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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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bekomme ich dann von Ihnen. Wenn Sie auf mich gehört hätten ...«
    Ja, ja, schon gut! Im Kopf überschlug ich die Summe. Fast 20 Euro für so einen lächerlichen Pinkelstreifen. Ein teurer Spaß. Selbst wenn die Kinder noch gar nicht da waren, kosteten sie schon ‘ne schöne Stange Geld.
    Um die Apothekerin etwas versöhnlicher zu stimmen – schließlich musste die Arme am Sonntag arbeiten –, kaufte ich zusätzlich Tabletten gegen Durchfall. Unverhofft kommt oft. Zumal ich ja jetzt wusste, wie weit entfernt am Wochenende die nächste geöffnete Apotheke war. Dann machte ich mich in Windeseile auf den Nachhauseweg.
    Beim ersten Test hielt ich mich brav an die drollig illustrierte Schritt-für-Schritt-Anleitung des Herstellers. Das heißt, ich versuchte es. Unter Punkt drei stand zu lesen, dass man die Spitze des Röhrchens ein paar Sekunden lang in den Urinstrahl halten musste. Bei meiner Blase sollte das wohl kein Problem sein, die konnte und wollte immer! Auf Autofahrten fand ich das ausgesprochen lästig. Unser Haus war im Rückspiegel noch zu sehen, da stand mir das Wasser bereits bis zum Hals.
    Erwartungsvoll hockte ich mich auf die Klobrille. Nichts tat sich. Mist, unter Zwang schaltete meine Blase offenbar auf stur. So sehr ich auch wrang und quetschte, mehr als zwei, drei Tröpfchen kamen nicht raus. Na gut, dann musste ich eben zu einer List greifen. Nachdem ich eine Kanne Tee fast auf ex hinuntergekippt hatte, konnte ich pieseln wie ein Weltmeister. Es plätscherte und plätscherte!
    Und dann hieß es erst einmal abwarten und noch mehr Tee trinken! In ein paar Minuten würde ich wissen, wer bei dem Schwangerschaftsroulette gewonnen hatte. Mit wild klopfendem Herzen starrte ich auf das Ergebnisfenster und griff aus alter Gewohnheit nach einer Haarsträhne. Aber da war nichts. Jedenfalls nichts, was lang genug gewesen wäre, um es in den Mund zu stopfen.
    Endlich war die vorgeschriebene Wartezeit abgelaufen. Die Verfärbung war eindeutig und ließ keinen Zweifel zu.
    Nicht schwanger!
    Ein Teil von mir – der Teil, der auf Thomas’ Seite stand – war erleichtert, der andere war enttäuscht. Vielleicht sollte ich lieber noch eine zweite Probe machen, überlegte ich, während ich die nächste Verpackung aufriss. Ach was, so eine Verschwendung konnte ich mir nicht leisten! Bald würde Thomas heimkehren. Ich musste mich sputen.
    Es war gar nicht so leicht, einen der vier übrig gebliebenen Tests mit einem Filzstift so zu manipulieren, dass er das gewünschte Ergebnis zeigte. Die ersten beiden Röhrchen gingen total daneben. Der zarte Punkt, den ich auf das saugfähige Papier des Ergebnisfensters zaubern wollte, ähnelte einem Graffitimuster. Versuch drei gelang mir schon wesentlich besser. Und beim vierten Anlauf hatte ich dann endlich den Bogen raus. Jeder einzelne Test war die 20 Euro wert gewesen. Gut, dass ich nicht auf die neunmalkluge, rechthaberische Apothekerin gehört hatte!
    Nach getaner Arbeit deponierte ich den präparierten Schwangerschaftstest gut sichtbar auf dem Rand des Waschbeckens. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Thomas ihn hier finden würde. Und um alle Unklarheiten schon im Vorfeld auszuräumen, legte ich den Beipackzettel daneben. Sicher ist sicher.
    Natürlich wusste ich, dass es nicht gerade die feine Art war, Thomas mit solchen Mitteln auf die Probe zu stellen. Aber blieb mir eine andere Wahl? Hatte ich nicht das Recht zu wissen, woran ich war? Möglicherweise war die Kondompanne ein Fingerzeig von oben gewesen. Thomas wollte nicht reden – na schön, dann musste ich ihn halt anders dazu bringen, Stellung zu beziehen. Immer wieder versuchte ich, mir seine Reaktion auszumalen, aber es wäre um einiges leichter gewesen, die Lottozahlen vorherzusagen. Einschließlich Zusatzzahl.
    Um mich abzulenken, lümmelte ich mich mit einem Herz-Schmerz-Roman auf das Sofa und tauchte ein in die bittersüße Welt von Liebe, Hass und Intrigen. Ich fieberte mit, als hätte der Autor mein Schicksal zu Papier gebracht. Doch bevor ich herausfinden konnte, ob sich den widrigen Umständen und Naturkatastrophen zum Trotz doch noch alles zum Guten wenden würde, hörte ich, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Die Badezimmertür klapperte, dann rauschte die Klospülung.
    Kurz darauf stand Thomas im Wohnzimmer. Um die Nase herum sah er ein bisschen käsig aus. »Was bedeutet denn das?« Hilflos hielt er das Röhrchen und den Beipackzettel in die Höhe. Kaum zu glauben! Der Herr Architekt, der

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