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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Europäer auszuweichen.
    Für die nächsten hundertfünfzig Jahre lebte ich unter den Völkern der Apachen. Aber je mehr Europäer sich an der Küste ansiedelten, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich mich nicht ewig würde verstecken können. Und zugegebenermaßen waren rund zweihundert Jahre Idylle in der freien Natur auch allmählich ein wenig langweilig geworden. Also baute ich mir ein Kanu und fuhr den Arkansas River hinab bis in den Mississippi. In Louisiana angekommen mischte ich mich unter die dort inzwischen lebenden Franzosen, stahl mir ein wenig Geld zusammen und gründete eine Zuckerrohrplantage. Die Europäer zahlten viel für den Zucker, und schon bald stand die Plantage auf sicheren Füßen. Ich reiste viel und lange. Zum einen, um zu vermeiden, dass meine Arbeiter darauf aufmerksam wurden, dass ich nicht alterte, und zum anderen, um immer in Bewegung zu bleiben, damit mich der Orden nicht fand.
    In Georgia gründete ich eine zweite Plantage, diesmal Baumwolle, und in Virginia eine dritte: Tabak. Von dort aus führte mich mein Weg weiter in den Norden, bis ich schließlich nach New York gelangte.
    Was für eine Stadt, Eve. Der Unabhängigkeitskrieg gegen England war gerade gewonnen und George Washington Präsident der neuen Nation. In New York brodelte das Leben, und es fiel mir nicht schwer, mich unerkannt mitten darin zu bewegen. Also setzte ich Verwalter für die Plantagen ein und zog nach New York. Es waren die turbulentesten Jahrzehnte meines Lebens. Varietés, Musical-Theater, Bälle. Es war einfach umwerfend.
    Und so vergingen die nächsten fünfzig Jahre fast wie im Flug. Inzwischen war es 1840, und weit über dreihundert Jahre waren seit meiner ersten Gefangennahme durch den Orden vergangen. Ich war mir sicher, dass er inzwischen nicht mehr existierte, und außerdem, so gut es mir in New York auch ging, ich hatte schreckliches Heimweh nach Europa, vor allem nach England und Schottland. Die junge Viktoria war drei Jahre zuvor zur Königin gekrönt worden, und ich brannte darauf, mir anzusehen, was aus meinen früheren Königreichen geworden war. Also bestieg ich ein Schiff und fuhr hinüber.
    Dummer Fehler. Denn natürlich gab es den Orden noch. Und er war noch sehr viel vernetzter als damals. Ich weiß bis heute nicht, wie sie mir damals auf die Schliche kamen, aber ich befand mich noch kein halbes Jahr in England am Hofe Viktorias, da hatten sie mich schon entdeckt. Wer weiß, vielleicht habe ich mich irgendwie geschnitten, und jemand hat gesehen, wie schnell die Wunde heilte. Keine Ahnung.
    Auf jeden Fall war ich plötzlich wieder auf der Flucht. Ich schaffte es noch fast neun Jahre lang, ihrem Zugriff zu entkommen, aber nur, weil ich in den Londoner Untergrund ging und mich dort als Diebin verdingte, um genügend Geld für eine Rückreise nach Amerika zusammenzukratzen. All meinen anderen Besitz hatte ich zurücklassen müssen.«
    »Warum hast du dich nicht damals schon an Rinaldo gewandt?«, fragte Eve. »Er hätte dir doch bestimmt geholfen.«
    Margaret verzog den Mund zu einem traurigen Lächeln. »Das konnte ich nicht. Aus Sorge, ich würde den Orden damit auch auf seine Fährte führen.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich hatte beinahe genug Geld für eine Schiffspassage zusammen, da wurde ich selbst von Dieben überfallen und schwer verletzt. Irgendwer brachte mich in ein katholisches Hospital, und die Schwestern, erschrocken über meine übernatürlich schnelle Genesung, machten Meldung bei ihrem Bischof.« Sie seufzte. »Ich wurde überwältigt, in Ketten gelegt und nach Rom gebracht. Und dort blieb ich, bis du mich gefunden hast.«

75
    Edinburgh Castle.
    Errichtet auf dem Basaltpflock eines erloschenen Vulkans ragt Edinburgh Castle über den Kern der alten Stadt in den Himmel wie die vor Zorn geballte Faust eines steinernen Riesen aus der Zeit vor der Ankunft der Götter.
    Eve schaute aus dem Fenster des Rolls und musste daran denken, wie Margaret ihr in den Katakomben erzählt hatte, dass hier lange vor der überlieferten Invasion der Angeln und Sachsen ein Volk gelebt hatte, das die Götter um Odin angebetet hatte.
    Die Uotodin, Gododdin oder Votadini.
    Wenn Margarets Geschichte stimmte – und daran zweifelte Eve mittlerweile, da sie sie näher kennengelernt hatte, nicht länger –, hatte es gar keine Invasion gegeben, sondern lediglich die Rückkehr eines Volkes in seine ursprüngliche Heimat. Einer Heimat, aus der sie durch die Kelten Iberias vertrieben worden waren.
    Das ließ

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