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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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herabgelassen.
    Der nächste Raum in der Reihe aufeinander folgender Laboratorien war ein Kontroll- und Probenaufbereitungsbereich. Hier standen Labortische mit schwarzen Arbeitsflächen, Computerkonsolen, die klobigen Umrisse von zwei elektronischen Rastertunnelmikroskopen sowie einige andere Geräte, die zur Überwachung der Herstellung von Nanomaschinen und der Produktionsprozesse benötigt wurden.
    Das Allerheiligste jedoch war der innere Kern: einzusehen nur durch hochdichte Observationsfenster in der hinteren Wand. Dies war ein Laborraum vollgepfercht mit spiegelblanken Tanks aus rostfreiem Stahl, mobilen Gleitschlitten, die mit Pumpen, Ventilen und Sensoren beladen waren, senkrecht montierten Rahmen für osmotische Filter und aufeinander gestapelten Lucite-Zylindern, welche verschiedene Reinigungsgels unterschiedlicher Stärke enthielten – alles durch sich ringelnde, durchsichtige Silikonschläuche miteinander verbunden, Smith wusste, dass der innere Kern nur durch eine Reihe von Luftschleusen und Umkleideräumen betreten werden konnte. Jeder, der im Produktionsraum arbeitete, musste einen vollkommen sterilen Overall, sterile Handschuhe und Stiefel sowie einen vollständig geschlossenen Helm mit autonomer Luftversorgung tragen. Er grinste süffisant. Wenn die Aktivisten der Lazarus-Bewegung, die draußen vor dem Institut campierten, jemanden in diesem doch sehr gewöhnungsbedürftigen und an Außerirdische erinnernden Outfit zu Gesicht bekämen, würde das ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigen: verrückte Wissenschaftler, die mit tödlichen Giften hantierten.
    In Wirklichkeit war die Situation genau umgekehrt. In der Welt der Nanotechnologie waren die Menschen die Ursache von Gefahren und Verunreinigung. Eine herabfallende Hautschuppe, ein Haarfollikel, selbst die beim Sprechen mit dem Atem in die Luft abgegebenen Feuchtigkeitspartikel oder gar die Explosion eines Niesanfalls konnten auf der Nanoebene schwere Zerstörungen anrichten, weil dabei Öle, Säuren, alkalische Laugen und Enzyme in den Laborraum gelangten, die den Produktionsprozess kontaminieren und negativ beeinflussen konnten. Menschen waren außerdem eine unerschöpfliche Quelle von Bakterien: schnell wachsende Organismen, die die Produktionslösung verderben, Filter verstopfen und sogar die in der Entwicklung befindlichen Nanomaschinen angreifen würden.
    Glücklicherweise konnten die meisten der im inneren Kern oder im Kontroll- und Probenaufbereitungsraum notwendigen Tätigkeiten von außerhalb ausgeführt werden. Robotermanipulatoren, computergesteuerte, motorisierte Geräteschlitten und andere technische Innovationen reduzierten die Notwendigkeit, dass Menschen die »Reinräume« betraten, um ein Beträchtliches. Das überaus hohe Niveau der Automatisierung seiner Laboratorien war eine der meistgefragten Innovationen des Teller Instituts, da es Wissenschaftlern und Technikern weit mehr Bewegungsfreiheit erlaubte als in anderen Einrichtungen.
    Smith schlängelte sich durch das Gewirr von Schreibtischen im Vorraum und steuerte auf Dr. Philip Brinker zu, den leitenden Wissenschaftler der Harcourt Biosciences. Der blasse, große und spindeldürre Forscher saß mit dem Rücken zum Eingang und studierte auf einem Monitor das vom Rasterelektronenmikroskop übertragene Bild so konzentriert, dass er gar nicht bemerkte, wie Jon sich ihm so leise wie eine Katze näherte.
    Brinkers Chefassistent, Dr. Ravi Parikh, war wachsamer. Der kleinere, dunkelhäutige Molekularbiologe sah auf. Er öffnete den Mund, um seinen Boss zu warnen, doch dann machte er ihn mit einem Grinsen wieder zu, als Smith ihm zuzwinkerte und den Finger an die Lippen legte.
    Jon blieb zwei Schritte hinter den Forschern stehen und wartete.
»Verdammt, das sieht gut aus, Ravi«, sagte Brinker, den Blick noch immer auf den Monitor vor ihm gerichtet. »Mann, ich wette, unser Lieblingsspion aus dem Verteidigungsministerium wird sich vor uns verneigen, wenn er das sieht.«
Diesmal versuchte Smith gar nicht, sein Grinsen zu verbergen. Brinker nannte ihn ständig einen Spion. Das war der Standardscherz des Harcourt-Wissenschaftlers über Jons Rolle als Beobachter des Pentagon, aber Brinker hatte keine Ahnung, wie nahe er damit der Wahrheit kam.
Fakt war, dass Jon mehr als nur ein Armeeoffizier und Wissenschaftler war. Hin und wieder arbeitete er in geheimer Mission für Covert-One, eine als streng geheim eingestufte Nachrichtendiensteinheit, die allein dem Präsidenten unterstellt war.

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