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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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noch nach vorn blicken.
    Der Blick nach vorn war allerdings alles andere als viel versprechend. Genauer gesagt sogar ziemlich duster. Bisher hatte ich Kais winziges Appartement ausschließlich im möblierten Zustand gesehen, und da war es mir schon nicht besonders gemütlich vorgekommen. Doch jetzt, wo keine Bilder mehr an den Wänden hingen und keine Lampe mehr darüber hinwegtäuschen konnte, wie wenig Licht zu den kleinen Fenstern hereinfiel, traf mich fast der Schlag. Heiliger Bimbam, hier bekam man ja Beklemmungen! Mehr als ein Wohnklo war das wirklich nicht!
    Mona schien Gedanken lesen zu können. »Ist ja nur so lange, bis Thomas dir deinen Anteil an eurer Wohnung ausbezahlt hat und du dir etwas anderes leisten kannst«, tröstete sie mich.
    Mit vereinten Kräften schleppten wir Möbel, Umzugskartons, Grünpflanzen und den ganzen anderen Krempel in meine neue Bleibe. Während Josch und Kai fluchend und schwitzend den Kleiderschrank aufbauten, begannen Mona und ich damit, die Kisten auszuräumen. Ich war dankbar, dass ich das nicht alleine erledigen musste, denn an fast jedem Stück hingen irgendwelche Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Thomas.
    Da war zum Beispiel dieses bunt gemusterte Essservice. »Thomas und ich haben das Geschirr auf einem kleinen italienischen Wochenmarkt entdeckt. Stundenlang haben wir mit dem Händler gefeilscht. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie heiß es an diesem Tag gewesen ist, uns lief die Suppe nur so runter. Wieder zurück in Deutschland, hat Thomas mir dann gestanden, dass er das Service nur mir zuliebe gekauft hat. Aber eigentlich finde ich es scheußlich, ich hatte angenommen, dass es ihm gefallen würde!«, erzählte ich Mona mit einem dicken Kloß im Hals.
    Meine Freundin entriss mir die Teller. »Lass mal, ich mach das schon. Nimm die nächste Kiste«, befahl sie. Artig gehorchte ich. Und dann hielt ich auf einmal den hübschen Spiegel in den Händen, den Thomas mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Auf dem silbernen Rand war ein Zitat von Christian Morgenstern eingraviert: »Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.« In einem anderen Karton fand ich die Grönemeyer-CD mit »unserem« Lied. Und so ging es weiter ... Verbissen versuchte ich, die Gedanken an die schöne, gemeinsame Zeit zu verdrängen. Ich ackerte wie eine Bescheuerte und gönnte mir keine Minute Pause.
    Gegen Abend waren wir fast fertig. Nachdem Josch rasch ein paar von meinen Bildern aufgehängt hatte, sah das Appartement schon nicht mehr ganz so deprimierend aus.
    Als meine fleißigen Helfer sich verabschiedeten, drückte mir Mona einen Teddybär in die Arme. »Da, für dich. Damit du nicht so allein bist. Das ist Anton. Anton hat viele Qualitäten. Er schnarcht nicht, gibt keine Widerworte und ist ein ganz pflegeleichter Geselle.« Der gute Anton war zwar ein bisschen klein geraten und hatte außer Stroh nicht viel im Kopf, aber ansonsten fand ich ihn ganz o.k. Und außerdem hatte ich ja noch Linus.
    Allerdings schien den kleinen Racker die Trennung von Thomas genauso sehr mitzunehmen wie mich. Auch ohne Trauschein war er ein Scheidungshund. Wie man so hörte, waren es in der Regel die Kinder, die am meisten unter einer Trennung litten. Tiere standen ihnen aber, wie ich jetzt feststellen musste, in nichts nach. Linus fraß nicht mehr richtig, und auch unsere gemeinsamen Spaziergänge konnten ihn nur vorübergehend aufheitern. Das Schwänzchen, das früher nie stillgestanden hatte, wedelte nur noch ganz selten hin und her. Es tat mir in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen.
    Ein paar Tage später rief Thomas an. »Du hast dein Radio hier vergessen«, sagte er. »Ich dachte, du vermisst es vielleicht. Soll ich es dir vorbeibringen?«
    Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust, ihm zu begegnen. Mir fiel es so schon schwer genug, mich in der neuen Wohnung einzuleben, und ich befürchtete, dass ein Treffen mit ihm den mühsam gewonnenen Abstand wieder zunichte machen würde.
    »Wie geht’s denn unserem kleinen Scheißerchen?«, fragte Thomas in meine Überlegungen hinein. Das gab den Ausschlag. Ich hatte kein Recht, so egoistisch zu sein, schließlich musste ich auch an Linus denken. Mir schwebte so eine Art Besuchsrecht vor. Kino oder McDonald’s fielen in diesem Fall wohl flach, aber Thomas konnte ja gelegentlich die abendliche Gassirunde übernehmen.
    Als Thomas Linus abholen kam, wirbelte ich gerade mit vor Hitze und Panik geröteten Wangen in der Küche

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