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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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nach Köln ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass unsere Verfolger wissen, dass wir jetzt in China sind«, meinte sie. »Und Sie müssen nach all der Zeit, die Sie jetzt schon wach sind, unendlich müde sein. Oder brauchen Unsterbliche keinen Schlaf?«
    Er lächelte verschmitzt. »O doch. Ich könnte im Stehen einschlafen.«
    »Sehen Sie? Ich habe inzwischen zweimal geschlafen. Dank Ihnen«, fügte sie mit freundlichem Sarkasmus hinzu. »Gehen Sie zurück ins Hotel, organisieren Sie den Trip für morgen früh, und hauen Sie sich dann aufs Ohr. Ich komme schon zurecht.«
    Er zögerte.
    »Ben«, sagte sie, »wie wollen Sie mich beschützen, wenn Sie stehenden Fußes einschlafen?«
    Schließlich lenkte er ein. »In Ordnung. Dann sehen wir uns morgen früh.«
    »Bis morgen früh«, sagte sie, winkte ihm zu und tat so, als wollte sie sich noch ein paar der Ausgrabungsstücke ansehen. Nachdem Ben gegangen war, wartete sie sicherheitshalber noch fünf Minuten, ehe sie ebenfalls das Museum verließ.

41
    Kurz darauf betrat Eve die Steinmetzwerkstatt, in der sie die Kopie des Sephirot in Auftrag gegeben hatte. Das Innere war dunkler als vorhin. Die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen. Vermutlich bereitete sich der Besitzer schon auf den Feierabend vor. Oder dank des Diamanten, den sie ihm gegeben hatte, vielleicht sogar auf seinen Ruhestand.
    »Hallo«, rief sie und wartete.
    Gleich darauf trat der alte Chinese lächelnd und sich verneigend durch einen Türschleier in den Raum.
    »Guten Abend«, sagte er. »Ich bin sofort fertig. Kommen Sie.« Er winkte ihr zu, ihm in die Werkstatt hinter dem Tresen zu folgen. »Trinken Sie solange einen Chai.«
    »Danke«, sagte Eve und ging ihm nach.
    Kaum hatte sie die verhängte Tür passiert, wurde sie plötzlich von beiden Seiten von kräftigen Händen gepackt. Sie erschrak und wollte aufschreien, doch jemand verklebte ihr den Mund mit Panzertape.
    Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, so gut es ging, aber die Angreifer waren zu stark.
    Eve erkannte in dem Halbdunkel zwei Chinesen in Kutten, und ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken. Es waren die gleichen Kutten wie die der Männer, die sie im Kloster angegriffen hatten.
    Die Hüter .
    Der Steinmetz musste sie verraten haben.
    Sie fluchte in das übel schmeckende Klebeband hinein. Wie hatte sie nach allem, was ihr Ben über die Hüter des Baumes erzählt hatte, ausgerechnet beim Ausstellungsort eines der berühmtesten Bäume des Lebens eine Kopie des Sephirot in Auftrag geben können? Viel zu spät wurde ihr klar, dass es an solchen Orten vor Spionen der Hüter nur so wimmeln musste.
    Der Steinmetz stand in der Ecke und lächelte nicht mehr, während die anderen beiden auch ihre Hand- und Fußgelenke mit Tape umwickelten und begannen, sie zu durchsuchen.
    Einer der beiden Kuttenträger sagte etwas auf Chinesisch.
    Der Steinmetz fluchte und fragte dann: »Wo ist das Original?«
    Eve schüttelte den Kopf.
    Die drei wechselten aufgebracht einige Sätze, die Eve nicht verstand. Dann schlug ihr einer der beiden Kuttenträger mit der Handkante ins Genick.
    Sie bekam noch mit, wie ihr die Beine den Dienst versagten und sie zu Boden sackte. Dann war sie bewusstlos.

42
    Bens innerer Alarm riss ihn aus dem Schlaf. Er war nicht sicher, was diesen Alarm ausgelöst hatte; ein Geräusch vielleicht oder ein Luftzug, möglicherweise ein Duft. Angreifende Männer haben ihre ganz eigene Witterung, auch solche, die sich anschleichen. Augenblicklich war sein Körper angespannt bis zur letzten Faser, bereit loszuspringen. Nicht aber ohne sich vorher vergewissert zu haben, aus welcher Richtung die Gefahr kam.
    Er fluchte in sich hinein, dass er sich von Eve Sinclair hatte einreden lassen, niemand könnte wissen, dass sie in China waren, und dass er deshalb all seine üblichen Vorsichtsmaßnahmen vernachlässigt hatte. Kein Alarmsystem, keine Fallen, kein Fluchtplan.
    Dennoch war er immer auf einen Angriff vorbereitet, und so hatte er sich nicht ausgezogen, sondern lag völlig angekleidet auf dem Bett. Sogar die Schuhe trug er noch. Und seine beiden Schwerter lagen links und rechts neben ihm, die Griffe in Höhe seiner Oberschenkel, sodass er sie sofort in die Hände nehmen konnte.
    Er lauschte in die Dunkelheit des Hotelzimmers.
    Lange. Reglos.
    Zwei Männer. Einer auf dem Balkon, der andere …
    In Eves Zimmer !
    Kaum hatte er den Gedanken zu Ende geführt, war er auch schon aufgesprungen, seine beiden Schwerter in den Händen. Er nahm Anlauf

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