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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Gilgamesch-Epos. Die Schlange in der Wurzel des Baums und der Anzud-Vogel in seiner Krone. Oder bei den amerikanischen Ureinwohnern: Wakiya , der Donnervogel, an der Spitze des Totempfahls, und Uktena , die Gehörnte Schlange, an seinem Fuß.«
    Eve fühlte sich auch an das Gemälde in Feldmanns Klosterklause erinnert: »Michelangelos Peccato originale e cacciata dal Paradiso Terrestre .«
    »Was meinen Sie?«
    »Luzifer, die Schlange und der geflügelte Seraph, der den Baum im Garten Eden bewacht.«
    »Ist Ihnen bei dem Bild etwas aufgefallen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Beide entwachsen Schlangenleibern.«
    »Ja, darauf hat mich Feldmann auch hingewiesen. Wieso ist das so?«
    »Ser-aph bedeutet entsprechend des alten Namens des Osiris, A-Ser, Sohn des Feuers , übersetzt ›Der Feurige‹«, erklärte Ben, »oder auch ›Die feurige Schlange‹. Und Luzifer, der ›Morgenstern‹, war ursprünglich selbst einer der Seraphim. Sie haben also den gleichen Ursprung. Nicht nur in ihrer Eigenschaft als Engel, sondern auch in ihrem Bezug zur Schlange und dem Feuer. So wie hier bei der Skulptur vor uns ja auch nicht nur der Drache mit der Symbolik des Feuers einhergeht, sondern bekanntermaßen auch der Phönix, der am Ende seines Lebens in Flammen aufgeht, nur um gleich darauf aus der eigenen Asche wiederaufzuerstehen.«
    »Das kann kein Zufall sein.«
    »Ist es auch nicht«, stimmte Ben ihr zu. »Hinter all dem steckt eine Botschaft. Zurückgelassen von Osiris auf seiner Flucht um die Welt. Wir müssen sie nur entschlüsseln. Wenn ich auch zugeben muss, dass ich keine Ahnung habe, wie.«
    Noch zwei Stunden suchten sie unter den verwunderten Blicken einiger Museumsbesucher und Wächter die Skulptur des Baumes ab, ohne auch nur die Spur eines Hinweises zu entdecken. Es gab weder versteckte Inschriften noch Ausprägungen, zu denen die Löcher des Steins gepasst hätten.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Ben. »Feldmanns Hinweis war doch eindeutig.«
    »Gibt es vielleicht irgendwo anders noch einen Berg der drei Sterne?«, fragte Eve.
    »Meines Wissens nach keinen, der irgendetwas zu tun hätte mit dem Baum des Lebens. Auch den chinesischen Notizen in Feldmanns Buch zufolge meinte er diesen Baum.«
    Eve holte das kleine Buch hervor und blätterte die entsprechende Seite auf. Zum bestimmt zehnten Mal, seitdem sie sich im Museum befanden. Die Zeichnung dort zeigte exakt und maßstabsgetreu den Baum, vor dem sie gerade standen.
    Plötzlich schlug sich Eve mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Wie dumm«, sagte sie und lachte. »Wie ausgesprochen dumm.«
    »Wer oder was ist dumm?«, fragte Ben.
    »Wir«, sagte Eve und zeigte auf das museumstypische Messingschild vor der Skulptur. Unter chinesischen Schriftzeichen stand auch eine englische Beschreibung. Das Ausgrabungsdatum war 1987.
    »Sie hatten doch schon in Köln gesagt, dass man die Stadt erst 1987 entdeckt hat. Aber Feldmann muss vor über sechzig Jahren hier gewesen sein.«
    »Da stand das Museum doch noch gar nicht.«
    »Eben.«
    Ben verstand. »Wie auch immer er ihn damals gefunden hat, die Skulptur befand sich da noch an ihrem ursprünglichen Standort.«
    Sie liefen durch den Saal zu einer Karte der Ausgrabungsstätte. Nach wenigen Sekunden machte Ben darauf den Fundort der Baumskulptur aus: »Eine Höhle nahe der Bergspitze. Nur ein paar Kilometer von hier.«
    Eve betrachtete die Karte. »Wir werden einen Führer brauchen.«
    »Und Maultiere für den steilen Aufstieg«, fügte Ben hinzu. »Wir organisieren das vom Hotel aus. Für morgen, so früh wie möglich.«
    Eve nickte. »Gehen Sie schon mal vor. Ich möchte mir noch ein wenig die Füße vertreten.«
    »Ich werde Sie nicht allein lassen«, sagte er ernst.
    Sie schaute ihn an. »Trauen Sie mir etwa nicht?« Sie holte den Sephirot aus der Tasche und reichte ihn Ben. »Und das von einem Mann, der mich über Vertrauen belehren will.« Er runzelte die Stirn, doch sie drückte ihm den Stein in die Hand. »Nehmen Sie.«
    Er steckte ihn ein. »Ich meinte nicht, dass ich Ihnen nicht vertraue, Eve. Ich werde Sie nicht allein lassen, weil ich Sie beschützen will.«
    Sie fühlte sich schäbig, aber sie wollte die Kopie des Steins abholen. Nur um sicherzugehen, für den Fall, dass sie getrennt wurden. Oder er sie trotz seines Versprechens, sie beschützen zu wollen, im Stich lassen würde. Immerhin war er ja auch auf dem Weg nach Glastonbury Tor einfach aus dem Auto gestiegen und weggegangen.
    »Nach unserem heimlichen Flug

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