Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
Vom Netzwerk:
sie ihre Bestandsaufnahme. »Du nimmst doch die Pille, oder?«, fragte sie wie aus heiterem Himmel.
    Ich nickte, obwohl mir die Frage schon ein wenig merkwürdig vorkam. Wollte Mona jetzt mit mir einen kleinen Schwatz über Verhütungsmethoden halten? Das konnte sie sich sparen! Ich praktizierte Safer Sex. Safer, als ganz darauf zu verzichten, ging ja wohl kaum.
    »Dreimal darfst du raten, was ich hier gerade gefunden habe.« Ich konnte wirklich nur raten, denn die Umrisse zerflossen vor meinen Augen.
    »Kondome, Lümmeltüten, Präservative, Verhüterlis oder Pariser. Alle Antworten würde ich gelten lassen«, kürzte Mona das kleine Quizspielchen ab.
    Schemenhaft konnte ich erkennen, wie sie an dem rosafarbenen Schächtelchen herumfingerte. Kondome fielen bei ihr offensichtlich nicht unter den Schutz der Privatsphäre. Nun ja, dieser Begriff war aber auch wirklich ziemlich schwammig.
    Sie stieß einen überraschten Laut aus. »Hey, die Packung ist ja voll, kein einziges Kondom fehlt. Vielleicht hat er ja noch gar nicht... Na, du weißt schon.«
    »Mit ihr geschlafen? Du meinst, dieses Techtelmechtel, das er mir gestanden hat, war reines Wunschdenken, oder was?«, fragte ich sarkastisch.
    Mona zuckte die Schultern. »Oder er wollte dir einfach einen reinwürgen«, spekulierte sie aufs Geratewohl.
    »Ja, vielleicht. Vielleicht ist es aber auch die zweite, dritte, fünfte oder zehnte Packung«, unterbrach ich sie unwirsch. »Darauf kommt’s doch gar nicht an. Wer eine geladene Waffe in der Schublade hat, ist auch bereit, sie im Ernstfall zu benutzen.«
    Dieser zwingenden Logik hatte Mona nichts entgegenzusetzen. Nachdem sie Thomas’ Kleiderschrank von oben bis unten auf den Kopf gestellt hatte, nahm sie sich die Küche vor.
    »Hah! Volltreffer!« Ich hoffte inständig, dass sie diesmal meine Brille oder die Kontaktlinsen und nicht irgendwelche Pornohefte oder Liebesbriefe von Thomas entdeckt hatte.
    Ausnahmsweise meinte das Schicksal es gut mit mir, Mona war im Brotkasten tatsächlich fündig geworden. Neben einem vergammelten alten Brötchen und einem Päckchen Schwarzbrot hatte Thomas das Diebesgut deponiert.
    Einen Augenblick später sah ich meine Umwelt wieder gestochen scharf. Eigentlich ein Grund zur Freude, doch beim Anblick der dreckigen Teller und Tassen, die sich neben der Spüle türmten, war ich beinahe versucht, die Brille wieder abzusetzen.
    Während ich mich in Windeseile anzog und ein bisschen Lidschatten auf Augenhöhe ins Gesicht klatschte, fluchte ich lautstark vor mich hin. Als ob der Tag nicht so schon schlimm genug wäre, nein, jetzt hatte ich noch nicht einmal mehr genug Zeit, mir in Ruhe eine Tasse Kaffee zu gönnen. Und wem hatte ich das alles zu verdanken?! Ich spie Gift und Galle. Mein Wortschatz war in den letzten Tagen erstaunlich schnell gewachsen. Ich war selbst überrascht, wie viele Schimpfwörter und unflätige Vokabeln ich seit neuestem beherrschte.
    Als ich endlich fertig war, begutachtete Mona mein Outfit. Missbilligend schüttelte sie den Kopf. Ich hatte mich für einen gedämpften, unauffälligen Farbton entschieden.
    »Was?«, fragte ich gereizt.
    »Wir gehen auf eine Hochzeit und auf keine Beerdigung«, tadelte mich meine Freundin.
    »Du sagst doch selber immer, dass man sich so anziehen soll, wie man sich gerade fühlt«, beharrte ich trotzig auf meinen schwarzen Klamotten. »Und ich fühle mich eben mehr nach Beerdigung.« Ende der Diskussion.
    »Na schön, du hast eh keine Zeit, dich nochmal umzuziehen. Aber sag mal, Annette, was machen wir denn mit Linus?« Zärtlich kraulte sie den kleinen Schlingel hinter den Ohren. »Hunde dürfen bestimmt nicht in die Kirche, oder?«
    Damit war ich überfragt. Im Prinzip konnte ich mir ganz gut vorstellen, dass der Papst und der liebe Gott ein Herz für Tiere hatten. Man denke bloß an Franz von Assisi oder an die Arche Noah. Und ein Schild mit der Aufschrift »Wir müssen draußen bleiben«, wie man es von der Metzgerei oder vom Supermarkt kennt, hatte ich noch an keiner Kirchentür gesehen. Trotzdem wollte ich es lieber nicht darauf ankommen lassen.
    Mona offensichtlich auch nicht. »Warum lieferst du Linus nicht einfach bei deiner Mutter ab? Die freut sich bestimmt«, schlug sie vor und warf einen gehetzten Blick auf ihre Armbanduhr.
    Ich wiegte zweifelnd den Kopf hin und her. »Klar würde sie sich freuen. Und wie! Endlich mal wieder jemand zum Verhätscheln. Aber zum einen möchte ich nicht riskieren, dass mein Hund nach einer

Weitere Kostenlose Bücher