Die Lazarus-Vendetta
reiben.
»Wir rechnen damit, dass die Konfiguration unserer Phasedrei-Phagen und ihrer Kontrollexemplare eine höhere Effektivität erzielen wird«, versicherte ihm der ältere der beiden Molekularbiologen. »Die Sensorenanordnung bei den Phasezwei-Phagen war, was Anzahl und Typus betrifft, begrenzt. Durch Hinzufügen zusätzlicher, für verschiedene biochemische Signaturen konfigurierte Sensoren können wir die Anzahl der potenziellen Ziele deutlich vergrößern.«
Der Mann mit den grünen Augen nickte zufrieden.
»Außerdem ist es uns gelungen, den Ertrag der internen
Energiequelle jeder einzelnen Nanophage sprunghaft zu erhöhen«, berichtete der zweite Wissenschaftler. »Wir erwarten eine entsprechende Zunahme ihrer Lebensdauer und ihres Aktionsradius.«
»Was ist mit dem Kontaminationsproblem des Umfelds?«, wollte Nones wissen. »Sie haben die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Teller Institut gesehen.«
»Die Amerikaner sind übervorsichtig«, bemerkte der erste
Wissenschaftler geringschätzig. »Inzwischen müssten die meisten Phase-zwei-Nanophagen zerfallen und damit wirkungslos sein.«
»Die Befürchtungen dieser Leute dort unten sind nicht relevant«, stellte der Mann mit den grünen Augen klar. »Für uns sind allein die Forderungen unseres Auftraggebers relevant. Sie haben den Auftrag, einen verlässlichen Selbstzerstörungsmechanismus für die Phase-drei-Nanophagen zu entwickeln, oder irre ich mich da?«
Der zweite Wissenschaftler verstand die implizierte Drohung in der Stimme des Mannes sehr wohl und nickte hastig.
»Ja, selbstverständlich. Und wir waren erfolgreich.« Seine behandschuhten Finger flogen über die Tastatur und ließen rasch hintereinander eine Reihe von Bauplänen auf dem Bildschirm erscheinen. »Den nötigen Platz in der Hülle zu finden, war ein schwieriges Problem, aber schließlich waren wir in der Lage …«
»Ersparen Sie mir die technischen Details«, unterbrach ihn der dritte der Horatier kühl. »Aber Sie können sie unserem Auftraggeber übermitteln, wenn Sie wollen. Ich befasse mich ausschließlich mit praktischen Dingen. Wenn die Waffen, die Sie für uns entwickeln, schnell, effektiv und zuverlässig töten, habe ich nicht das Bedürfnis zu wissen, wie sie genau funktionieren.«
Kapitel achtzehn
Chicago, Illinois
Helle Bogenlichtlampen verwandelten am westlichen Rand des Campus der University of Chicago in Hyde Park die Nacht in helllichten Tag. Sie beleuchteten die braune und graue Fassade des erst kürzlich errichteten Interdivisional Research Building (IRB), ein riesiger vierstöckiger Gebäudekomplex für interdisziplinäre Forschung, der mehr als 40000 qm Laborflächen und Forschungsräume beherbergte. Noch immer blockierten Bauwagen den Großteil der Gehwege und Grünflächen entlang der Südseite der 57 th Street und der Ostseite des Drexel Bouvelard. Auch im Innern des riesigen Gebäudes brannten Lichter, denn Elektriker, Bodenleger, Stahlbaumonteure und andere Handwerker arbeiteten rund um die Uhr, um das gewaltige Projekt fertig zu stellen.
Wissenschaftler der University of Chicago hatten bei den Fortschritten der Wissenschaft und der Technologie im zwanzigsten Jahrhundert – von der Radiocarbonmethode zur Altersbestimmung organischen Materials bis hin zu den Anfängen kontrollierter Nutzung von Atomenergie – entscheidende Rollen gespielt. Jetzt war die Universität entschlossen, ihren Vorsprung im internationalen Forschungswettbewerb auch in den neuen Wissenschaften des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu behaupten. Das interdisziplinäre IRB war der Grundstein dieser Anstrengungen. Wenn es eröffnet und vollständig in Betrieb genommen war, würden sich Biologen und Physiker die ultramodernen, dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechenden Einrichtungen des Gebäudes teilen. Man hoffte, wenn die Wissenschaftler Seite an Seite arbeiteten, würde dies helfen, die beengenden und zunehmend künstlich aufrechterhaltenen Grenzen zwischen den beiden traditionellen Disziplinen zu überschreiten.
Fast eine Milliarde Dollar aus Spenden der Wirtschaft und von Privatleuten waren aufgebracht worden, um die Baukosten zu tragen, die nötigen High-Tech-Materialien anzuschaffen und die Finanzierung der ersten Serie neuer Projekte zu sichern. Eine der großzügigsten Spenden aus der Wirtschaft kam von den Harcourt Biosciences, um damit einen nagelneuen, hypermodernen Nanotechnologie-Komplex zu finanzieren. Jetzt, so unmittelbar nach der Zerstörung ihrer Labors am
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