wie diesen. Ausnahmezustand. Schon vergessen?«
    Dieses Argument ließ sie gelten. »Hoffentlich hat er die Brille und die Kontaktlinsen nicht mit ins Büro genommen. Dann suchen wir uns einen Wolf.«
    Ich winkte ab. »So viel Mühe macht der sich nicht.« Hoffe ich zumindest, setzte ich im Stillen noch hinzu.
    Mona machte sich an Thomas’ Nachttischschublade zu schaffen und begann, geräuschvoll darin herumzukramen. »Dann wollen wir mal sehen, was wir hier haben. Ein zerfledderter Kalender von anno Tuck, eine Armbanduhr, ein altes Kinderfoto – voll niedlich, Thomas war aber ein süßer Knirps –, eine Taschenlampe...« Plötzlich unterbrach

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