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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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grenzender Erhabenheit war ersetzt worden durch die stolze Demut eines Auserwählten.
    Amüsiert verdrehte Eve innerlich die Augen.
    Oh, diese Schotten und ihr Nationalstolz .
    Aber sie konnte ihn nur zu gut verstehen, war sie doch ebenfalls sehr stolz auf ihre eigenen Wurzeln im Hause de Saint-Clair – besonders seit sie wusste, dass der Begründer dieses Hauses Margaret damals das Leben gerettet hatte.
    »Ich nehme an, Sie sind hier, um Ihrer Urahnin die Aufwartung zu machen«, sagte er. »Daher der außerordentliche Besuch in ihrer Kapelle, richtig?«
    »Wenn es keine zu großen Umstände macht«, bestätigte Margaret lächelnd.
    Er deutete auf die Burg hinter sich. »Das ist immerhin Ihr Zuhause«, sagte er, und Eve musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Er hatte ja keine Ahnung, wie recht er damit hatte. »Es zu besuchen hätte für Sie keiner so unglaublich großzügigen Spende bedurft …«
    Über sich selbst erschrocken biss er sich so unauffällig wie möglich, aber bei weitem nicht unauffällig genug, auf die Zunge. Seine Begeisterung war mit ihm durchgegangen, und Eve sah ihm an, dass er hoffte, dass Margaret ihn nicht beim Wort nahm.
    »Ich würde die Summe sogar verdoppeln«, sagte Margaret mit einer geheimbündlerisch konspirativen Note in der Stimme, »wenn ich mich darauf verlassen kann, dass niemand von meinem heutigen Besuch erfährt, auch in Zukunft nicht.«
    Eve konnte leicht erkennen, dass ihn das Angebot traf wie ein Blitz. So sehr er sich auch bemühte, sich nichts anmerken zu lassen, sah sie, dass er hin- und hergerissen war zwischen der Freude über die Verdopplung der Spende und seiner Zerknirschtheit darüber, dass er niemandem davon erzählen durfte, einer echten Nachfahrin der einzigen Schutzheiligen Schottlands begegnet zu sein.
    »Ich wusste, dass ich mich auf die Diskretion eines schottischen Gentlemans verlassen kann«, nahm Margaret seine Entscheidung mit einem dankbaren Lächeln und klarer Autorität im Tonfall vorweg. »Der Clan MacDougall ist bekannt für seine Loyalität und Ehrenhaftigkeit.«
    Er sackte ein wenig in sich zusammen, eine Spur von Trauer im Blick. »Aber selbstverständlich, Hoh… äh, M’Lady. Wenn Sie mir dann bitte folgen möchten.«
    Er machte eine einladende Geste zur Brücke, die über den breiten Burggraben hinweg zum Torhaus der Festung führte. Eve fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, wieso Edinburgh Castle im Mittelalter und davor als uneinnehmbar gegolten hatte. Wem auch immer es gelungen sein mochte, sich den schmalen Felsgrat gegen die Soldaten der Burg nach oben zu kämpfen, war noch lange nicht über die Brücke, die von den Mauern dahinter nur allzu leicht zu verteidigen war.
    Der Chauffeur trat an Margaret heran und reichte ihr ein Handy. »Rufen Sie mich, sobald Sie mich wieder brauchen«, sagte er. »Die Nummer ist auf dem ersten Kurzwahlplatz.«
    Margaret schaute ihn an, als hätte er gerade versucht, ihr die Relativitätstheorie zu erklären.
    »Ich nehme das«, sagte Eve und steckte das Handy in ihre Tasche. Margaret schenkte ihr ein erleichtertes Zwinkern, und die beiden Frauen folgten Ryan MacDougall über die Brücke.
    Eve rieselte eine Gänsehaut über den Rücken bei der Vorstellung, dass sie, wenn sie den Burggraben das nächste Mal passierte, so unsterblich sein würde wie Margaret und Ben. Das Gefühl wurde so stark, dass ihr die Knie weich wurden.
    Sie wünschte sich, dann Gelegenheit zu finden, mit Ben wieder ins Reine zu kommen. Aber wenn sie ehrlich war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er ihr noch einmal verzieh.

76
    »Wie Sie sicherlich wissen, ist die Kapelle Ihrer Ahnin das älteste heute noch stehende Steingebäude der Festung und damit auch der Stadt«, dozierte MacDougall ein wenig außer Atem, während er Eve und Margaret über die breite, sich schneckenhausförmig emporwindende Treppe an den Geschützmauern der Halfmoon Battery vorbei hoch in den oberen Burghof führte. »Alle anderen Gebäude der Burg sind im Laufe der Jahrhunderte immer wieder abgerissen und hinsichtlich modernerer Angriffsmethoden neu errichtet worden.«
    Schließlich gelangten sie bei der Felskuppe an, auf der die kleine, im Vergleich zum Rest der gewaltigen Anlage fast unscheinbare Kapelle stand. Eve sah, wie Margaret kurz innehielt, und bemerkte, dass sie sich heimlich eine Träne von der Wange wischte.
    MacDougall ging vor und schloss das Portal auf. »Bitte sehr.« Er machte eine einladende Geste ins Innere.
    »Danke«, erwiderte

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