Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
Vom Netzwerk:
Fingern noch zerbrechlicher wirken ließ.
    »Guten Tag«, sagte Eve auf Englisch.
    Der Steinmetz lächelte und nickte. »Guten Tag. Was kann ich für Sie tun, junge Frau?«
    Eve holte den Sephirot aus der Handtasche und legte ihn auf den Tresen. »Ich bräuchte hiervon eine Kopie.«
    Der alte Chinese stellte das Pferdchen zur Seite und nahm den Stein in die Hand, um ihn sich eingehend zu betrachten. »Kein Problem«, meinte er schließlich. »Lassen Sie ihn hier. Sie können die Kopie übermorgen abholen.«
    »Ich kann den Stein nicht hierlassen. Können Sie nicht einen Abdruck machen?«
    »Das ginge«, antwortete er und holte mit gemächlichen Bewegungen eine etwa dreißig mal dreißig Zentimeter große Metalldose aus dem Regal hinter sich.
    »Ich hätte es ein wenig eilig«, drängelte Eve und lächelte dabei so freundlich, wie sie nur konnte.
    »Ach, die Jugend«, sinnierte er. »Alles so schnell wie nur irgend möglich. Keine Geduld mehr.«
    Er klappte die Metalldose in der Mitte auf. Boden und Deckel waren gleichermaßen fünf bis sechs Zentimeter tief und mit Bienenwachs gefüllt. Er staubte den Stein mit etwas Puder ein, legte ihn auf den unteren Teil der Dose und drückte ihn bis zu etwa der Hälfte in das Wachs hinein. Dann presste er den Deckel von oben darauf, bis die Dose wieder geschlossen war. Anschließend stellte er die Dose auf einen Dreifuß über einen Bunsenbrenner und entzündete ihn.
    Eve warf einen Blick zur Tür.
    »Nur ein paar Sekunden«, beruhigte sie der alte Chinese und schaltete den Bunsenbrenner auch schon wieder aus.
    »Und die Kopie bräuchte ich heute noch«, sagte Eve, während er die Dose in eine Zinkwanne stellte und mit Wasser aus einem Tonkrug begoss.
    »Ich benötige dafür etwa zwei Stunden«, erklärte er, »aber ich habe noch jede Menge anderer Arbeiten zu erledigen. Also es ginge frühestens …« Er verstummte, als er den Diamanten sah, den Eve auf den Tisch gelegt hatte. Er erkannte auf den ersten Blick, dass er echt war.
    »Das ist viel zu viel.« Er schüttelte den Kopf.
    Eve sah sich die Jadefiguren in dem Verkaufsregal neben ihr an. Eine ganz besonders fein gearbeitete zeigte einen Tiger im Sprung. Sie nahm sie und stellte sie auf den Tresen.
    Der Steinmetz hatte inzwischen den Sephirot aus der wieder erstarrten Bienenwachsmasse genommen und legte ihn neben die Figur. Eve steckte ihn schnell zurück in die Tasche.
    »Das ist immer noch viel zu viel«, sagte der Chinese. »Darauf kann ich nicht herausgeben.«
    »Behalten Sie den Rest«, entgegnete Eve. »Ich komme in etwa zwei Stunden wieder, um die Kopie abzuholen.«
    » Hier sind Sie!« Ben stand auf einmal in der Eingangstür und klang gereizt. »Ich kann Sie nicht beschützen, wenn Sie sich davonschleichen.«
    Eve nahm den Jadetiger und trat auf ihn zu. »Ich habe Sie verletzt. Ich weiß zwar nicht, womit, aber ich habe es Ihnen angemerkt. Was immer es war, es tut mir leid, und ich will mich entschuldigen. Mit einem Geschenk.« Sie hielt ihm den Jadetiger hin. »Hier. Er erinnert mich an Sie.«
    Ben nahm die kleine Schnitzerei entgegen und fragte augenblicklich alarmiert: »Haben Sie mit Kreditkarte bezahlt?«
    »Halten Sie mich für dämlich?« Dass er in Erwägung zog, sie könnte so naiv sein, mit Kreditkarte zu bezahlen, ärgerte sie. Sie war sich im Klaren darüber, dass die Aesirianer und die Hüter des Baumes, wenn sie auch nur annähernd so mächtig wären, wie Ben sie geschildert hatte, eine Kreditkartenzahlung zurückverfolgen würden.
    Ben sah zunächst den Tiger und dann Eve verdutzt an.
    »Gefällt er Ihnen nicht?«, fragte Eve.
    »Ähm. Doch. Er ist schön. Äh … danke.«
    »Das freut mich.« Sie hakte sich bei ihm unter. »Dann gehen wir jetzt ins Museum.«

40
    Wenige Minuten später standen Eve und Ben vor der Bronzeskulptur des »Baumes des Lebens«. Sie war etwa drei Meter hoch und für ihr Alter unglaublich fein gearbeitet. Um das untere Ende des Stammes war ein Drache geschlungen, und in der Krone saß ein Phönix.
    »Drache und Phönix. Beides Symbole der Unsterblichkeit in der chinesischen Mythologie«, sagte Ben und sah sich die Skulptur genauer an, um herauszufinden, wie er den Stein verwenden sollte, um den nächsten Hinweis zu erhalten.
    Eve erinnerte sich an Feldmanns Zeichnungen der nordischen Welteneibe Yggdrasil und sprach Ben darauf an.
    Der nickte, während sein Blick den Stamm und die geschwungenen Zweige absuchte. »Das gleiche Motiv gibt es bereits im sumerischen

Weitere Kostenlose Bücher