Die Lazarus-Vendetta
links. Er korrigierte sein Ziel etwas und drückte erneut ab. Das Geschoss schmetterte dem Anführer der Terroristen die Uzi aus der Hand, die scheppernd in ein Gestrüpp schräg hinter ihm flog. Das Geschoss prallte funkenschlagend und winselnd als Querschläger von der Motorhaube des Geländewagens ab.
Offenbar entnervt von den Geschossen, die in seinen Wagen schlugen, trat der Fahrer des Fluchtwagens das Gaspedal durch. Die Räder des Ford Excursion drehten sich eine Sekunde lang durch und fanden dann Halt. Schlingernd und den Hünen mit dem kastanienbraunen Haar in eine Wolke aus Sand und Staub hüllend, schoss der dunkelgrüne Geländewagen los, schleuderte in einer engen Rechtskurve herum und preschte in Richtung des Zauns davon.
Einen Moment lang stand der Hüne mit seitlich geneigtem Kopf reglos da und sah seinen Kumpanen nach, die ihn im Stich ließen. Dann zuckte er, zu Jons Erstaunen, nur mit den mächtigen Schultern und wandte den Blick wieder Smith zu. Sein Gesicht war jetzt vollkommen ausdruckslos.
Jon ging auf ihn zu, den Lauf der Beretta noch immer auf ihn gerichtet. »Nimm die Hände hoch!«
Der andere Mann stand nur da und wartete.
»Ich sagte, nimm die Hände hoch!«, bellte Smith. Er ging weiter und verringerte die Distanz noch mehr. Fünfzehn Meter vor dem Mann, in einer Entfernung, bei der er sich sicher war, jedes Geschoss genau dorthin zu platzieren, wo er sie haben wollte, blieb er stehen.
Der Mann mit dem kastanienbraunen Haar sagte nichts. Seine hellgrünen Augen wurden schmal. Der lauernde Ausdruck in ihnen erinnerte Jon an den Blick eines in seinem Käfig auf und ab gehenden Tigers, den er einmal gesehen hatte, mit dem er die unerreichbare menschliche Beute hinter den Gitterstäben fixierte.
»Und was machst du, wenn ich mich weigere? Mich erschießen?«, fragte er schließlich.
Seine Stimme war sanfter, als Smith erwartet hatte, und sein Englisch perfekt und ohne jede Spur eines Akzents.
Smith nickte kalt. »Wenn ich muss.«
»Dann tu’s«, zischte der andere Mann und machte mit der geschmeidigen Eleganz eines Raubtiers einen langen Schritt nach vorn. Seine rechte Hand zuckte unter sein Jackett und kam mit einem rasiermesserscharfen Nahkampfmesser darin wieder hervor.
Smith zog den Abzug der Beretta durch. Sie ruckte nach oben, und der Rückstoß warf den Schlitten zurück, der die abgefeuerte Patronenhülse auswarf. Doch dieses Mal blieb der Schlitten hinten. Smith fluchte gepresst. Er hatte soeben den letzten der fünfzehn Schuss im Magazin abgefeuert.
Das 9mm-Geschoss traf den Hünen hoch in die linke Brust. Die Wucht des Aufpralls erschütterte ihn einen kurzen Moment lang. Er blickte auf das kleine, rotgeränderte Loch in seinem Jackett hinab. Blut quoll aus der Wunde und färbte den anthrazitgrauen Stoff langsam dunkel. Mehrere Male öffnete und schloss er die Finger seiner linken Hand und bewegte mit der Rechten spielerisch das Kampfmesser hin und her. Seine Lippen verzerrten sich zu einem schmalen, grausamen Grinsen. Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Nicht gut genug. Wie du siehst, lebe ich noch.«
Noch immer grinsend, glitt der Hüne mit den grünen Augen zum tödlichen Stoß geduckt langsam näher, wobei er das Messer in einer fließenden, fast hypnotischen Schleife vor sich hin und her bewegte. Die gefährlich aussehende Klinge blitzte in der Sonne.
Verzweifelt schleuderte Smith die jetzt nutzlose Beretta nach ihm.
Der große Mann duckte sich darunter hinweg und griff an. Er stieß das Messer mit der blitzartigen Schnelligkeit einer zustoßenden Schlange nach Jons Kehle.
Smith riss den Kopf zurück. Die Klinge des Messers blitzte weniger als zwei Finger breit an seinem Gesicht vorüber. Mit ein, zwei schnellen Schritten wich er zurück; sein Atem ging flach und keuchend.
Der Hüne mit den grünen Augen folgte ihm. Wieder schnellte das Messer vor, diesmal tiefer.
Smith drehte sich seitlich weg und ließ seine Handkante in einem kurzen, kräftigen Hieb – der verzweifelte Versuch, dem Kerl das rechte Handgelenk zu brechen – abwärts sausen. Es war, als würde sie auf massiven Qualitätsstahl krachen. Seine Hand war vollkommen taub. Er machte ein paar Schritte zurück und schüttelte seine Finger, um wieder ein bisschen Gefühl in sie zu bringen. Gegen was, zum Teufel, kämpfte er hier?
Der Hüne glitt ein drittes Mal geduckt näher. Sein Grinsen war jetzt noch breiter. Er schien sich bestens zu amüsieren. Diesmal täuschte er mit der Klinge in seiner Rechten einen Stoß
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