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Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich krümmend stürzte der Mann zu Boden, während er – in einem vergeblichen Versuch, das, was ihn bei lebendigem Leib auffraß, abzuwehren
– mit seinen zu Klauen gewordenen Händen verzweifelt nach dem Wenigen krallte, was von seinem Körper noch übrig war.
    Jon ertrug den Anblick nicht länger. Er wirbelte herum, machte ein paar taumelnde Schritte und fiel, von einem würgenden Brechreiz geschüttelt, auf die Knie. Im selben Augenblick zischte etwas an seinem Ohr vorbei und bohrte sich einige Meter vor ihm in die Erde.
    Seine Instinkte übernahmen die Kontrolle seiner Reflexe, und Smith warf sich zur Seite und kroch, so schnell er konnte, in die nächste Deckung.
    Am Rand des Wäldchens ließ der Scharfschütze zögernd sein seltsam aussehendes Gewehr sinken. »Das zweite Ziel ist in Deckung gegangen. Ich hab nichts, worauf ich schießen kann.«
    »Das macht nichts«, erwiderte der Mann mit dem Fernglas gleichgültig. »Ein Mann mehr oder weniger ist nicht weiter von Belang.« Er wandte sich an den Funker. »Nimm Kontakt mit der Zentrale auf. Teile ihnen mit, dass Field Two voll im Gange ist und nach Plan zu verlaufen scheint.«
    »Ja, Terce.«
»Was ist mit Prime?«, erkundigte sich der Scharfschütze emotionslos. »Wie willst du in deinem Bericht erklären, dass er tot ist?«
Einen Moment lang lag der Mann mit dem Fernglas still, während er über die Frage nachdachte. Dann erschien der Anflug eines Grinsens auf seinem Gesicht. »Kennst du die Legende von den Horatiern? « , erkundigte er sich.
Der Scharfschütze schüttelte den Kopf.
»Es ist eine alte, sehr alte Geschichte«, erklärte ihm Terce.
»Aus der Zeit der Römer, lange bevor sie ihr riesiges Reich erobert hatten. Drei Brüder aus der Familie der Horatier wurden zu einem Duell gegen die drei besten Krieger aus einer Nachbarstadt geschickt. Zwei von ihnen kämpften tapfer, aber sie wurden getötet. Der dritte der Horatier trug am Schluss den Sieg davon, nicht mit schierer Waffengewalt allein, sondern durch List und Schlauheit.«
Der Scharfschütze sagte nichts darauf.
Der Mann mit dem Fernglas wandte ihm das Gesicht zu und lächelte kalt. Ein Sonnenstrahl fiel durch die dichten Kronen der Nusskiefern auf sein kastanienbraunes Haar und ließ seine auffallend grünen Augen noch heller erscheinen. »Ich bin wie Prime auch einer der Horatier. Aber im Gegensatz zu Prime hab ich vor zu überleben und mir die Belohnung zu holen, die man mir versprochen hat.«

TEIL ZWEI
Kapitel acht
    Hoover Building, Washington, D.C.
    FBI Deputy Assistant Director Katherine (»Kit«) Pierson stand am Fenster ihres Büros im vierten Stock und blickte mit düster gerunzelten Brauen auf die vom Regen glänzende Pennsylvania Avenue hinab. Nur wenige Autos warteten an der nächsten Verkehrsampel, und nur ein paar versprengte Touristen eilten unter Regenschirmen auf den breiten Gehsteigen vorüber. Bis zum allabendlichen Massenexodus der Mitarbeiter aus den Ministerien und Ämtern, der für kurze Zeit die Straßen der Stadt überschwemmte, waren es noch ein paar Stunden.
    Sie widerstand dem Drang, wieder auf die Uhr zu sehen. Zu warten, bis andere endlich handelten, hatte nie zu ihren Stärken gehört.
    Kit Pierson hob den Blick von der regennassen Straße, und als sie sich vom Fenster abwandte, blieb er an ihrem verschwommenen Spiegelbild in der getönten Scheibe hängen. Einen kurzen Moment betrachtete sie sich leidenschaftslos und fragte sich erneut, warum ihr ihre schiefergrauen Augen, die sie anstarrten, so oft wie die einer Fremden vorkamen. Auch mit fünfundvierzig war ihre elfenbeinweiße Haut noch makellos glatt, und die meisten Männer fanden ihr von kurzem braunem Haar umrahmtes Gesicht attraktiv – wie sie sehr wohl wusste.
    Nicht dass sie ihnen viele Gelegenheiten gegeben hätte, ihr das zu sagen, dachte sie kühl. Eine gescheiterte frühe Ehe und eine bittere, sehr unerfreuliche Scheidung hatten sie davon überzeugt, dass sie nicht dazu fähig war, Liebe und ihre Karriere beim FBI unter einen Hut bringen. Die Belange des Büros und die nationalen Interessen der Vereinigten Staaten gingen immer vor
– selbst wenn ihre Vorgesetzten manchmal Angst hatten, diese Interessen klar zu erkennen.
    Pierson wusste, dass die ihrem Kommando unterstellten Agenten und Analytiker sie hinter ihrem Rücken die Winterkönigin nannten. Sie tat es mit einem Schulterzucken ab. Sie forderte von sich weit mehr als sie je von ihnen verlangte. Und es war allemal besser, für ein wenig

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