Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
Vom Netzwerk:
unterdrückte wütend einen Fluch, aber sie beachtete es nicht. Ihr Blick war auf seine Hand gerichtet, und ihre Augen weiteten sich ungläubig, während ihr Herzschlag für einen Moment auszusetzen schien.
    Der Schnitt war nicht tief, immerhin war es nur ein Plastikmesser, doch es hatte die Haut deutlich aufgerissen …
    … und zu Eves großem Entsetzen schloss sie sich fast augenblicklich wieder.
    »Das hätten Sie nicht tun dürfen«, knurrte Ben und verdeckte die Hand mit der anderen.
    »Sie sind einer von ihnen«, sagte Eve.
    »Bin ich nicht.«
    »Sie gehören zu den Aesirianern.«
    »Nein.«
    Aber sie hörte ihm nicht länger zu. Sie fühlte sich verraten. Und sie hatte plötzlich wieder Angst vor ihm. »Warum helfen Sie mir? Oder tun Sie nur so, um mich auszuspionieren?«
    »Das ist Unsinn, Eve. Und das wissen Sie. Wozu hätte ich Ihnen dann all diese Informationen geliefert?«
    »Um über mich an den Stein zu gelangen und ihn zu vernichten.«
    »Quatsch! Sie wussten überhaupt nichts von dem Stein und auch nichts von dem Schrein der drei Magi oder dem Sanxingdui. Ich brauchte Sie nicht, um den Stein zu finden.«
    »Und auch ganz sicher nicht, um hinter das Geheimnis der Unsterblichkeit zu kommen.«
    »Um Himmels willen, sprechen Sie leiser, Eve!«
    »Sie sind bereits unsterblich, Ben«, sagte sie – tatsächlich leiser. »Wer sind Sie, und was haben Sie vor?«
    »Ich sagte es bereits, und es entspricht der Wahrheit: Ich beschütze Sie. Ich will Ihnen helfen.«
    »Das genügt mir nicht als Antwort.«
    »Das muss Ihnen reichen. Oder wäre es Ihnen lieber, ich überlasse Sie Ihren Verfolgern?«
    »Das tun Sie nicht, Ben. Sie wollen etwas von mir.«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Das verrate ich Ihnen, wenn es so weit ist.«
    »Lassen Sie mich Ihr Blut untersuchen.«
    »Auf gar keinen Fall«, sagte er eisern.
    »Ich will die Wahrheit wissen!«
    »Die sage ich Ihnen, sobald die Zeit dafür gekommen ist.«
    »Jetzt.« Eve erhob wieder die Stimme. »Oder ich schreie das ganze Flugzeug zusammen.«
    Sie ärgerte sich über sich selbst, dass ihr kein besseres Argument einfiel. Aber nicht lange. Ben drehte sich zu ihr herum, und ehe sie auch nur eine abwehrende Bewegung machen konnte, hatte er sie, wie schon im Auto auf dem Weg zum Glastonbury Tor, an der Schulter gepackt und drückte zu.
    Ihr wurde schwarz vor Augen.

38
    Sanxingdui.
    Der »Berg der drei Sterne« liegt etwa fünfzig Kilometer nordöstlich von Chengdu in der chinesischen Provinz Sichuan. Dort haben Archäologen 1987 die Überreste einer lange vergessenen, uralten Stadt gefunden, einer unvergleichlich hoch entwickelten Kultur aus der Bronzezeit, die weder in der Historie des Landes erwähnt ist noch in einer Mythologie. Die C-14-Datierungsmethode deutet darauf hin, dass sie im gleichen Jahr zerstört wurde wie Jericho, Troja und die minoische Kultur auf Kreta und Ugarit.
    Direkt bei der Ausgrabungsstätte befindet sich ein relativ neu entstandenes Dorf, bestehend aus Touristenhotels, Massenunterkünften für die Ausgrabungsmitarbeiter, Werkstätten, Souvenirshops und einem Museum.
    Den ganzen Weg vom Flughafen dorthin hatten Eve und Ben kein einziges Wort gewechselt. Eve fühlte sich durch den unfreiwilligen Betäubungsschlaf wieder erstaunlich ausgeruht, war aber auch stocksauer. Außerdem war sie zutiefst verwirrt wegen der Erkenntnis, dass Ben ein Unsterblicher war. Nun ja, verwirrt war ganz sicher ein viel zu milder Ausdruck für all das, was sie fühlte und dachte. Vor allem aber warf es noch mehr Fragen auf, als er ihr beantwortet hatte.
    Unter anderen Umständen, also Umständen, die sie gewohnt war, nämlich die Forschung an einem wissenschaftlichen Projekt, hätte sie die »Zusammenarbeit« mit ihm aufgekündigt. Aber dies hier war keine Zusammenarbeit, die man aufkündigen konnte.
    Es war eine Mission.
    Die Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens.
    Sie wurde von Killern zweier mächtiger Organisationen gejagt, die bereits dreimal bewiesen hatten, dass sie sie töten wollten, um zu verhindern, dass sie das Rätsel lüftete.
    Eve wusste, dass sie ohne Ben nicht die Spur einer Chance hatte. Aber sie wusste nun auch, dass sie ihm nicht vertrauen konnte. Was sie nach wie vor nicht wusste, war, wer er war, warum er ihr half und wozu er sie überhaupt brauchte. Wirklich die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit – ließ man außer Acht, dass er ihr bereits dreimal das Leben gerettet hatte.
    Was auch immer seine Motive sein

Weitere Kostenlose Bücher