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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Bodyguard.
    Der Maskierte auf dem Balkon schlich näher an die Tür heran, um besser hören zu können.
    »Und Sie konnten sie nicht davon überzeugen, die Sache wieder fallen zu lassen?«, fragte der Aristokrat mit tiefer, Gehorsam gewohnter Stimme in das in seiner Hand seltsam modern anmutende iPhone. Er lauschte der Antwort, bevor er sagte: »Deswegen haben wir Ihnen diesen heiklen Posten doch zugeschanzt. Manchmal frage ich mich, ob Ihnen überhaupt klar ist, was auf dem Spiel steht.« Pause. »Nein. Das ist nicht nötig. Ab hier übernehmen wir. Aber Sie informieren uns, wenn es Neuigkeiten gibt.«
    Er beendete das Telefonat ohne Gruß, nahm eine dünne Akte vom Tisch und reichte sie einem der beiden anderen Männer.
    »Observation. Stufe drei. Das volle Programm. Wenn sie zu nahe kommt, weißt du, was du zu tun hast, Kabir.«
    Der Angesprochene hielt die Akte so, dass der Maskierte vor der Tür den Namen auf dem Deckblatt lesen konnte: Eve Sinclair.

3
    Risinghurst bei Oxford.
Eve Sinclairs Haus.
    Die Sonne stand noch nicht sehr hoch im Osten, als Eve Sinclair in ihrem schwarzen Audi S5 Coupé vor ihrem Haus in der Stanway Road vorfuhr und zusammen mit ihrer Assistentin Anne ausstieg. Trotz des wenigen Schlafs war sie hellwach und fühlte sich so frisch wie lange nicht mehr. Sie wusste, dass das sehr viel weniger an dem sensationellen Erfolg des vergangenen Projekts lag als an der Vorfreude auf das vor ihr Liegende. So war sie nun mal: Triumphe bedeuteten ihr nichts, Herausforderungen alles. Und bei dem, was sie in Zukunft zu entdecken hoffte, handelte es sich wohl um das größte Geheimnis der Medizingeschichte, ja, um das größte Geheimnis der Menschheit überhaupt.
    Beide waren sie beladen mit ihren Notebooks, Akten, einer Box voller kleiner Kuchen und Kaffeebechern von Starbucks.
    »Du musst wirklich nicht dein erstes freies Wochenende seit drei Monaten dafür opfern, mir bei der Recherche zu helfen, Anne«, sagte Eve schon zum dritten Mal, während sie ihre Last auf einer Hand balancierte, um mit der anderen in der Handtasche nach ihrem Hausschlüssel zu kramen, den sie natürlich erst ganz unten fand. Sie konnte Annes Hilfe gerade in der Anfangsphase des neuen Projekts nur zu gut gebrauchen, wollte sie aber so kurz nach dem gerade abgeschlossenen nicht überstrapazieren.
    Anne lachte. »Sie meinen, ich soll die einmalige Chance, die schon jetzt international berühmte Naturmedizinforscherin Doktor Eve Sinclair bei ihren ersten Schritten zur Entdeckung des größten Geheimnisses aller Zeiten – dem Geheimnis des ewigen Lebens – zu begleiten, sausen lassen für die Aussicht auf seit Wochen überfälliges Wäschewaschen, Spülen und Wohnungsputzen?«
    Auch Eve lachte. »Na ja, so betrachtet …« Sie schloss die Tür auf, und die beiden betraten das kleine Haus. »Und nenn mich bitte endlich Eve.«
    »Gern, Doktor Sinc… Ich meine, Eve.« Dann blieb Anne mit vor Staunen offenem Mund kurz hinter der Türschwelle stehen und schaute sich aus großen Augen um. »Das ist ja ein Zauberschlösschen«, hauchte sie mit fast kindlicher Ehrfurcht.
    Der Flur des von außen winzig erscheinenden Häuschens war mittels Durchbrüchen in die umliegenden Zimmer erweitert worden. Diese Durchbrüche waren Bögen auf freistehenden Säulen, die wiederum mit naturgetreu nachgearbeiteten Laubranken und kunstvoll bemalten Vögeln und Schmetterlingen geschmückt waren. Zwischen den Säulen und den Wänden wehten hauchdünne Leinenfahnen, die in ihrem Purpur einen wundervollen Kontrast zu dem eierschalfarbenen Glattputz bildeten.
    Das von der Tür aus hintere Zimmer hatte einen aprikosenfarben getönten Baldachin, der von der Raummitte aus die gesamte Zimmerdecke unterspannte bis hin zu der breiten, fast sprossenfreien Fensterfront. Durch die hindurch konnte man hinaus in den Garten sehen, wo zwischen scheinbar willkürlich verteilten antiken Säulenbruchstücken, Skulpturen und Vogeltränken aus verwaschenem Marmor Efeu mit Goldregen um die Wette rankte und bunte Wildblumen auf herrlich dicht bemoostem Rasen tanzten.
    »Ja, das ist es«, sagte Eve und freute sich über Annes Lob. »Ein Zauberschlösschen. Ich habe drei Jahre daran gearbeitet.«
    »Was für ein Kontrast«, begann Anne, unterbrach sich dann aber selbst und wurde rot.
    »Zu der kühlen und rein analytisch denkenden Wissenschaftlerin Doktor Sinclair?«, fragte Eve, die wusste, was Anne hatte sagen wollen. Die Farbe auf Annes Wangen wurde noch einen Ton tiefer. Eve

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