Die Lazarus-Vendetta
diesem Labor, und ich weiß, was ich gesehen habe – und was ich nicht gesehen habe.« Er richtete den Blick auf die bleiche, dunkelhaarige Frau, um zu sehen, ob sie zum selben verdammten Schluss kommen würde wie er.
Sie sagte jedoch nichts. Ihr Mund war ein dünner Strich. Ihre grauen Augen schienen auf einen fernen Punkt irgendwo außerhalb des engen Zelts gerichtet.
»Sie verstehen, was das bedeutet, oder?«, fragte Smith eindringlich. »Es bedeutet, dass diese Terroristen mit ihren eigenen, einsatzbereiten Nanophagen in das Institut eingedrungen sind – Nanomaschinen, die von Beginn an zu dem Zweck entwickelt und konstruiert wurden, tausende von Menschen zu töten. Wer immer diese Leute waren, sie gehörten ganz sicher nicht zur Lazarus-Bewegung, es sei denn, Sie glauben, die Bewegung betreibt ihre eigenen, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft arbeitenden nanotechnologischen Labors!«
Endlich wandte sie ihm den Blick zu. Ein Muskel auf der rechten Seite ihres Gesichts zuckte. » Falls Ihre Vermutungen richtig sind, könnte das durchaus so sein, Doktor.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber das ist ein sehr großes Falls, und ich bin nicht bereit, all die anderen Beweise, dass die LazarusBewegung involviert war, zu übersehen.«
»Was für andere Beweise?«, fragte Smith. »Haben Sie die Identität der Terroristen festgestellt, die Sergeant Diaz und ich getötet haben? Sie müssen in den Akten von irgendeiner Behörde zu finden sein. Diese Typen waren Profis. Noch dazu waren sie Profis, die agierten, als hätten sie Zugang zu Planung und Durchführung von Einsätzen des Secret Service auf höchstem Niveau. Leute wie die hängen nicht an Straßenecken herum und suchen Arbeit.«
Erneut sagte Pierson nichts darauf.
»Na schön, was ist mit ihren Fahrzeugen?«, drängte Jon.
»Diese großen schwarzen Geländewagen, in denen sie herkamen. Die, die vor dem Gebäude parkten. Konnten Ihre Agenten ihre Herkunft zurückverfolgen?«
Sie lächelte eisig. »Ich leite Ermittlungen straff organisiert, Colonel Smith. Das bedeutet, ich laufe nicht herum und verkünde voreilig die Ergebnisse jeder einzelnen Untersuchung. Bis ich die zuständigen Stellen überredet habe, Sie hier rauszuschmeißen, können Sie von mir aus bei allen relevanten Besprechungen dabei sein. Wenn ich Fakten für Sie habe, werden Sie es erfahren. Bis dahin empfehle ich Ihnen, sich in der Tugend der Geduld zu üben.«
Nachdem Smith das Zelt verlassen hatte, trat Kit Pierson an ihren Schreibtisch und dachte über die Behauptungen nach, die er in den Raum gestellt hatte. Hatte der so selbstsicher auftretende Armeeoffizier damit Recht? War es möglich, dass Hal Burkes Leute absichtlich ihre eigenen Tötungsmaschinen freigesetzt hatten? Sie schüttelte heftig den Kopf und schob den Gedanken beiseite. Das konnte nicht wahr sein. Dass es vor dem Gebäude so viele Tote gegeben hatte, war völlig unbeabsichtigt gewesen. Punktum.
Und die Toten im Gebäude?, bohrte ihr Gewissen weiter. Was war mit ihnen? Opfer, die es in jedem Krieg gibt, beantwortete sie selbst ihre Frage. Es war sinnlos, ihre Zeit mit Schuldgefühlen zu vergeuden. Sie hatte dringendere Probleme, um die sie sich kümmern musste, zuallererst Lieutenant Colonel Smith. Er kam ihr nicht wie ein Mann vor, der zurückstecken würde, egal wie oft sie ihn warnte.
Pierson runzelte die Augenbrauen. Alles hing davon ab, dass sie die alleinige Kontrolle über die Ermittlungen behielt. Dass jemand wie Smith herumschnüffelte und Theorien verbreitete, die ihrer offiziellen Version widersprachen, war unakzeptabel – und höchst gefährlich für sie, für Hal Burke und für die gesamte Operation TOCSIN.
Außerdem glaubte Kit Pierson nicht eine Sekunde lang, dass Smith lediglich als wissenschaftlicher Beobachter und Verbindungsoffizier entweder für USAMRIID oder für die Joint Chiefs arbeitete. Dafür besaß er zu viele außergewöhnliche Fähigkeiten und breit gefächerte Erfahrungen. In seiner FBIAkte gab es, wie sie festgestellt hatte, einige äußerst merkwürdige Lücken. Wer also waren Smiths wirkliche Bosse? Die DIA, die Defense Intelligence Agency? Oder der Nachrichtendienst der Armee? Oder eine aus dem halben Dutzend anderer Mantel-und-Degen-Spionageabteilungen der Regierung?
Sie nahm den Hörer ihres abhörsicheren Telefons und wählte eine siebenstellige Handynummer.
»Hier Burke.«
»Kit Pierson«, sagte sie. »Wir haben ein Problem. Ich möchte, dass Sie eine lückenlose Überprüfung der
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