Die Lazarus-Vendetta
dem kakophonen Kreischen sich biegenden, zerreißenden Metalls in sich zusammen und stürzte dann völlig ein. Ein Hagel von zerborstenen Steinen und verbogenen Metalltrümmern prasselte auf die Straße und den Innenhof des Instituts. Eine dichte, grauschwarze Wolke aus Rauch, pulverisiertem Beton und Staub waberte himmelwärts, von innen gespenstisch beleuchtet von rot flackernden Flammen und noch funktionierenden Baulichtern.
Eine Stunde später und zehn Blocks davon entfernt trafen sich die drei Führer einer Chicagoer Aktionszelle der LazarusBewegung in großer Eile in der Dachwohnung eines Sandsteinhauses in Hyde Park. Noch immer sichtlich geschockt, standen die zwei Männer und die Frau – alle drei etwa Mitte zwanzig – vor dem Fernseher im Wohnzimmer und sahen sich die mit überschlagenden Stimmen kommentierten Live-Berichte an, die auf allen regionalen und nationalen Nachrichtenkanälen gezeigt wurden.
Mehrere zusammengelegte Overalls von der Baufirma, Helme, Werkzeugkästen und gefälschte Berechtigungsausweise, die sie in den mehr als vier Monaten Planung unter einigen Mühen besorgt hatten, türmten sich auf einem Tisch im Esszimmer hinter ihnen. Oben auf dem Stapel lag ein brauner Umschlag. Er enthielt die Grundrisse des IRB, die sie von der Website der University of Chicago heruntergeladen hatten. Fest verschlossene Gläser mit übel riechenden Flüssigkeiten, Sprayfarbkartuschen und zusammengefaltete Transparente der Lazarus-Bewegung waren in Kartons verpackt, die auf dem Holzfußboden neben dem Tisch standen.
»Wer würde so etwas tun?«, fragte Frida McFadden fassungslos. Sie kaute nervös auf den Spitzen ihrer grün gefärbten Haarsträhnen. »Wer würde das IRB in die Luft sprengen? Einer von unseren Leuten kann es nicht gewesen sein. Unsere Befehle kamen von ganz oben, von Lazarus persönlich.«
»Ich hab nicht die geringste Ahnung«, antwortete ihr Freund mit einem grimmigen Flüstern. Bill Oakes war damit beschäftigt, das Hemd zuzuknöpfen, in das er geschlüpft war, als das Telefon geklingelt und sie die Nachricht erfahren hatten. Er streifte sich mit gespreizten Fingern sein langes, blondes Haar aus den Augen. »Aber eines weiß ich: Wir müssen sämtliche Sachen wegschaffen, die wir für unsere Aktion verwenden wollten. Und zwar schleunigst. Bevor die Bullen kommen und an unsere Tür hämmern.«
»Du sagst es«, brummte das dritte Mitglied ihrer Aktionszelle. Rick Avery kratzte sich am Kopf. »Aber wo können wir alles sicher verschwinden lassen? Im See?«
»Dort würde man es finden«, sagte eine leise, spöttisch klingende Stimme hinter ihnen. »Oder Sie würden gesehen werden, wenn Sie die Sachen ins Wasser werfen.«
Erschreckt wirbelten die drei Lazarus-Aktivisten herum. Keiner von ihnen hatte gehört, wie die Wohnungstür geöffnet oder zugemacht wurde. Sprachlos starrten sie den hünenhaften und auffallend muskulös gebauten Mann an, der in ihrer Diele stand und sie mit kalten Augen musterte. Er trug einen schweren Wollmantel.
Oakes fing sich als Erster. Er machte einen Schritt vorwärts, das Kinn herausfordernd nach vorn geschoben. »Wer zum Henker sind Sie?«
»Sie können mich Terce nennen«, sagte der Mann mit den auffallend grünen Augen gelassen. »Und ich habe was für Sie mitgebracht – ein Geschenk.« Er zog eine Hand aus seiner Manteltasche und richtete die mit einem Schalldämpfer versehene 9mm-Walter Pistole auf sie.
Frida McFadden stieß einen erstickten Angstschrei aus.
Nur Bill Oakes hatte die Geistesgegenwart etwas zu sagen.
»Wenn Sie ein Cop sind«, stammelte er. »Dann möchten wir Ihren Durchsuchungsbefehl sehen.«
Der große Mann lächelte höflich. »Ich bin kein Polizist, Mr Oakes.«
Oakes fühlte, wie ihn ein kalter Schauder durchlief, ehe die Walter einmal kurz hustete. Das Geschoss traf ihn in die Stirn und tötete ihn auf der Stelle. Er fiel nach hinten gegen den Fernseher.
Der zweite der Horatier schwang den Lauf seiner Pistole etwas nach links und drückte erneut ab. Avery ächzte einmal auf und fiel auf die Knie, während seine Hand vergeblich nach dem Blutstrom tastete, der aus seiner zerfetzten Kehle quoll. Der Hüne mit dem kastanienfarbenen Haar drückte den Abzug ein drittes Mal durch, und dieses Geschoss durchschlug den Schädel des bärtigen Aktivisten.
Kreidebleich vor Entsetzen warf sich Frida McFadden herum und versuchte ins nächste Zimmer zu entkommen. Der Hüne schoss ihr in den Rücken. Sie stolperte und stürzte mit verrenkten Gliedern
Weitere Kostenlose Bücher