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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weißen Haien nachahmte, selbst den winzigsten Tropfen Blut in den Tiefen des Ozeans zu wittern. Doch dieser Vergleich war auch noch in anderer Hinsicht sehr treffend: Jeder Nanophage reagierte auf winzigste Spuren des MessengerMoleküls genauso wie ein Hai, der frisches Blut im Wasser riecht.
    Eingepfercht inmitten des von allen Seiten drängenden und schiebenden Mobs, erkannte der hagere Mann mit dem wettergegerbten Gesicht als Erster das wahre Ausmaß des Grauens, das sich auf sie herabsenkte. Wie alle anderen hatte er aufgehört zu singen und zu johlen und stand nun in grimmigem Schweigen erstarrt da und sah zu, wie eine Bombe nach der anderen detonierte. Die meisten gingen in den nach Westen und Norden gelegenen Trakten des Instituts hoch und schleuderten einen Trümmerregen und gewaltige, von Flammen erfüllte dunkle Rauchwolken in den azurblauen Himmel New Mexicos. Doch Malachi hörte auch andere, leisere Detonationsgeräusche aus dem Innern des weitläufigen Gebäudes.
    Die Frau direkt neben ihm, eine junge Blondine mit harten Gesichtszügen in einer alten Armeejacke mit aufgerollten Ärmeln, stöhnte plötzlich ächzend auf. Sie fiel auf die Knie und fing an zu würgen, als müsse sie sich übergeben, leise zunächst, doch dann lauter und offenbar nicht mehr kontrollierbar. MacNamara sah auf sie hinab und bemerkte die vernarbten Nadeleinstiche auf ihren Armen. Die Einstiche, die am Arm weiter oben lagen, waren rot unterlaufen und frisch.
    Eine Heroinsüchtige, stellte er fest und empfand eine Mischung aus Mitleid und Abscheu. Vermutlich zu der Demonstration der Lazarus-Bewegung gelockt von der Aussicht auf Aufregung und der Chance, Teil von etwas zu sein, das größer und wichtiger war als ihr eigenes tristes Leben. Hatte sich dieses dumme junge Ding hier und jetzt eine Überdosis gesetzt? Er seufzte und kniete sich neben ihr nieder, um zu sehen, ob er irgendwie helfen konnte.
    Dann sah er das groteske Netz aus rotgeränderten Rissen, die sich rasch über ihr entsetztes Gesicht und ihre vernarbten Arme ausbreiteten, und er begriff, dass dies etwas unendlich viel Furchtbareres war. Sie stöhnte erneut und klang mehr wie ein Tier als ein menschliches Wesen. Die Risse weiteten sich. Ihre Haut hing jetzt in schlaffen Falten herab und löste sich rapide zu einer Art durchsichtigem Schleim auf.
    Zu seinem Entsetzen sah MacNamara, dass sich das Bindegewebe unter ihrer Haut – die Muskeln, Sehnen und Bänder ebenfalls auflösten. Ihre Augen verflüssigten sich und glitten tropfend aus ihren Höhlen. Hellrotes Blut quoll aus diesen furchtbaren Wunden. Unter der Maske aus Blut, die jetzt ihr Gesicht bedeckte, konnte er das bleiche Weiß ihrer Knochen sehen.
    Blind streckte die junge Frau jetzt verzweifelt ihre zu Klauen verkrümmten Hände nach vorn. Rotgefärbter Schleim quoll aus der unförmigen Öffnung, die einmal ihr Mund gewesen war. Von Entsetzen und Ekel gepackt und beschämt zugleich wegen seiner Angst, schob sich MacNamara rückwärts. Ihre Hände und Finger lösten sich auf, zerfielen zu einem schleimigen Etwas, in dem einzelne, von einander gelöste Knochen zu erkennen waren. Sie fiel nach vorn und lag zuckend im Gras. Und während er noch mit aufgerissenen Augen auf sie hinabstarrte, sah er, wie ihre Armeejacke und ihre Jeans in sich zusammensackten und sich dunkel färbten von dem Blut und den anderen Flüssigkeiten, die aus ihrem sich auflösenden Körper flossen.
    Eine Ewigkeit lang, so schien es ihm, starrte MacNamara von ungläubigem Grauen erfüllt auf sie hinab, unfähig den Blick abzuwenden. Es war, als würde die Frau von innen her aufgefressen. Endlich lag sie still, nur mehr ein schlaffes, regloses Bündel von Knochen und schleimdurchtränkten Kleidern, das kaum mehr als menschliche Gestalt zu identifizieren war.
    Er richtete sich auf und registrierte jetzt erst den schaurigen und immer vielstimmiger werdenden Chor von schreienden, heulenden und in panischer Angst wimmernden Stimmen, der aus der dicht gedrängten Menge um ihn herum aufstieg. Hunderte von Demonstranten fingen jetzt an zu taumeln und zu schwanken, sich mit den Hände zu betasten oder die Arme um sich zu schlingen, während ihre Körper von innen her aufgefressen wurden.
    Einen langen, nicht enden wollenden Moment verharrten die tausenden, noch nicht infizierten Aktivisten der LazarusBewegung reglos, als seien sie von dem Schock und der gedankenlähmenden Angst am Boden festgenagelt. Doch dann brachen sie los und flohen in alle

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